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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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jemand sorgen, für eine einsame, kleine Frau, die es im Leben nicht leicht gehabt hat?« Diesmal hatte sie einen Schnitzer gemacht, und sie merkte es sofort. Zum Glück hatte sie soviel Verstand, sofort aufzuhören und die Sache nicht noch ärger zu machen.
    Ihr Onkel sah sie einen Augenblick schweigend an und sagte dann: »Die Atmosphäre dieses Hauses scheint alle auf alberne Art zum Ehestiften zu verleiten. Ich möchte dich bitten, liebe Dora, gib dieser Neigung nicht nach! Ich habe nicht die Absicht, irgend jemand zu heiraten.«
    Sie nahm die Zurechtweisung so zerknirscht auf, daß er begütigend hinzufügte: »Ich bin in sehr späten Jahren in den Genuß des Familienlebens gekommen und bin mit dem Stand der Dinge völlig zufrieden. Aber vielleicht wirst du mich einmal los sein wollen und willst mich deswegen zu einer Ehe drängen.«
    Sie lächelte nur. Es war also nicht nötig, daß sie von Elsas Interesse an ihm sprach.
    Das Gespräch hatte bei ihm Unsicherheit hinterlassen, und als Mrs. Ward wieder zu Besuch kam, war er ein wenig distanzierter. Elsa jedoch war eine entschlossene Frau mit ernsten Absichten. Sie wurde in ihren Gesprächen noch vertraulicher, maßte sich ihm gegenüber sogar eine Besitzerrolle an und ergriff bei Familiendiskussionen immer seine Partei.
    »Es wird ärger«, bemerkte Terry düster, als sie endlich fort war. »Na ja, einen Antrag kann sie ihm nicht machen, und wenn sie ihn nicht betrunken macht — ein köstlicher Anblick müßte das sein — , wird er es nicht tun. Also steht die Partie patt.«
    »Nein, da bin ich nicht so sicher. Ich glaube, Onkel Robert schwebt in ernster Gefahr. Es muß etwas unternommen werden.«
    Doch Elsa blieb Herrin der Situation. Ärger noch: Sie setzte eine neue Waffe ein, indem sie beim nächsten Mal mit ihrer Schreibmaschine und der intelligenten Bemerkung erschien: »Ich habe mein neues Buch begonnen, und Mr. Macalister ist genau der Mann, der mir dabei helfen wird. Es handelt von einem netten jungen Engländer, der auf einer unserer ärgsten Milchfarmen landet. Nichts als Schmutz und primitive Menschen. In England hat er eine vornehme Schule besucht...«
    Am nächsten Morgen war sie schon zeitig an der Arbeit, und Robert, der das ominöse Klappern der Schreibmaschine hörte, entschloß sich zu einem langen Spaziergang, der ihn bis gegen Mittag vom Haus fernhalten würde. Doch das Wetter und Dora taten sich zusammen, um ihn zu besiegen. Ein Sturm kam auf, und seine Nichte sagte mit Bestimmtheit: »Wenn du heute morgen hinausgehst, wirst du dir sicher eine Erkältung holen. Ich habe für Elsa im Wohnzimmer Feuer gemacht. Dort kannst du es dir bequem machen.«
    Er wußte, das würde unmöglich sein, und zum erstenmal sah er seine Nichte ein wenig feindselig an. Wo blieb ihr gewohnter Takt? Mrs. Ward jedoch hatte das Wort Erkältung gehört, und ihre Wachsamkeit ließ sie fragen: »Sind Sie für Erkältungen so anfällig, Mr. Macalister? Das muß ja in den Wintern in Christchurch eine richtige Plage sein!«
    »Onkel Robert hat immer zu schweren Erkältungen geneigt«, sagte Dora mit ungewohnter Festigkeit und überließ es Elsa, diese Information nach Belieben zu verdauen.
    Das klang gar nicht schön. Ein charmanter und intellektueller Mann, der zehn Jahre jünger aussah, als er war, und über ein beträchtliches Einkommen verfügte, war die eine Seite. Etwas ganz anderes war ein Halbinvalider, der im Lauf der Jahre immer gebrechlicher wurde und viel Geld für Ärzte und Spitäler ausgeben mußte. Nun ja, inzwischen konnte es nicht schaden, eine vielversprechende Freundschaft weiter zu pflegen.
    An jenem Morgen bat sie ihn ausdauernd um Informationen, und gegen seinen Willen wurde sein Interesse geweckt. Ihm gefiel ehrliche Arbeit, und Elsas Beschäftigung mit dem englischen Schulwesen hatte nichts Oberflächliches an sich. Sie wollte ihren Kritikern keinerlei Angriffsflächen bieten, und Mr. Macalister war für sie eine Autorität. Eifrig machte sie sich Notizen, und als sie im Begriff stand, ihren Helden nach Oxford zu schicken, war das Mittagessen fertig.
    Am Nachmittag war Robert müde, seine Anteilnahme hatte ihn müde gemacht. Ihm fehlte frische Luft und die gewohnte Bewegung. Er versank in einen wenig erquickenden, bleiernen Schlaf und fühlte sich nach dem Erwachen matt und gereizt. Zu reichliches Essen, zu viel Rederei, zu wenig Bewegung. Es war eine Erleichterung für ihn, daß der Sturm inzwischen nachgelassen hatte. Bald würde er ins Freie

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