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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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Mund.
    »Nehmt Ihr sie hinunter in den Süden?« fragte der Mann. Haley nickte und rauchte schweigend.
    »Als Plantagenhilfe?« fragte der Mann.
    »Nun«, sagte Haley, »ich habe den Auftrag für eine Plantage auszuführen, und dabei kann ich sie wohl unterbringen. Sie behauptet ja, sie sei eine gute Köchin; sie können sie dafür einsetzen oder zum Baumwollpflücken nehmen. Dafür hat sie die richtigen Finger, ich habe sie mir angesehen. So oder so, die verkauft sich gut.« Und Haley widmete sich aufs neue seiner Zigarre.
    »Den Kleinen werden sie auf der Plantage kaum gebrauchen können«, fing der Mann wieder an.
    »Den werde ich bei der nächsten Gelegenheit verkaufen«, entgegnete Haley und zündete sich eine neue Zigarre an.
    »Wahrscheinlich werdet Ihr ihn preiswert ablassen«, sagte der Fremde, bestieg eine der Kisten und ließ sich darauf nieder.
    »Das will ich nicht sagen«, erwiderte Haley; »es ist ein besonders hübsches Kind – gerade, dick und kräftig; das Fleisch so fest wie ein Ziegelstein!«
    »Stimmt schon, aber es bleiben die Scherereien und die Kosten des Aufziehens.«
    »Unsinn!« sagte Haley. »Das zieht sich so mühelos auf wie alles Lebendige; das macht nicht mehr Umstände als junge Hunde. In einem Monat wird das Kerlchen laufen können.«
    »Ich hätte eine gute Gelegenheit, es aufzuziehen«, sagte der Mann. »Eine Köchin bei mir verlor ihr Kleines vorige Woche – ertrank im Waschzuber, während sie draußen Wäsche aufhing – und ich denke, es wäre nicht schlecht, wenn ich ihr diesen Kleinen mitbrächte.«
    Haley und der Fremde rauchten eine Weile schweigend, niemand schien gewillt, die strittige Frage anzuschneiden. Schließlich hub der Mann wieder an:
    »Ihr werdet nicht mehr als zehn Dollar für den Kleinen verlangen, wo Ihr ihn doch losschlagen müßt.«
    Haley schüttelte den Kopf und spuckte bedeutungsvoll aus.
    »So geht das auf keinen Fall«, sagte er und rauchte weiter.
    »Also Fremder, was verlangt Ihr denn?«
    »Na, seht her«, sagte Haley. »Ich könnte das Kerlchen ja selber aufziehen oder aufziehen lassen; es ist ungewöhnlich hübsch und gesund, in einem halben Jahr brächte er mir schon hundert Dollar; und in ein, zwei Jahren bereits zweihundert, wenn ich es nur geschickt anstellte; also werde ich jetzt nicht einen Cent unter fünfzig Dollar ablassen.«
    »O Fremder! Das ist ja zum Lachen!« sagte der Mann.
    »Tatsache«, erwiderte Haley mit entschlossenem Kopfnicken.
    »Ich werde dreißig für ihn geben«, sagte der Fremde.
    »Na, dann werde ich Euch sagen, was ich tun will«, sprach Haley und spuckte mit erneuter Entschlossenheit aus. »Ich werde die Differenz teilen und fünfundvierzig sagen, weiter kann ich Euch nicht entgegenkommen.«
    »Gut, abgemacht!« antwortete der Mann nach einer Pause.
    »Erledigt!« sagte Haley. »Wo landet Ihr?«
    »In Louisville.«
    »Louisville«, wiederholte Haley. »Sehr schön. Dann kommen wir bei Einbruch der Dunkelheit an. Da schläft der Kleine – geht alles in Butter – man nimmt ihn leise – ohne Geschrei – macht sich großartig – ich erledige gern alles im stillen – Lärm und Aufregung sind mir verhaßt.« Nachdem einige Banknoten aus der Tasche des Mannes in die des Händlers gewandert waren, nahm dieser seine Zigarre wieder auf.
    Es war ein heller ruhiger Abend, als der Dampfer an der Landestelle von Louisville anlegte. Die Frau hatte mit dem Kind im Arm, das jetzt in tiefem Schlummer lag, still dagesessen. Als sie den Namen der Stadt ausrufen hörte, legte sie das Kind hastig in eine kleine Wiege, die sie sich in dem Zwischenraum zweier Kisten zurechtgemacht hatte, nicht ohne vorher ihren Mantel daruntergebreitet zu haben, und dann eilte sie an die Reling in der Hoffnung, daß sie unter den verschiedenen Hoteldienern an der Landungsstelle ihren Mann entdecken könnte. In dieser Hoffnung drängte sie sich an das äußerste Geländer, lehnte sich weit hinüber und sah sich die Augen aus nach den Menschen am Ufer. Die Menge hatte sich zwischen sie und das Kind geschoben.
    »Jetzt ist der rechte Augenblick«, sagte Haley, nahm das schlafende Kind auf und übergab es dem Fremden. »Weckt ihn ja nicht auf, sonst fängt er an zu schreien, und es gibt einen Höllenspektakel mit dem Mädchen.« Der Mann nahm das Bündel vorsichtig entgegen und war bald in der Menge verschwunden, die zur Landungsstelle drängte.
    Als sich der Dampfer keuchend, pustend und stöhnend vom Kai entfernte und langsam seine Fahrt stromabwärts

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