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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wert.«
    »Tausend im Jahr!« Robert war sprachlos. »In seinem Alter!« Er dachte sehr wehmütig daran, wie lange er hatte arbeiten müssen, ehe sein Gehalt diese Höhe erreicht hatte.
    »Ja. Da die Wollpreise gut sind, ist das gar nicht übertrieben, und er ist sehr tüchtig.«
    Robert zögerte und sagte dann widerstrebend: »Dora, du bist eigentlich nicht so überrascht, wie ich erwartet habe. Ich dachte, daß er und Judith vielleicht...« Er ließ taktvoll eine Pause eintreten, und zu seiner Verwunderung lächelte sie.
    »Kannst du dich erinnern, daß du mich der Ehestifterei beschuldigt hast? Jetzt machst du dasselbe.« Und dann fuhr sie ernst fort: »Nein, nein, nicht Colin und Judy. Das habe ich nicht einen Moment in Erwägung gezogen. Sie macht sich nichts aus diesem Typ. Er ist so ganz anders als Alan.« Hier riß sie sich zusammen, und ihm wurde klar, daß sie nicht einmal mit ihm diese Enttäuschung besprechen wollte. Statt dessen sagte sie: »Colin ist so von sich eingenommen, und er hat keinen Funken Humor. Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen?«
    Verlegen murmelte er: »Es hat da gewisse Anzeichen gegeben. Dinge, die meiner Meinung nach eine Verbindung anzeigten.« Wie konnte er das formulieren, ohne indiskret zu werden?
    Wieder lachte sie. »Ich wünschte wirklich, Onkel, das schlimme Mädchen könnte dich hören. Sie würde es genießen. Ich weiß, was dich irregeführt hat — das fröhliche Flirten, die Küsse, wenn andere zusahen. Aber das hat gar nichts bedeutet. Ganz im Gegenteil. Judy ist in Wirklichkeit sehr reserviert, obwohl man es ihr nie anmerken würde. Hätte sie sich wirklich etwas aus ihm gemacht, so hätte es nicht dieses Getue gegeben. Bei diesen jungen Dingern bedeutet ein Kuß überhaupt nichts.«
    Robert mußte das langsam verdauen. Er war ein wenig schockiert und unendlich erleichtert. Das brachte er auch zum Ausdruck, und Dora gab ihm recht: »Mir ist es auch lieber, daß Judy Colin nicht heiratet. Aber das braucht uns nicht mehr zu kümmern. Das Problem ist vielmehr, wie wir ohne ihn zurechtkommen. Judy liebt die Farm und nicht Colin.«
    Robert ging wieder an seinen Schreibtisch und machte sich Gedanken über die junge Generation. Ungewöhnlich war sie. Hier hielt er inne. War es vielleicht so, daß sie normal und natürlich waren und daß er selbst zu konventionell war, ja sogar das, was man »gehemmt« nannte? Er mußte daran denken, daß er Alison, seine Frau, vor ihrer Verlobung nie geküßt hatte...
    Als Judy und Terry später zum Kaffee kamen, suchte Robert im Gesicht des Mädchens vergeblich nach einem Anzeichen von Kummer. Gewiß, sie sah traurig aus, aber als ihre Mutter sagte: »Schlecht, diese Kündigung, nicht?«, erwiderte sie mit Nachdruck: »Verdammt schlecht. Aber Terry und ich werden tun, was wir können.«
    Robert hätte gern gesagt: »Macht euch keine Sorgen. Ich kann euch wieder Geld borgen«, aber er hatte keines mehr. Ein Trost war, daß ihre Klage nicht nach gebrochenem Herzen geklungen hatte.
    Dora warf ihrer Tochter einen nervösen Blick zu und sagte schüchtern: »Hältst du es für eine gute Idee, wenn wir mit Alan Kontakt aufnehmen? Er könnte herkommen, und wenn es auch nur bis zum Sommer wäre. Das heißt, wenn er bis jetzt noch keine Farm gefunden hat.«
    Judy stand auf und stieß ihren Stuhl ziemlich ungehalten zurück. »Frag ihn, wenn du willst, aber ich würde lieber keine Gefälligkeiten von Alan erbitten. Natürlich wird er sich verpflichtet fühlen zu kommen, weil wir ihm leid tun — aber mir persönlich ist es lieber, wenn ich alles allein schaffe und unabhängig bleibe.« Und ohne ein weiteres Wort ging sie hinaus.
    Robert war verärgert. Judy war ganz und gar unvernünftig und verlor schon bei der Erwähnung von Alans Namen die Fassung. Klar, daß sie müde war und Sorgen hatte, aber es war lächerlich, alles einem albernen Stolz zu opfern.
    Sie machten sich daran, einen neuen Verwalter zu suchen, und gaben eine Woche lang Anzeigen auf, ohne eine passende Antwort zu bekommen. Da Arbeitskräfte sehr begehrt waren und das Lammen jeden Tag einsetzen konnte, bestand nur wenig Hoffnung, einen guten Mann zu finden.
    Als ihr Inserat fünfmal ergebnislos erschienen war, wagte Robert zu Dora den Ausspruch: »Es scheint hoffnungslos. Hast du keine Ahnung, wo Alan Winter steckt?«
    »Nein. Ich weiß nur, daß er nicht bei seinem Onkel ist. Ach, ich wünschte, er käme einfach eines Morgens und alles wäre wie früher.« Das ermutigte ihn zu

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