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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Freunden oder Familienangehörigen unterhielten.
    Familie! Das war es, was ihm fehlte! Der Gedanke drängte sich urplötzlich in sein Bewußtsein, denn seit dem Tod Alisons hatte er nie mehr an eine Familie gedacht, die ihm gehörte. Jahrelang war die Schule sein Heim gewesen, die Jungen die Familie, und er hatte sich eingeredet, daß er mit Mrs. Mills als Betreuerin zufrieden sei. Und jetzt war davon nichts geblieben.
    Zögernd sagte er: »Nein, tatsächlich ist Mrs. Mills gar nicht da. Sie mußte — für ein Jahr etwa — zu einer kranken Tochter. Sehr ungern, denn sie hängt sehr an mir. Nun, jedenfalls will sie nachher wieder zu mir zurück.«
    Dora war entsetzt, und Judy richtete sich in ihrem Sitz auf. Ihre Mutter sagte: »Ein ganzes Jahr? Warum hast du uns das nicht schon längst gesagt? Was wirst du denn anfangen? Du kannst nicht allein leben. Hat sie denn nicht eine andere Haushälterin für dich aufgetrieben, ehe sie wegging?«
    Weil er sich plötzlich einsam und müde fühlte, enttäuscht und bestürzt von dem Gedanken an die Zukunft und gerührt über das Mitgefühl der beiden, erzählte er ihnen von den drei Fehlschlägen. Natürlich keine Einzelheiten vom letzten, schockierendsten Erlebnis. Vor Damen ließ man solche Dinge lieber unerwähnt. Er versuchte es zum Schluß etwas fröhlicher: »Vielleicht sollte ich den Versuch, allein zu leben, gar nicht wagen. Ich könnte mir ja eine ordentliche Pension suchen.«
    Judy explodierte fast: »Eine ordentliche Pension? Wo denn? Oh, ich weiß, warum du das tun willst — weil wir dich arm gemacht haben!«
    Er starrte sie an. Die Bemerkung bewies denkbar schlechten Geschmack. Sie hatte Erklärungen gegenüber der erstaunten Dora zur Folge, Enthüllungen über seine Bürgschaft, Proteste und Einwände. Er unterbrach sie heftig. »Das alles hat doch nichts mit meinen Plänen zu tun, die ich schon hatte, als ich Christchurch verließ! Die Bürgschaft hat keinen Einfluß auf mein privates Einkommen. Sie ist eine reine Formsache.«
    Das äußerte er mit großer Festigkeit und hoffte aus ganzem Herzen, es möge sich auch so anhören. Stirnrunzelnd sah er Judy an, als sie begann: »Aber was ist mit den Zinsen, die wir dir schulden...« Er überhörte diese Frage und fuhr fort: »Andere Leute leben offenbar recht glücklich in Pensionen, und ich bin schließlich das Alleinsein gewöhnt.«
    »Das wirst du in einer Pension nicht finden«, fuhr das unbeirrbare Mädchen fort, doch Robert blieb fest: »Das Zusammensein mit euch beiden war mir eine große Freude — und wenn ihr erlaubt, werde ich vielleicht wiederkommen.«
    Stille. Robert konnte das leise Murmeln des Flusses hören, das schläfrige Gezwitscher eines in seinem Schlaf gestörten Vogels.
    Dann sagte Dora: »Aber warum mußt du überhaupt fort? Möchtest du nicht für ein Jahr unser Haus zu deinem Heim machen und bei uns bleiben? Natürlich ist es nicht das, was du gewöhnt bist — wir leben schließlich in der Abgeschiedenheit. Dir würden sicher deine gebildeten Freunde fehlen. Aber wir wären begeistert und würden alles tun, damit du dich wohlfühlst, nicht wahr, Judy?«
    Robert war so verblüfft, daß ihm keine Antwort einfiel. Auch Judy sagte kein Wort. Das erstaunte ihn nicht. Für Judy mußte das alles peinlich sein, weil ein junges Mädchen natürlich einen betagten Großonkel nicht für längere Zeit im Haus haben wollte. Robert war deswegen gar nicht gekränkt. Er war eben zu einem Entschluß gekommen, als Judy aus ihrem Sessel aufsprang, sich in ihrer impulsiven Art auf die Armlehne seines Sessels setzte und ihren Kopf an seine Schulter lehnte.
    »Bleib bitte, Onkel! Bleib und paß auf uns auf. Nur ein Jahr. Es wäre herrlich, wenn wir endlich jemand hätten, an den wir uns anlehnen können.«
    Er war zutiefst bewegt. Ihr Ton zeigte ihm, daß unter ihrer Eigenwilligkeit tiefe Einsamkeit geschlummert hatte. Einen Augenblick lang konnte er überhaupt nichts sagen.
    Als er seine Fassung wiedererlangt hatte, war seine Stimme fast schüchtern: »Ihr seid beide sehr lieb. Es ist erfreulich, wenn man fühlt, daß man in meinem Alter noch erwünscht ist, daß man zu einer Familie gehört. Aber ich würde eure schwere Last nur noch vermehren.«
    »Vermehren?« wiederholte Judy und drückte ihn an sich. »Ja siehst du denn nicht, daß du uns die Last um die Hälfte erleichtern würdest?«
    Dora meldete sich zu Wort: »Judy, bitte, versuch nicht, Onkel Robert gegen seinen Willen zu überreden! Es wäre für

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