Onkel Schwein (German Edition)
gelauscht und dabei ihr Getränk völlig vergessen. Eine bunte Dose mit den letzten Weihnachtskeksen stand unberührt zwischen ihnen.
Teever lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Etwas, was stimmt.“
Sie sagte: „Du kannst nichts davon beweisen.“
„Immerhin hast du die Beute bei Kent gefunden.“
„Aussage gegen Aussage. Und glaubst du nicht, dass die Beweise aus dem Keller längst in Sicherheit gebracht worden sind?“
Sie nickte.
„Und die Uhr?“
„Die hat er ihm tatsächlich abgenommen. Aber da lebte Waldén noch, war…“
Er beendet den Satz nicht, da ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf ging.
„Außerdem frage ich mich, ob es mir nicht völlig egal ist, ob sie zur Rechenschaft gezogen wird. Solange nicht jemand anderes für etwas ins Gefängnis muss, das er nicht getan hat, kann es mir doch gleich sein, oder.“
„Soll jemand mit Mord durchkommen?“
„Waldén war so ein Schwein. Kinderschänder sind das Letzte. Ich bin gegen Selbstjustiz, aber irgendwie hat der Kerl das auch verdient. Wem ist denn damit geholfen, dass Eva ins Gefängnis muss.“
„Der Gerechtigkeit?“ fragte Lisa.
Teever antwortet nicht.
„Und was ist mit dieser Aulin? Oder dem Typen, der dich verprügelt hat? Berg? Wenn die nun den Mord in die Schuhe geschoben bekommen?“
„Aulin hat ein Alibi. Das sagte mir Wilhelmsson vorhin. Sie war an dem Tattag mit dem Vater ihrer anderen Kinder bei Verwandten in Halmstadt. Und Berg wird man wohl auch nichts fälschlich beweisen können. Im Zweifel für den Angeklagten.“
„Ein Mann ist tot und niemand wird bestraft?“ Lisa schüttelte den Kopf. „Das finde ich unbefriedigend.“
„Auch wenn er ein mieses Schwein, ein Monster wie Waldén war?“ wiederholte sich Teever.
Lisa dachte einen Moment nach.
„Auch dann. Aber ich sehe ein, dass du in einer Zwickmühle bist. Loyalität gegenüber den Freunden und der Sinn für Gerechtigkeit.“
„Man darf Recht nicht mit Gerechtigkeit verwechseln“, stellte er lakonisch fest.
Sie schwiegen eine Weile. Lisa griff gedankenverloren zu einem Keks. Krümel fielen auf die Tischplatte.
Teever blätterte abwesend in der Zeitung, die er in einem Anflug von Bildungshunger gekauft hatte. Ein Mann in Malmö war zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Er hatte über 1000 Kinderpornos auf seinem PC gespeichert.
Was für eine Welt.
„Du glaubst ihr also. Das waren ja aber nur viele Annahmen von dir. Hat diese Eva dann noch mehr gesagt?“
Teever nickte.
„Ich kam mir ziemlich blöd vor. Breite in aller Überzeugung meine Theorie aus und liege doch daneben. Nachdem die Mutter geredet hat, brach auch endlich der Sohn sein Schweigen. Freddy Borg und Kent waren tatsächlich von Waldén überrascht worden. Borg hatte ihn geschlagen. Dann sind sie abgehauen. Kurz darauf mussten sie noch mal zurück, weil Borg seinen Asthma-Inhalator verloren hatte. Dabei sah Kent, dass Waldén immer noch auf dem Boden lag. Er hielt ihn für tot oder zumindest schwer verletzt. Als sie wieder zu Hause waren, hat sich Kent auf sein Mokick gesetzt und ist erneut nach Backen gefahren, während sich Freddy um die Entsorgung des gestohlenen Wagens gekümmert hat. Was ihm ein prima Alibi verschaffte. Und sogar letztlich Kent, denn die Polizei kann sich scheinbar nicht vorstellen, dass er noch mal allein zurückgefahren sein könnte. Warum er das tat, wusste er nicht mehr so genau. Vielleicht hatte er doch noch ein paar Dinge bemerkt, die sich zu stehlen lohnten, ohne mit Freddy zu teilen. Als Kent aber in Backen ankam, war Waldén gar nicht tot, sondern telefonierte. Dann konnte Kent beobachten, wie sich das Schwein an den Computer setzte, Kinderpornos auf den Bildschirm lud und sich ganz gemütlich einen runterholte.“
„Nachdem er gerade zusammengeschlagen worden war?“ wunderte sich Lisa.
Teever zuckte mit den Schultern: „Stressabbau? Vielleicht törnte ihn Gewalt auch auf diese Art an? Wer weiß. Jedenfalls ist Kent dann ausgetickt. In einem Mischmasch aus Erinnerungen und dem, was er in dem Tagebuch gelesen hatte, überkamen ihn alle möglichenGefühle, die jeweils nur ein Ziel kannten: Vergeltung an jemandem, der es wie sein eigener Peiniger mit Kindern trieb.“
Lisa unterbrach ihn: „Was für ein Tagebuch? Waldéns?“
Teever schüttelte den Kopf.
„Habe ich das nicht erzählt?“
Teever ging der vorherige Tag durch den Kopf. Nachdem Eva Axelsson zu sprechen angefangen hatte, musste irgendetwas
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