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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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aufschäumend.
    »Das gelingt Euch nicht, ich werde Hilfe haben«, sagte Tom.
    »Wer zum Teufel wird dir helfen?« fragte Legree zornig.
    »Gott, der Allmächtige«, erwiderte Tom.
    »Verdammt!« rief Legree und streckte Tom mit einem Faustschlag zu Boden.
    In diesem Augenblick legte sich eine kalte, sanfte Hand auf den Wütenden. Er drehte sich um – es war Cassy; aber die kalte, sanfte Berührung brachte ihm die Träume der Nacht zurück, und durch alle Zellen seines Gehirns blitzten ihre grausigen Bilder mit allen begleitenden Schrecken wieder auf.
    »Wirst du so töricht sein?« fragte Cassy auf Französisch. »Laß ihn gehen! Überlaß ihn mir, daß ich ihn für die Feldarbeit wieder aufrichte. Hatte ich es dir nicht vorhergesagt?«
    »Gut, dann laß ich dir den Willen«, sagte er mürrisch zu Cassy.
    »Hör zu«, wandte er sich an Tom, »ich werde jetzt noch nicht mit dir abrechnen, weil die Arbeit drängt und ich alle Leute brauche, aber ich vergesse nichts. Ich kreide es dir an, und eines Tages werde ich es deiner alten schwarzen Haut einbleuen – nimm dich in acht!«
    Und damit ging Legree hinaus.

36. Kapitel
    Die Freiheit
    Für eine Weile müssen wir jetzt die Geschicke Georgs und seines Weibes verfolgen, die wir im freundlichen Farmerhaus am Wegrand zurückließen.
    Ächzend lag Tom Locker in einem blütenweißen Bett, in dem er sich stöhnend hin und her warf; er war der mütterlichen Obhut der Tante Dorcas anvertraut, die ebensogut einen kranken Auerochsen hätte pflegen können.
    Sie war eine große, würdige, durchgeistigt aussehende Frau mit silbergewelltem Haar unter einer reinlichen Musselinhaube, das über einer breiten, klaren Stirn gescheitelt war, die sich über nachdenklichen grauen Augen wölbte; ein schneeweißes Tuch lag sauber gefaltet über ihrer Brust; ihr glänzendbraunes Seidenkleid knisterte und raschelte, während sie im Zimmer hin und her ging.
    »Zum Teufel!« rief Tom Locker und gab den Federbetten einen schwungvollen Tritt.
    »Ich muß dich sehr bitten, Thomas, nicht solche Ausdrücke zu benutzen«, sagte Tante Dorcas, während sie gelassen die Betten ordnete.
    »Na gut, Oma, wenn ich es schaffe, will ich es lassen«, entgegnete Tom; »aber da soll der Mensch nicht fluchen, wenn es so verdammt heiß ist!«
    Tante Dorcas entfernte ein Plumeau vom Bett, glättete die Decken und stopfte sie ein, bis Tom ganz verstummt war und sie bemerkte:
    »Mein Freund, es wäre besser, wenn du das Fluchen und Lästern ließest und statt dessen an deinen Lebenswandel dächtest.«
    »Warum zum Teufel«, fragte Tom, »soll ich daran denken? Das wäre wahrhaftig das letzte – zum Henker!« Und Tom wälzte sich herum, alle Laken und Decken wieder zerwühlend und herausreißend, daß es kaum mitanzusehen war.
    »Der Bursche und das Mädchen, die sind wohl hier?« fragte er nach einer Pause verdrossen.
    »Ganz recht«, erwiderte Tante Dorcas.
    »Sie sollen sich lieber über den See verziehen«, sagte Tom; »je eher, desto besser.«
    »Das werden sie auch vorhaben«, entgegnete Tante Dorcas und strickte friedlich weiter.
    »Und das merkt Euch«, fing Tom wieder an, »wir haben Häscher in Sandusky, die überwachen für uns die Dampfer. Ich kann es Euch ebensogut jetzt sagen. Hoffentlich entwischen sie, nur um Marks ein Schnippchen zu schlagen – der verfluchte Pinscher – Gott strafe ihn!«
    »Thomas!« rief Tante Dorcas.
    »Versteh doch, Oma, wenn man einem Kerl den Stöpsel zu fest draufdrückt, dann platzt er. Übrigens, das Mädchen – sagt ihr, sie soll sich lieber verkleiden. Ihr Steckbrief hängt in Sandusky aus.«
    »Wir werden die Sache ins Auge fassen.«
    Da wir jetzt Tom Locker Lebewohl sagen, können wir noch eilig berichten, daß er drei Wochen bei den Quäkern gelegen hatte; ein rheumatisches Fieber war noch zu seinen sonstigen Leiden hinzugekommen. Als Tom von seinem Krankenlager aufstand, war er weiser und nachdenklicher geworden. Statt des Sklavenfangs stellte er seine Talente fortan in den Dienst der neuen Siedlung, wo er im Fallenstellen für Bären, Wölfe und andere Waldbewohner eine so glückliche Hand bewies, daß sein Name im ganzen Land einen guten Klang gewann. Von den Quäkern sprach er selber im Tone höchsten Respekts. »Nette Leute«, pflegte er zu sagen, »wollten mich zwar bekehren, haben es nicht ganz hingekriegt. Aber ich sage dir, Fremder, kranke Leute pflegen sie erstklassig, bereiten prima Suppen und Leckerbissen.«
    Als die Flüchtlinge durch Tom erfuhren, daß

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