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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ernstlich verletzen können.«
    »Auf einem dicken Teppich? Na, dramatisiere die Sache nicht... Ich bin selbst gestolpert, als ich aus seinem Zimmer kam, und ihm ist es ebenfalls passiert, nur habe ich das Licht vorher abgedreht, damit er die kleine Falle nicht bemerkt. Übrigens war sie weitaus harmloser als die, in die Elsa ihn locken wollte.«
    »Pst, sie kann dich hören. Es ist ja alles noch gut gegangen, aber es war leichtsinnig von dir. Angenommen...«
    »Ach, laß die Annahme. Nichts ist passiert. Es hat ihn zwar ärger durchgeschüttelt, als ich erwartet habe, aber so schlimm, wie er tut, ist es nicht.«
    »Onkel Robert macht nie unnötig Wirbel.«
    »Ganz recht, aber er ist ein schlauer alter Fuchs und hat seine Chance sofort erfaßt. Das Bett war für ihn das, was man Rückzugsmöglichkeit nennt.«
    In diesem Augenblick wurde Abschiedslärm hörbar. Sie vernahmen Mrs. Wards Stimme: »Nein, Dora, ich muß fliegen. Du darfst nicht vergessen, daß ich eine berufstätige Frau bin. Richte bitte Mr. Macalister meine besten Wünsche zur baldigen Genesung aus.« Und leise: »Natürlich mußt du es selbst am besten wissen, aber wird ein gebrechlicher alter Mann mit der Zeit nicht eine schreckliche Last?«
    Dora bestritt dies lebhaft. »Es wird schon gut gehen«, meinte sie und sagte Elsa freundlich Lebewohl. Als sie ins Haus zurückging, war nirgends eine Spur von Judy oder Terry zu sehen. Die sind aber rasch verschwunden, dachte sie. Zu ihrer Verwunderung fand sie Onkel Robert im Bett sitzend vor. Er wirkte ungewöhnlich lebhaft.
    »Du hast das ganze Frühstück aufgegessen? Gut. Aber heute mußt du noch im Bett bleiben.«
    »Das werde ich ganz sicher nicht. Das Bett hat seine Anziehungskraft für mich verloren. Ich habe die Absicht, mich heute abend wieder der Familienrunde zuzugesellen.«
    »Dann warte zumindest, bis ich Terry finde. Er wird dir beim Anziehen helfen.«
    »Auf keinen Fall. Terry hat mir schon genug geholfen — zuviel eigentlich.«
    »Onkel Robert, was meinst du damit?«
    »Ach, diese jungen Leute halten es für ihre Pflicht, unsere unsicheren Schritte zu lenken, auch wenn damit das Risiko eines gelegentlichen Stolperns verbunden ist. Keine Angst, meine Liebe. Ich werde mich in Zukunft besser vorsehen — vor Teppichen und anderen Dingen.«
    Er lächelte und ergänzte dann ganz nebenbei: »Dein Gast ist also schon abgereist? Eine energiegeladene Frau, in großen Dosen genossen sehr anstrengend.«
    Mrs. Ward kam so schnell nicht wieder. Sie war wohl sehr beschäftigt, auch waren die Straßen schlecht. Dagegen sah Dr. Gresham öfters zu ihnen herein.
    Sie hatten viel zu tun. Terry trug wacker seinen Anteil an der Arbeit, doch hatte Robert den Eindruck, daß alle unangenehmen und minderen Arbeiten ihm zugeteilt wurden. Vielleicht nur deswegen, weil Judy und Chapman so oft draußen bei den Schafen waren. Als Judy eines Abends hereinkam, sagte sie müde: »Colin ist noch draußen und kümmert sich um ein Mutterschaf. Dem Himmel sei Dank für diesen erstklassigen Fachmann. Ich wüßte nicht, was wir ohne ihn täten.«
    »Das ist ganz anders als letztes Jahr«, meinte Dora. »Obwohl der arme Mr. Bennett es sicher gut meinte, hat er sich doch nicht so um die Schafe gekümmert wie jetzt Colin. Aber damals ist ja immer Alan gekommen.«
    Alan war aus ihrem Gesichtskreis verschwunden. Als Andrew ihnen seine Braut vorstellte — er hatte nach langem Suchen eine gefunden —, hatte er gesagt, sein Neffe mache Urlaub und sehe sich nach einer Verwalterstelle oder einer eigenen Farm um. »Er hat ja ein kleines Kapital und möchte auf eigene Faust etwas anfangen«, meinte er.
    Judy äußerte sich dazu nicht, aber Dora sagte betrübt: »Er wird uns so fehlen! Ohne Alan wird es nie wieder wie früher sein.«
    Ein wahres Glück, daß Chapman so tüchtig war. Eine Bereicherung des Familienlebens war er zwar nicht, doch er scheute keine Arbeit und hatte immer die Interessen der Farm im Auge. Das sagte Dora zu ihrem Onkel, der nur hoffen konnte, daß sie recht hatte.
    Wie sehr sie sich irrte, stellte sich eines frostigen Morgens Anfang Juli heraus, als Chapman zum Frühstück kam. Er sah besonders gut aus und war charmant wie immer. Robert hatte den Eindruck, daß er besonders hochgestimmt war. Chapman begrüßte alle freundlich und sagte: »Ein herrlicher Tag wird das heute. Bei schönem Wetter geht doch nichts über diese Gegend. Es wird mir leid tun, wenn ich ihr Lebewohl sagen muß.«
    Absolute Stille trat ein. Judy

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