Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
weiter, Mensch, machen Sie’s kurz. Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit.»
    «Nein, natürlich nicht -»
    «Sir!»
    «Natürlich nicht, Sir. Bald darauf schenkte auch die Squaw, die auf dem Zebrafell schlief, einem Sohn das Leben. Und kurze Zeit später gebar die Frau, die auf der Nilpferdhaut schlief, Zwillingssöhne», endete George hastig. «Womit bewiesen ist, daß die Squaw auf der Nilpferdhaut der Summe der beiden Squaws auf den anderen Fellen entspricht.»
    «Weiter.»
    «Das - das ist alles, Sir.»
    «Die Pointe, wenn ich so sagen darf, scheint mir so schwer auffindbar zu sein wie die bewußte Nadel in dem Heuschober.»
    «Wenn Sie sich noch an den Pythagoreischen Lehrsatz erinnern können, Sir -» versuchte George ihm zu Hilfe zu kommen.
    «Natürlich kann ich mich an den Pythagoreischen Lehrsatz erinnern. Wie, zum Teufel, glauben Sie denn, daß ich den Navigationskurs meines Schiffes bestimme? Jetzt hören Sie mir gut zu, Mr. Graveyard, Churchyard, oder wie immer Sie heißen.» Der Kapitän erhob sich. «Wenn die Reederei Sie dafür bezahlt, solchen Blödsinn zu quatschen, ist das ihre Angelegenheit. Ich kann nur sagen, daß ich darin eine Beleidigung für alle anderen erblicke, die an Bord dieses Schiffes ehrliche ganztägige Arbeit leisten. Für den Rest dieser Fahrt will ich keinen Ton mehr von Ihnen hören. Verstanden? Was mich betrifft, stehen Unterhalter auf einer Stufe mit Stewards. Sie werden Ihre Befehle vom Chefsteward entgegennehmen und dort dann unterhalten, wie er es Ihnen befiehlt. Und jetzt verschwinden Sie.»
    «Ja, Sir», sagte George sichtlich erleichtert.
    Er stolperte aus der Kabine und fiel dem Stabsoffizier in die Arme.
    «Bei Gott, Harry», begrüßte Kapitän Kettlehorn seinen Schiffskameraden. «Ich weiß nicht, wohin das noch führen soll. Ich habe vierzig Jahre auf See verbracht und als pausbäckiger Neuling bei einer Verpflegung begonnen, die einem knickerigen Arbeitshaus zur Schande gereicht hätte. Dabei nahm mich ein Offizier in seine Obhut, von dem Jack the Ripper noch manches hätte lernen können. Durch harte Arbeit, Zielstrebigkeit und Hingabe stieg ich auf und brachte es in meinem Beruf zu etwas. Wozu? Um den Befehl auf etwas zu führen, das ungefähr soviel Ähnlichkeit mit einem Schiff hat wie eines dieser lächerlichen Boote im Liebestunnel auf dem Rummelplatz von Battersea.»
    «Die Zeiten ändern sich, Alfred», murmelte der Stabsoffizier, der ein kleiner Mann mit sanften blauen Augen war. «Man muß den Leuten Appetit machen -»
    «Passagiere sollten ein Schiff benutzen, weil sie an ein bestimmtes Ziel gelangen wollen», führte Kapitän Kettlehorn aus. «Nicht, um auf dem Ozean spazierenzufahren und sich vollzufressen und zu saufen und nebenher noch ein wenig Konversation zu machen. Alleinunterhalter!» schnaubte er. «Als ich mein erstes Kommando übernahm, gab es ein Schiffskonzert am Ende der Reise und meistens ließen sich unter den Gästen zwei Damen auftreiben, die Klavier spielen konnten und an den Samstagen sangen. Mehr verlangte niemand. Jetzt bevölkern sie das Schiff mit manierlosem Gesindel aus der Charing Cross Road, das ich früher nicht einmal als Backmatrose angeheuert hätte. Und ich wäre gar nicht überrascht, wenn der Kerl überdies noch bis an die Ohren mit Rauschgift vollgepumpt wäre.»
    «Die Direktion -» murmelte der Stabsoffizier.
    «Die Direktion ist verrückt», tat Kapitän Kettlehorn den Einwurf ab. «Und was diesen lächerlichen kleinen Fitzhammond betrifft, so nähme der sich bedeutend besser im Laden eines Damenfriseurs aus.» Er ließ sich in einen Stuhl fallen. «Irgendwelche Fragen?»
    «Wir haben nun einen Passagier mehr an Bord, das ist alles, Alfred. Mr. Fitzhammonds junge Schwester. Die Direktion wünscht, daß du sie im Auge behältst. Soviel ich läuten hörte, ist sie ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten. Sie hat eben erst eine schwere Gefühlskrise hinter sich.»
     

13
     
    «Onkel», fragte Teddy Brickwood, «was hast du während des Krieges gemacht?»
    «Während was? Wie bitte? Was für ein Krieg?» Lord Brickwood zuckte zusammen. «Aber mein lieber Junge!» Er brachte ein strahlendes Lächeln fertig und klemmte sich das Monokel wieder ins Auge. «Darüber solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen. Der Krieg ist heute längst in die Geschichte eingegangen. Haben wir denn nicht nur vor langer Zeit allen unseren Feinden verziehen, sondern sogar begonnen, unseren Freunden zu vergeben?» Die Bronzeuhr auf dem Kamin

Weitere Kostenlose Bücher