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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Verträge mit Professor Needler abzuschließen.»
    «Abigail und ich kommen mit», entschied Teddy und packte sie bei der Hand. «Bis zum Nachmittag, Vater. Ich bin sicher, Onkel Horatio hat dir eine ganze Menge zu erzählen.»
    Die Wohnung wirkte plötzlich ziemlich leer. Die vier Überlebenden starrten einander an. Langsam öffnete sich die Küchentür. Ein kleiner dicker Mann und eine kleine dicke Frau schlichen ängstlich über den Teppich zur Ausgangstür.
    «Wohin, zum Teufel, glauben Sie denn hier zu kommen?» forschte Mr. Algernon Brickwood.
    «Zurück nach Bacup», sagte das Paar und schoß hinaus.
    «Waffles, du scheinst aber wirklich sonderbare Leute zu deinen Gesellschaften zu bitten», beklagte sich sein Bruder. «Du hast wohl nicht etwa ein Pfund bei dir? Ich möchte mein Taxi bezahlen und habe nur Dollars. Nein? Dann pumpe ich den Hausmeister an. Bitte die Damen, sich hier wie zu Hause zu fühlen, wenn du willst.»
    «Du siehst, Elaine, ich besitze in Wirklichkeit gar kein Geld», erklärte Lord Brickwood gebrochen. «Nicht einen Sou. Außerdem siehst du ja, daß es Lotusblume gibt, die ich wirklich tief und ehrlich liebe -»
    «Natürlich, Waffles.» Sie lächelte ihm zu. «Ich wußte, daß du bankrott bist. Ich wollte dich bloß ein bißchen zappeln lassen.
    Schließlich hast du mich in jenen heiteren Jugendtagen ein ganz, ganz kleines bißchen an der Nase herumgeführt, oder etwa nicht?»
    Er nickte. «Und was die Briefe und ähnliches anbelangt, Elaine -»
    «Die habe ich verbrannt. Gleich in der Nacht des ersten Derbys, nachdem du dich in den Orient abgesetzt hattest. Und noch etwas Waffles - du bist heute noch genauso charmant wie damals, aber ich hätte dich damals nicht geheiratet und heute bestimmt erst recht nicht. Leb wohl, Waffles. Du weißt, an wen du dich wenden kannst, wenn ihr beide Unterkunft und Verpflegung braucht.»
    «Das ist ungemein hochherzig von dir, Elaine -»
    «Unsere Preise sind sehr bescheiden. Leb wohl.»
    «Liebling», sagte Lady Brickwood, sobald sie allein waren. «Es wäre mir so recht, wenn du nach Hongkong heimkehrtest.» Onkel Horatio nickte bedächtig. «Mir auch, meine Liebe, mir auch. Ich glaube, es wird uns gelingen, irgendwie die Fahrtspesen aufzutreiben. Ich versuchte, dir vom Club aus darüber zu schreiben. Das heutige Londoner Leben ist mir zu verwirrend. Ich bin wie eine Mietskutsche in der Unterführung von Piccadilly.»
    «Liebling, ich möchte zu gern etwas Persil einkaufen. Es heißt, daß man in England weißer als weiß waschen kann.»
    Onkel Horatio nickte abermals, tastete seine Rocktasche ab und zog zwei Shilling hervor.
    «Du wirst unten einen Hausmeister finden, genau wie in unserer kleinen Wohnung in Hongkong», erklärte er ihr. «Er wird dir den Weg zu den Läden zeigen. Ich bliebe gern einen Augenblick allein, um meine Gedanken zu sammeln.»
    Die Tür schloß sich. Er wanderte durch die verlassene Wohnung, spähte hoffnungsvoll nach der Whiskyflasche, aber sie war leer. Er öffnete die Zigarrendose und mußte feststellen, daß Mr. Bliss die letzte Zigarre geraucht hatte. Er seufzte.
    «Ich werde alt», gestand Onkel Horatio sich ein. «Zumindest vernehme ich in weiter Ferne das Geräusch der Totengräber. Nach all diesen Jahren widerfährt mir das Fürchterlichste - mein Spürsinn gerät mir abhanden.» Er zuckte zusammen, als die Türglocke anschlug.
    Draußen stand ein bleicher junger Mann mit strähnigem Haar.
    Er trug einen lavendelblauen Anzug.
    «Ich bin Mervyn Spode», sagte der junge Mann.
    «Ach?» erwiderte Onkel Horatio und klemmte sich das Monokel ins Auge.
    «Ich hätte gern mit Abigail oder diesem jungen Brickwood gesprochen. Ich dachte, sie sei hierher gegangen.»
    «Aber treten Sie doch ein», forderte Onkel Horatio ihn auf. Allmählich kehrte die Farbe wieder in seine Wangen zurück. «Sie sind ein - hm, ein Freund des Paares, Mr. Spode?»
    Mervyn lachte auf. «Das darf ich wohl wirklich behaupten.»
    «Ich bin der Onkel des jungen Teddy», sagte Lord Brickwood und führte Mervyn Spode in den Salon. «Lord Brickwood.»
    «Ach, tatsächlich?» Mervyn blickte überrascht auf. «Ich wußte nicht, daß er adelige Verwandte hat.»
    «Ich verbrachte viele Jahre geschäftlich im Orient», erklärte Onkel Horatio bescheiden. «Ich habe nur einen kurzen Abstecher hierher gemacht, um meine hiesigen Interessen zu wahren. Wenn Sie auf Teddy warten möchten -»
    «Eigentlich wollte ich bloß einige Worte mit Abigail sprechen», sagte

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