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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ihm ins Wohnzimmer und tat, wie ihr geheißen.
    Elsa saß beim Kamin. Das Notizbuch war ihr von den Knien gerutscht, sie machte ein nachdenkliches Gesicht. Terry sagte später, er habe sofort gesehen, daß der Boden reif für die Saat gewesen sei. Judy setzte sich. »Armer alter Onkel — schrecklich muß das sein, wenn man so unsicher auf den Beinen ist. Immer wieder stürzt er. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich etwas bricht.«
    »Unsicher?« Elsas Stimme klang schrill. »Er wirkt doch gar nicht schwächlich! Im Gegenteil, sehr aktiv, sowohl geistig wie körperlich.«
    Es war Terry, der mit schlichter Aufrichtigkeit sagte: »Das würde niemand behaupten, der ihn bei einem seiner Anfälle gesehen hat. Das war es nämlich vorhin, obwohl wir so taten, als wäre es der Teppich gewesen.«
    »Anfälle? Soll das heißen, daß er krampfartige Zustände hat?«
    »Ich weiß nicht genau, was es ist«, sagte Judy wahrheitsgemäß, »aber es ist schrecklich. Epilepsie ist es wohl nicht, nur das Alter und die Schwäche. Er braucht jemand, der sich um ihn kümmert. Deswegen ist er da. Seine Haushälterin hat es nicht mehr geschafft, aber Mutter und ich schaffen es, weil Terry uns hilft.«
    Mrs. Ward war noch nachdenklicher geworden. Dora hatte immer nur widerstrebend von ihrem Onkel gesprochen — hatte sie sein Leiden verbergen wollen? Terry erlegte sich keine Hemmungen mehr auf: »Die arme Mrs. Mills muß ihm treu ergeben sein. Seine Haushälterin, müssen Sie wissen. Hat sich in seinen Diensten aufgerieben. Was hat sie an deine Mutter geschrieben, Judy? Ja, jetzt erinnere ich mich: >Er braucht eine Frau, jemand, der ihn in seinen alten Tagen pflegt, der arme alte Herr!< Rührend, nicht?«
    Judys Stimme zitterte, als sie den Hinweis aufgriff: »Ich fürchte, sie hat recht. Natürlich weiß Onkel Robert nichts von ihrem Brief. Von diesen seltsamen Zuständen merkt er auch nichts. Er vergißt sie, sobald sie vorüber sind. Armer Onkel, es ist schrecklich, wenn man alt und krank und außerdem arm ist.«
    »Arm? Und ich dachte, er wäre ein wohlhabender Mann?« sagte Mrs. Ward scharf.
    »Aber nein. Er hat zwar ein Haus in Christchurch und eine kleine Pension, glaube ich. Aber wohlhabend? Keineswegs.« Sie lachte überzeugend, wie sie glaubte, aber in Terrys Ohren klang es beängstigend hysterisch.
    Er brachte sie mit einem Blick zum Schweigen und sagte hastig: »Das Hinfallen ist das Ärgste. Es kann ihm überall passieren. Letztes Mal in Christchurch sogar auf der Straße. Heute hat er gefragt, warum er gestürzt sei, deswegen habe ich gesagt, es sei der Teppich. Am besten, er weiß von nichts...«
    In diesem Augenblick kam Dora herein, und Judy meinte hastig: »Mutter, beruhige dich, morgen wird er wieder in Ordnung sein.«
    Dora war erstaunt, denn sie war sich nicht bewußt, Angst gespürt oder gezeigt zu haben. Aber etwas gab ihr die Antwort ein: »Stürze sind so gefährlich. Alte Menschen brechen sich dabei oft ein Bein.«
    Judy schauerte übertrieben zusammen. »Schrecklich. In seinem Alter wächst es doch nicht wieder zusammen.«
    Mrs. Ward bückte sich und hob mit einer abrupten Bewegung ihr Notizbuch auf. »Ich gehe jetzt ins Bett, weil ich morgen sehr zeitig fort muß. Hoffentlich erholt sich Mr. Macalister bald. Ich hatte ja keine Ahnung, daß er so empfindlich ist.«
    »Empfindlich?« sagte Dora verwundert, bemerkte aber den beschwörenden Blick Judys und fuhr fort: »Ja, die Bronchitis — das ist immer eine große Sorge.«
    Auch noch Bronchitis? Das war doch das Letzte! Mrs. Ward hatte das Gefühl, als ob der alte Herr sich hinterlistig benommen hätte. Zustände und Bronchitis! Eine liebevolle Pflegerin fürs Alter! Na ja, die arme Dora hatte sich schon immer von den Menschen täuschen lassen. Sie war das geborene Opfer und hatte sich jetzt auch noch den alten Mann aufgehalst! Was sie selbst betraf, so war es ihr geglückt zu entkommen. Sie würde zusehen, daß sie nie wieder in Gefahr geriet.
    Nachdem sie einander eine gute Nacht gewünscht hatten, sah Dora von Judy zu Terry und sagte langsam: »Ich möchte wissen, warum Elsa Onkel Robert auf einmal für krank hält?«
    »Das ist halt so ihre Ansicht«, spottete Terry. »Ich für meinen Teil habe mein Tagewerk vollbracht und begebe mich jetzt zu Bett.«
     
     

13. Kapitel
     
    Am nächsten Morgen, als sie endlich mit Sicherheit allein waren, wandte sich Judy an Terry: »Du hast die Sache irgendwie eingefädelt. Wie konntest du nur? Er hätte sich

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