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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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schob.
    Langsam zogen die müden, abgearbeiteten Leute herein und zeigten mit bangem Zögern ihre Körbe vor.
    Legree notierte auf einer Schiefertafel, die seitlich eine Namenliste enthielt, die abgelieferte Menge.
    Toms Korb wurde gewogen und gebilligt. Mit ängstlichem Blick verfolgte er, ob die Frau, welcher er geholfen, die genügende Menge hatte.
    Taumelnd vor Schwäche trat sie heran und lieferte ihren Korb ab; er hatte volles Gewicht. Legree sah es wohl, aber mit gespieltem Ärger sagte er: »Was? Du faules Stück! Wieder zu wenig! Geh auf die Seite, diesmal kriegst du es!«
    »Und jetzt«, wandte er sich an Tom, »komm du einmal her. Du weißt ja, ich hab dich nicht für diese gemeine Arbeit gekauft. Ich will dich befördern und dich zum Treiber machen; heut abend kannst du gleich anfangen. Da, nimm die Person und peitsche sie; du hast es oft genug gesehen, du wirst schon wissen, wie man es macht.«
    »Der Herr muß entschuldigen«, erwiderte Tom; »das wird der Herr nicht verlangen. Das bin ich nicht gewöhnt, das kann ich unmöglich tun.«
    »Du wirst noch eine Menge lernen, was du nicht gewöhnt bist«, sagte Legree.
    »Ja, Herr, aber das arme Geschöpf hier ist schwach und krank; es wäre einfach grausam, und das tu ich nicht, das fang ich gar nicht an. Herr, wenn Sie mich töten wollen, töten Sie mich; aber niemals erhebe ich meine Hand gegen diese hier – lieber sterbe ich.«
    Tom sprach in ruhigem Ton, aber mit einer unmißverständlichen Entschiedenheit. Legree wurde von Wut geschüttelt.
    »Ha, da hätten wir doch endlich einen frommen Hund unter uns Sündern! – einen Heiligen, einen wahren Gentleman, der mit uns Sündern über die Sünden spricht. Muß ja verdammt fromm sein – hast du nie gehört, da in deiner Bibel – ›Diener, gehorcht eurem Herrn‹? Bin ich nicht dein Herr? Hab ich nicht zwölfhundert Dollars in bar für dich auf den Tisch gezählt für alles, was da unter deiner schwarzen Schale steckt? Gehörst du nicht mir mit Leib und Seele?« sagte er und versetzte Tom einen schweren Fußtritt, »sprich!«
    Die Frage warf einen Strahl der Freude und des Triumphes in Toms Seele. Er richtete sich plötzlich auf, blickte inständig gen Himmel, während Tränen über sein Gesicht strömten, und rief aus:
    »Nein, nein, nein! Meine Seele gehört dem Herrn nicht! Die habt Ihr nicht gekauft – die kann man nicht kaufen! Die hat ein anderer gekauft und bezahlt, der sie behält. Da könnt Ihr nichts machen, mir kann kein Leid geschehen!«
    »So«, sagte Legree und grinste, »das wollen wir doch sehen! Hier, Sambo, Quimbo! Gebt dem Hund eine Tracht, die er einen Monat lang nicht vergißt.«
    Die zwei mächtigen Neger, wahre Vertreter der dunkelsten Mächte, ergriffen Tom mit teuflischer Genugtuung. Das arme Weib schrie angstvoll auf, alle hatten sich wie auf Verabredung erhoben, während sie ihn widerstandslos wegschleppten.

33. Kapitel
    Die Geschichte der Quadrone
    Es war spät in der Nacht, und Tom lag stöhnend und blutend allein in einer alten Rumpelkammer des Maschinenhauses unter zerbrochenen Maschinenteilen, Baumwollhaufen minderer Güte und anderem Gerümpel, das sich dort angehäuft hatte.
    Die Nacht war feucht und schwül, in der dicken Luft schwärmten Myriaden von Ungeziefer, welche die brennende Qual seiner Wunden noch steigerten, während ein verzehrender Durst – eine Qual, größer als alle andern – das Maß seiner Leiden voll machte.
    »O, Vater im Himmel, blicke hernieder – gib mir den Sieg! – Laß mich überwinden!« betete der arme Tom in seiner Not.
    Da wurde ein Schritt im Nebenraum hörbar, und das Licht einer Laterne fiel auf sein Gesicht.
    »Wer ist da? Oh, um Gottes Barmherzigkeit, gebt mir etwas Wasser!«
    Cassy – denn sie war es – stellte ihre Laterne hin, goß Wasser aus einer Flasche, richtete seinen Kopf auf und gab ihm zu trinken. Mit fiebriger Hast leerte er Becher um Becher.
    »Trink nur, soviel du magst«, sagte sie; »ich wußte, was kommen würde. Es ist nicht zum erstenmal, daß ich nachts unterwegs bin, um einem Menschen beizustehen.«
    »Danke, Missis«, sagte Tom, als er seinen Durst gestillt hatte.
    »Nenne mich nicht Missis. Ich bin nur eine elende Sklavin – niedriger als du es jemals sein kannst!« sagte sie bitter. »Aber jetzt«, setzte sie hinzu und ging zur Tür, um eine schmale Pritsche hereinzuschieben, über die mit kaltem Wasser besprengte Leinentücher gebreitet waren, »versuch es einmal, armer Kerl, dich da

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