Onkel Toms Hütte
das Pack in die Falle gegangen. Da sind sie sicher. Das sollen sie mir büßen!«
»Heda! Sambo! Quimbo! Hallo, Leute!« rief Legree, beim Quartier angekommen, als gerade alle Frauen und Männer von der Arbeit zurückströmten. »Da sind zwei Ausreißer in den Sümpfen. Ich geb' jedem Nigger, der sie mir fängt, fünf Dollar, hört ihr, fünf Dollar! Laßt die Hunde los. Laßt Tiger und Wutgeheul laufen.«
Bei dieser Nachricht brach augenblicklich ein Aufruhr los. Viele der Leute sprangen eilfertig herbei und boten ihre Dienste an, teils in der Hoffnung auf die Belohnung, teils aus jener servilen Kriecherei, eine der beschämendsten Folgen ihrer Knechtschaft. Einige rannten hierhin, andere dorthin. Einige besorgten sich Kienfackeln, andere banden die Hunde los, deren heiseres, wütendes Gebell nicht wenig zu dem allgemeinen Trubel beitrug.
»Herr, sollen wir schießen, wenn wir sie aufspüren?« fragte Sambo, als sein Herr ihm ein Gewehr aushändigte.
»Du kannst auf Cassy schießen, wenn du willst; es wird Zeit, daß man sie in die Hölle befördert, wo sie hingehört; aber nicht auf das Mädchen«, sagte Legree. »Und nun Jungens, munter und flink! Fünf Dollar für den, der sie fängt; und für jeden ein Glas Schnaps obendrein.«
Nun brach die ganze Horde im Schein der lodernden Fackeln unter dem wütenden Gebell der Tiere und dem gellenden Geschrei der Menschen zu den Sümpfen auf, gefolgt von dem gesamten Hauspersonal. Infolgedessen lag das ganze Gebäude völlig verlassen da, als Cassy und Emmeline es von rückwärts betraten. Noch war die Luft angefüllt von dem Lärmen ihrer Verfolger; durch die Wohnzimmerfenster konnten die beiden Frauen den Trupp mit seinen Fackeln sehen, wie er sich am Rande der Sümpfe in langer Kette auflöste.
»Da sieh!« sagte Emmeline und deutete hinaus, »die Jagd hat begonnen! Sieh, wie die Lichter tanzen! Horch! Die Hunde! Hörst du sie nicht? Wenn wir jetzt da unten wären, stünde es schlecht um uns! O Gott, wir wollen uns bloß verstecken. Schnell doch!«
»Jetzt eilt es nicht«, antwortete Cassy kaltblütig; »die sind alle auf der Jagd – das ist das Vergnügen des Abends. Langsam werden wir uns hinaufziehen. Inzwischen«, sagte sie und zog vorsichtig einen Schlüssel aus der Jackentasche, die Legree in der Eile über einen Stuhl geworfen hatte, »inzwischen werde ich mir hier unser Reisegeld besorgen.«
Sie schloß den Schreibtisch auf und nahm ein Bündel Banknoten heraus, das sie eilig nachzählte.
»Ach, das wollen wir doch lieber nicht tun!« sagte Emmeline.
»Nicht?« fragte Cassy, »warum nicht? Willst du in den Sümpfen verhungern oder hiermit die Reise in die freien Staaten bezahlen? Geld vermag alles, Mädchen.« Und schon hatte sie das Geld in ihren Kleidausschnitt gesteckt.
»Es wäre doch Diebstahl«, flüsterte Emmeline in ängstlichem Flüsterton.
»Diebstahl!« Cassy lachte zornig. »Wer uns an Leib und Seele bestiehlt, darf nicht davon sprechen. Jeder einzelne dieser Scheine ist gestohlen – gestohlen von armen, verhungerten Geschöpfen, die für ihn schuften und schließlich seinetwegen vor die Hunde gehen müssen. Laß ihn von Diebstahl reden! Aber komm jetzt, wir können nun ebensogut hinaufgehen; ich habe da oben auch Kerzen aufgehoben und ein paar Bücher, damit uns die Zeit nicht lang wird. Du kannst ganz beruhigt sein, dort wird uns niemand suchen; sonst werde ich als Gespenst umgehen.«
Als Emmeline den Speicher betrat, fand sie den riesigen Holzverschlag, in dem einst schwere Möbel transportiert worden waren, auf die Seite gerückt, so daß die Öffnung sich der Wand oder vielmehr der Dachrinne gegenüber befand. Cassy zündete eine kleine Lampe an, dann krochen sie unter der Dachrinne entlang und richteten sich in dem Verschlag häuslich ein. Er war mit ein paar kleinen Matratzen und Kissen ausgelegt, eine Kiste daneben trug einen reichlichen Vorrat von Kerzen, Lebensmitteln und den nötigen Reisekleidern, die Cassy in zwei erstaunlich kleinen Bündeln untergebracht hatte.
»Dies wird also eine Zeitlang unsere Bleibe sein«, sagte Cassy und hängte die Lampe an einen kleinen Haken, den sie zu diesem Zweck in die Holzwand geschlagen hatte. »Wie gefällt sie dir?«
»Seid Ihr auch ganz sicher, daß man den Speicher nicht durchsucht?«
»Ich möchte Simon Legree wohl dabei sehen«, antwortete Cassy. »Nein, er wird wahrhaftig heilfroh sein, daß er sich fernhalten kann. Und was das Personal angeht, so wird sich jeder eher an die
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