Onkel ist der Beste
haben. Sie blieb stehen, sah sich um, trat beiläufig gegen den Hund, der hinter ihr zu liegen gekommen war, und stieß Judy mit dem Maul an. Dann trottete sie weiter und begann schließlich gemütlich zu grasen.
Cyril leckte wie wild Judys Gesicht. Robert raffte sich auf und wollte zu ihr eilen. Doch da war schon Alan bei ihr. In korrekter Haltung kniete er neben seiner dickköpfigen Liebe.
Judy war nicht schwer verletzt, nur sehr benommen, hatte ein paar Abschürfungen davongetragen und war auf alle wütend. Es gab ja nichts Alberneres, als über einen Hund zu stolpern und von einer Milchkuh zertrampelt zu werden. Als Alan sich nach Judys Befinden erkundigte, sagte sie ungehalten: »Hör auf mit dem Getue. Mir geht es tadellos. Versuch ja nicht mich aufzuheben. Lieber bleibe ich liegen.«
Diese unvernünftige Bemerkung brachte Alan nun doch auf. »Warum, zum Teufel, hast du dich mit der Kuh eingelassen? Warum hast du nicht auf mich gewartet? Dabei hätte es Verletzte geben können.«
Jetzt beugte sich Robert besorgt über Judy. »Meine Liebe, wie geht es dir?« fragte er zaghaft.
Sie rang sich ein hilfloses Lächeln ab, entgegnete: »Ganz gut« und versuchte aufzustehen, wobei sie Alans ausgestreckte Hände nicht beachtete. »Auf der Seite hat es mich erwischt. Ich glaube, da hat sie mir einen Tritt versetzt — nur eine angeknackte Rippe, nehme ich an.«
In diesem Augenblick erschien Dora. In ihrem Rock klaffte ein Riß, und sie war blaß. »Judy, bist du schwer verletzt? Ach, ich bin schuld, ich war ja so dumm... Ich bin übrigens an dem gräßlichen Zaun hängengeblieben und bin oben gehockt wie eine Henne.«
Judy begann unsicher zu lachen, und Robert hielt die Zeit zum Eingreifen für gekommen.
»Judith meint, daß sie verletzt ist, aber ich glaube, daß sie mit dem Schrecken davongekommen ist. Überlassen wir sie jetzt Alan, der sich um sie kümmern und sie nach Hause bringen soll. Inzwischen gehen wir voraus und bereiten ein heißes Bad und Tee zu.«
Dora nickte. Sie drehte sich um, warf einen vielsagenden Blick auf Judy und ging gehorsam mit. Plötzlich sagte sie: »Man sagt allgemein, Tiere seien dumm, aber ich halte Daisy für sehr klug. Ich weiß genau, daß sie sich dabei etwas gedacht hat — sie wußte, jemand mußte einfach etwas ganz Verrücktes unternehmen.«
»Ja, gewiß ein intelligentes Tier«, meinte Robert und nahm ihren Arm. Sie lächelten einander zu und gingen langsam den Hang hinauf, während Cyril unbekümmert voraus lief.
Alan sah sich um. Terry war nirgends zu sehen. Er war fast gleichzeitig mit Alan an Judys Seite gewesen, hatte sich aber nach einem verstohlenen Blick in die Gesichter der beiden davongemacht. Während er Susans Zügel in die Hand nahm, hatte er nur bemerkt: »Hier ist kein Platz mehr für uns, Susan. Los, nach Hause. Die verdammte Kuh kann die Kette unseretwegen behalten.«
Endlich waren alle weg. Alan sagte mißmutig: »Das Gras ist ganz naß. Wenn du halbwegs in Ordnung bist, steh bitte auf.« Wieder streckte er ihr die Hand entgegen. Judy wollte ohne Hilfe auf die Beine kommen, verzog das Gesicht und setzte sich wieder.
»Du bist wirklich verletzt. Warum sagst du das nicht?« brummte er unfreundlich.
»Nur eine Rippe. In ein oder zwei Tagen bin ich wieder o. k. Lauf den anderen nach.«
»Und dich soll ich auf allen vieren nach Hause kriechen lassen? Den Teufel werde ich.«
Plötzlich sah er Tränen auf ihrem schmutzigen Gesicht. Er zog sie sachte hoch, ließ sie aber dann nicht los, sondern hielt sie ganz fest und sagte: »Was war denn falsch in all den Wochen? Was habe ich nur getan? Du bist ja schon immer eine Wildkatze gewesen, aber in letzter Zeit warst du ein richtiger kleiner Teufel.«
Mit einer Stimme, die hochmütig klingen sollte, sagte sie: »Ich war immer sehr höflich.«
»Zum Teufel mit der Höflichkeit. Was habe ich davon, wenn mein Mädchen nur höflich ist?«
Sie rückte von ihm ab und sagte kindisch: »Ich bin nicht dein Mädchen«, aber er lachte nur. »Natürlich bist du es — du warst es doch immer, bis dieser verdammte Chapman daherkam. Und beim Sportfest hast du dich benommen, als gehörtest du zu ihm. Ich hätte ihm den Kragen umdrehen können.«
»Aber ein Kuß bedeutet doch nichts!«
»Mir bedeutet er schon etwas.«
»Ihm aber nicht. Es war nur Zeitvertreib. Und ich war so verzweifelt wegen des Geldes.«
»Du warst fürchterlich, als ich dir alles erzählen wollte. Und ich hatte mich so gefreut. Um Himmels willen, das
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