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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Gedanken an das Fehlen einer eigenen Familie brachten ihn aus der Stimmung. Es war wirklich der schönste Tag seit langem.
    Erst hatte ihn die kalte Herbstsonne viel zu spät geweckt, aber Teever war ausnahmsweise ohne Probleme aus dem Bett gekommen. Optimistisch. Als ob er es geahnt hätte: Nach dem Frühstück war endlich der langersehnte Anruf aus Deutschland gekommen. Ein Reiseveranstalter wollte seinen Kanuverleih als Stützpunkt für Bootstouren und Wanderungen in der Natur Smålands in das Programm aufnehmen. Sanfter Tourismus mit ökologischem Ansatz. Damit würde Teever sein kleines Unternehmen zwar etwas mehr kommerzialisieren, ihm aber auch das Überleben sichern. Außerdem freute er sich, auf diesem Weg etwas für die Umwelt tun zu können.
    Teever hatte die Kanuzentrale in einem kleinen Dorf nördlich von Växjö erst vor ein paar Jahren übernommen und dafür seinen sicheren Job als Kriminalkommissar aufgegeben. Er konnte sich noch gut erinnern, wie es war, als er erfuhr, dass seine Tante ihn als Erben ausgewählt hatte. Alle hatten damit gerechnet, dass ihr „Mann für alle Fälle“, Bergström, der nicht nur ihr engster Mitarbeiter, sondern auch ein Freund war, die kleine Pension und den Bootsverleih übernehmen würde. Teever hätte es ihm gegönnt, schon allein, weil Bergström den Laden die letzten Jahre quasi allein am Laufen gehalten hatte. Seine Tante war immer wieder krank gewesen und hatte oftmals viele Wochen im Krankenhaus verbracht. Doch Bergström hatte lächelnd abgewinkt. Teever sollte „sich keinen Kopf machen“. Seine Tante hätte ihn ausreichend bedacht. Bergström benötigte nicht viel. Er wolle nun lieber einen ruhigen Lebensabend genießen und der Jugend den Vortritt lassen. Von seinem Ersparten und der kleinen Erbschaft würde er sich etwas Kleines im Süden kaufen. Immer blauer Himmel. Ständig Sonne. Orangen im Garten. Und niemals Schnee zu Ostern.
    Teever hatte zustimmend genickt. Früher hatte er den Winter geliebt, das Skifahren, die dunklen Abende am Kaminfeuer. Schnee, der einem gegen die Windschutzscheibe stob. In einem schönen Winter konnte er sogar den Herbst mit seinen langen dämmrigen Regentagen vergessen.
    Dann war alles anders geworden.
    Teever hatte den Bootsverleih immer geliebt und war oft mit dem Kanu über den See gepaddelt oder flussaufwärts durch die Einsamkeit der Alltagshektik entflohen. Seine Freundin hatte dem Naturerlebnis überhaupt nichts abgewinnen können. Zwei- oder dreimal waren sie ein langes Wochenende von See zu See gefahren, hatten an einsamen Lagerplätzen übernachtet und am Lagerfeuer gesessen.Sie hatte sich bemüht, das gab Teever zu, doch die Abneigung gegen diese Art der Freizeitgestaltung konnte sie letztendlich nur schlecht verbergen. Dafür hätte er nicht einmal ein guter Kriminalist sein müssen, um das zu erkennen.
    Catharina.
    Auch sie war ein Mosaiksteinchen Teevers guter Stimmung an diesem Abend. Zum ersten Mal seit der Trennung war er ihr ohne Herzklopfen, ohne Trauer oder Eifersucht oder Wut oder dem begegnet, was ihn innerlich aufzufressen drohte. Im ersten Moment hatte er sich geärgert, dass Bror, ein entfernter Verwandter, ihm nicht erzählt hatte, wer ebenfalls auf der Gästeliste der Eröffnung seines neuen Ladens war: Teevers Ex-Freundin Catharina. So stand sie dann plötzlich vor ihm, Teever linkisch mit einem Glas Cola in der Hand und sie am Arm ihres neuen Freundes. Doch sie begrüßten sich nett und plauderten freundlich und unbefangen über dies und jenes. Es war ein wirklich angeregtes Gespräch geworden und auch ihr Freund war ein angenehmer Gesprächspartner mit interessanten Ansichten zu Politik und Gesellschaft, was zu einer erstaunlich tiefgründigen, aber fairen Diskussion zwischen ihnen geführt hatte; ganz im Gegensatz zu dem üblichen Party-Smalltalk, den Teever hasste und so überflüssig fand wie Kriebelmücken und Zecken.
    Er hatte sich in der letzten Zeit immer wieder gefragt, ob er nach Catharina jemals wieder würde lieben können. Besonders an den schäbigen, verregneten Novemberabenden, wenn er wie tot auf den See starrte. Jede Frau, die er seit Catharina kennenlernte, wurde mit ihr, seiner engsten und längsten Beziehung, verglichen. Und obwohl sie zu Ende war, stand eine vage Idee einer Versöhnung wie ein unüberwindlicher Wall neuen Bekanntschaften im Weg. Dabei war ein Zurück so wahrscheinlich wie der Gewinn einer Weltmeisterschaft durch ein schwedisches Fußballnationalteam.
    Den

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