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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sich klar werden, was man will, und muß dabei bleiben.«
    Als Elsa Robert zu einer Stellungnahme drängte, zögerte er. »Nur los!« ermunterte sie ihn. »Ich möchte, daß Sie völlig aufrichtig sind!«
    Er lächelte. »Meine Erfahrungen mit Autoren sind sehr begrenzt, haben mich aber gelehrt, daß sie die erbetene ehrliche Meinung sehr übel aufnehmen.«
    »Ich fürchte, daß das stimmt. Besonders, wenn man erst ein einziges Buch geschrieben hat. Aber ich glaube, ich kann die Wahrheit ertragen, und ich wette, daß ich weiß, was Sie denken. Ihnen hat Kapitel acht nicht zugesagt, stimmt’s?«
    Robert durchblätterte hastig das Buch. Ja, es war Kapitel acht gewesen, in dem seiner Meinung nach das Thema Sex unnötigerweise ausgewalzt worden war. Als er hierzu Judy gegenüber eine Andeutung gemacht hatte, hatte sie sich vor Lachen ausschütten wollen und gesagt: »Der Roman ist völlig harmlos, unbeschreiblich kindisch. Natürlich hält sich die liebe Elsa für sehr schlimm und gewagt. In Wirklichkeit ist das ein Buch, das jedes Mädchen seiner Mutter oder sogar seinem Großonkel geben könnte.«
    Seufzend hatte er bemerkt, daß er natürlich sehr altmodisch sei. Statt zu protestieren, hatte sie ihm beruhigend auf die Schulter geklopft und gesagt: »Ganz vorsintflutlich, mein Lieber. Aber so liebe ich dich eben!« Nun aber, von Mrs. Ward ins Kreuzverhör genommen, war Robert entschlossen, sich nicht zu verraten, und gab eine recht vage Antwort, die sie aber ganz und gar nicht zur Kenntnis nehmen wollte.
    »Natürlich ist es dieses Kapitel! Mir gefällt es ja auch nicht besonders. Einfach albern. Aber ich war der Meinung, die Leute wollen das in dieser Art, also habe ich es so gemacht. Ehrlich gesagt, ohne diesen kleinen Schandfleck wäre das Kapitel besser. Ich werde es nie wieder tun.«
    Ihre Offenheit gefiel ihm. Manchmal war sie wirklich von einer entwaffnenden Schlichtheit. Über diese liebenswerte Eigenschaft hegte Dora freilich eine andere Ansicht, und zwar aus folgendem Grund.
    An jenem Abend, als sie wieder allein waren, bemerkte Elsa: »Ich begreife nicht, warum dein Onkel nicht wieder geheiratet hat. Er ist richtig lieb, außerdem muß er recht gut situiert sein.«
    Dora pflichtete ihr bei, daß Onkel Robert wirklich nett sei, ignorierte aber die hinter ihrer Äußerung stehende Frage. Über Geld sprach Dora nie und fühlte sich, was die Finanzen ihres Onkels betraf, ungewöhnlich schuldbewußt. Nur zu gut hatte sie Elsas Miene bemerkt, jenen gierigen Schimmer der hellen Augen, der sofort wieder verschwand. Das hatte sie nachdenklich gemacht. Elsa war attraktiv, älter als sie, aber jünger aussehend, wie sie großzügig glaubte. Vierundvierzig war für einen Einundsechzigjährigen nicht zu jung. Vielleicht hätte das eine glückliche Lösung für Onkel Robert ergeben.
    An diesem Punkt angelangt, seufzte sie und gestand sich selbst ein, daß sie Elsa eigentlich nicht mochte und daß sie Onkel Robert sehr vermissen würde, wenn er wieder abgereist war. Aber beides war töricht und selbstsüchtig. Er lebte erst fünf Monate bei ihnen und hatte auf jeden Fall das Recht auf eine eigene Entscheidung.
    Dora handelte sehr selten überstürzt. Erst nach längerer Überlegung brachte sie das Thema Mrs. Ward aufs Tapet, an einem Tag, als sie mit ihrem Onkel allein war. Robert war gelinde gesagt begeistert.
    »Sie ist zungenfertig und häufig taktlos — aber auch wohl sehr originell. Ich habe erst wenige Frauen ihres Typs kennengelernt.
    Sie scheint im Beruf erfolgreich zu sein und ihr einsames Leben gemeistert zu haben.«
    Das bedeutete hohes Lob aus dem Mund Onkel Roberts, und Dora war sich dessen bewußt. Aber erst nachdem sie eine ganze Weile über andere Dinge gesprochen hatte, sagte sie wie beiläufig: »Onkel, hast du je daran gedacht, wieder zu heiraten?«
    Er war erstaunt und sah sie scharf an: »Meine liebe Dora, in meinem Alter? Mit einundsechzig denkt man nicht mehr an den Ehestand.«
    »Warum nicht? Viele Männer heiraten in diesem Alter.«
    Robert ließ sich jedoch nicht überzeugen und sagte: »Du hast mir eine Frage gestellt, und ich antworte mit Nachdruck: Ich werde unter keinen Umständen wieder heiraten.«
    »Aber du würdest vielleicht sehr glücklich werden. Du hättest eine Gefährtin, jemand, der für dich sorgt.« Und als sie merkte, daß dies nicht die richtige Art sei, ihm die Sache nahezubringen, sagte sie hastig: »Und jemand, um den du dich kümmern kannst. Würdest du nicht gern für

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