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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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Sklaven. Ich war ein Narr zu glauben, ich könnte einem solch tödlichen Übel noch eine gute Seite abgewinnen. Es ist Sünde, einen Sklaven nach unseren Gesetzen zu halten – ich hielt es immer für eine Sünde, schon als ich noch ein Mädchen war und dann erst recht, als ich der Kirchgemeinde beitrat. Aber ich dachte, ich könnte ihm ein Mäntelchen umhängen. Mit Milde, Güte und Belehrung, dachte ich, das Los meiner Sklaven zu bessern, ihnen die Freiheit zu ersetzen – wie töricht bin ich gewesen!«
    »Liebes Weib, du ergreifst ja ganz die Partei der Neger!«
    »Ach, täte ich es nur! Du weißt es selber, wie ich Sklaverei immer für ein Unrecht hielt und niemals eigene haben wollte.«
    »Freilich, und da unterscheidest du dich gewaltig von manchem frommen und klugen Mann«, sagte Mr. Shelby. »Erinnerst du dich an Mr. B.'s Predigt am letzten Sonntag?«
    »Ich mag solche Predigten nicht. Ich will den Mr. B. nicht Wiederhören. Geistliche konnten vielleicht dem Übel nicht abhelfen, können ihm ebensowenig steuern, wie wir es können, aber es zu verteidigen –! Das geht mir wider die Natur. Und ich meine, dir hat die Predigt auch nicht gefallen.«
    »Na«, sagte Mr. Shelby, »ich muß gestehen, diese Geistlichen treiben die Dinge zuweilen auf die Spitze. Das würden selbst wir armen Sünder nicht wagen. Männer wie wir, die im Leben stehen, müssen oft ein Auge zudrücken. Aber es mißfällt uns, wenn Frauen und Geistliche uns darin noch überbieten und in Dingen der Moral oder der Sitte zu weit gehen. Aber jetzt, Liebste, hoffe ich, daß du meine Zwangslage verstehst und zugibst, daß ich das menschenmögliche getan habe.«
    »Aber ja, aber ja«, versicherte Mrs. Shelby eilig, gedankenverloren spielte sie mit ihrer goldenen Uhr –, »ich habe keinen nennenswerten Schmuck«, fuhr sie nachdenklich fort. »Aber könnte diese Uhr nicht eine ganze Menge einbringen? Es war ein sehr teures Stück. Wenn ich nur Elizas Kind retten könnte, ich würde ja alles opfern, was ich nur hätte!«
    »Es tut mir leid, Emily«, sagte Mr. Shelby, »daß dir diese Geschichte so nahegeht. Das Schlimme ist, die Sache ist bereits vollzogen. Der Kaufvertrag ist unterzeichnet und in Haleys Händen, und wir können Gott danken, daß es so glimpflich ablief. Der Mann hätte uns alle ins Unglück stürzen können. Wenn du ihn so kenntest wie ich, wäre dir klar, daß wir ihm noch knapp entronnen sind.«
    »Ist er denn so hartherzig?«
    »Ach, er ist nicht gerade grausam, aber ein Mann von lederner Zähigkeit. Er lebt nur für sein Geschäft und seinen Gewinn – kalt und rücksichtslos, unbarmherzig wie der Tod. Für einen hohen Prozentsatz würde er seine eigene Mutter verkaufen, ohne der alten Frau übel zu wollen – so ist er.«
    »Und diese Kreatur soll den guten, treuen Tom und Elizas Kind fortan besitzen!«
    »Liebes Herz, ich muß gestehen, daß ich diese Vorstellung auch nicht ertrage. Ich mag gar nicht daran denken. Haley war zu eilig und will morgen die Leute übernehmen. Ich werde mir in der Frühe mein Pferd satteln lassen und davonreiten. Ich kann Toms Anblick nicht ertragen, so viel steht fest. Und ich rate dir, auch eine Spazierfahrt zu machen und Eliza mitzunehmen. Dann kann die Sache vor sich gehen, ohne daß sie dabei ist.«
    »Nein, nein«, sagte Mrs. Shelby. »Auf keinen Fall will ich meine Hand in diesem furchtbaren Spiel haben. Ich werde den armen Tom aufsuchen, Gott mag ihm beistehen in seiner furchtbaren Not. Dann sehen sie wenigstens, daß ihre Herrin ein Herz hat für sie. Was Eliza angeht, so sträubt sich alles in mir. Möge Gott uns verzeihen! Was haben wir getan, daß wir in diese grausame Zwangslage kamen?«
    Bei dieser Unterhaltung war ein Lauscher zugegen gewesen, dessen Anwesenheit das Ehepaar nicht vermutet hatte.
    Neben ihrem Schlafzimmer lag ein kleiner Raum, der mit einer Außentür auf den Korridor führte. Als Mrs. Shelby Eliza für die Nacht entlassen hatte, war diese in ihrem fiebrigen und erregten Zustand auf den Gedanken gekommen, sich dort zu verbergen. Das Ohr dicht an die Tür gepreßt, hatte sie auch nicht ein Wort der Unterhaltung verloren.
    Als die Stimmen verstummt waren, richtete sie sich auf und stahl sich leise davon. Blaß und zitternd, mit erstarrten Zügen und zusammengepreßten Lippen war sie nicht länger das sanfte, süße Geschöpf wie bisher. Vorsichtig schlich sie über den Vorplatz, hob vor der Tür ihrer Herrin stumm und flehend die gefalteten Hände gen Himmel, kehrte

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