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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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erzählte, daß er mich schon seit meiner Kinderzeit kannte und mich immer geliebt hätte, er wollte jetzt mein Freund und Beschützer sein. Kurzum, wenn er es auch nicht sagte, so hatte er doch zweitausend Dollars für mich bezahlt, und ich war sein Eigentum geworden. Aber ich wurde auch freiwillig die Seine, denn ich liebte ihn. Oh!« sagte die Frau, sich unterbrechend, »wie sehr habe ich ihn geliebt und werde ihn weiter lieben bis zu meinem letzten Atemzug. Schön war er, edel und vornehm. Er brachte mich in ein prächtiges Haus mit Dienern, Pferden und Equipagen, mit Möbeln und Kleidern. Alles, was er für Geld nur kaufen konnte, schenkte er mir, aber ich achtete es gering, ich liebte nur ihn. Wir hatten zwei schöne Kinder. Und ich dachte, niemand könnte glücklicher sein als ich; aber dann brachen böse Zeiten herein. Er bekam Besuch von einem Vetter aus New Orleans, mit dem er sehr befreundet war und auf den er große Stücke hielt, aber als ich ihn zum erstenmal sah, wußte ich, daß er Unheil stiften würde. Er veranlaßte Henry, mit ihm auszugehen. Oft kamen sie nachts nicht vor zwei oder drei Uhr nach Hause. Ich wagte kein Wort dagegen zu sagen, denn Henry war ein Heißsporn. Der andere nahm ihn mit in die Spielklubs, da gab es dann kein Halten mehr. Außerdem machte er ihn mit einer anderen Dame bekannt, und ich sah bald, daß ich sein Herz verloren hatte. Er hat es mir nie gesagt – aber ich sah es – mit jedem Tage wußte ich es mehr. Ich fühlte, wie mein Herz zerbrach, aber ich konnte kein Wort sagen. Zu diesem Zeitpunkt erklärte sich der falsche Freund bereit, mich und die Kinder zu kaufen, um Henrys Spielschulden aus der Welt zu schaffen, die seiner Heirat noch im Wege standen. Da hat er uns verkauft. Der elende Vetter kam und wollte seinen Besitz antreten. Er sagte, er hätte mich und die Kinder gekauft, und zeigte mir die Papiere. Ich verfluchte ihn vor Gottes Angesicht und sagte, lieber würde ich sterben.
    ›Ganz wie es dir beliebt‹, erwiderte er; ›wenn du nicht Vernunft annimmst, werde ich beide Kinder verkaufen, so daß du sie niemals wiedersiehst.‹ Und er sagte, daß er mich immer hatte haben wollen vom ersten Augenblick an, als er mich gesehen. Er hätte Henry abgelenkt, ihn in Schulden gestürzt, alles in der Absicht, ihn zu einem Verkauf zu bewegen. Ich gab nach, denn mir waren die Hände gebunden. Er hatte meine Kinder.
    Elise war ein schüchternes kleines Ding; aber Henry war kühn und heißblütig wie sein Vater, niemand hatte ihn bis jetzt bändigen können. Der Mensch fand immer etwas zu tadeln an dem Kind und schalt es aus, ich lebte in ständiger Angst und Bedrückung. Ich versuchte, dem Kind Respekt beizubringen – ich versuchte beide auseinanderzuhalten, denn ich klammerte mich an die Kinder; aber es half alles nichts. Er verkaufte sie beide. Er nahm mich eines Tages auf einen Ausritt mit, und als ich heimkam, waren sie nirgends zu finden. Da sagte er, er hätte sie verkauft, er zeigte mir das Geld, den Preis für ihr Blut. Da war es, als ob alle guten Geister mich verlassen hätten. Ich schäumte und verfluchte Gott und die Welt, und eine Zeitlang hat er sich wirklich vor mir gefürchtet. Eines Tages ging ich spazieren und kam an dem Prügelhaus vorbei; da sah ich ein Menschengedränge am Tor und hörte eine Kinderstimme – und plötzlich riß sich mein Henry von zwei Männern los, die ihn hielten, und rannte schreiend auf mich zu und hielt mich am Kleid. Sie kamen heran und stießen laute Verwünschungen aus. Ein Mann stand noch dabei, der schien Mitleid zu haben. Ich bot ihm alles Geld, das ich bei mir trug, wenn er nur eingreifen würde. Aber er schüttelte den Kopf und sagte, der Mann hätte behauptet, der Junge sei die ganze Zeit trotzig und ungehorsam gewesen. Ich kehrte sofort um und rannte nach Hause, und bei jedem Schritt glaubte ich, ihn schreien zu hören.
    Ich glaube, damals ist in meinem Kopf etwas zersprungen. Ich fühlte mich benommen und war völlig außer mir. Ich entsinne mich noch, daß ein großes, scharfes Jagdmesser auf dem Tisch lag. Ich weiß noch, daß ich es ergriff und nach Butler warf. Dann wurde alles um mich dunkel, und ich wußte von nichts mehr – viele Tage lang.
    Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem hellen Zimmer, aber nicht in meinem. Eine alte schwarze Frau pflegte mich, ein Doktor kam jeden Tag, und man gab sich große Mühe mit mir. Nach einer Weile merkte ich, daß Butler abgereist war und das Haus verkaufen

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