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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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bestreit es nicht – ich weiß es. Ich sah das Mädchen hier liegen, ungefähr um zehn Uhr, und noch um zwölf und noch zwischen ein und zwei Uhr; und dann um vier Uhr war sie verschwunden. Du aber hast hier die ganze Zeit geschlafen. Also, du mußt etwas wissen.«
    »Nun, Herr«, sagte Tom, »im Morgengrauen huschte etwas vorbei, und ich wurde halb wach; danach hörte ich ein Plätschern, da wachte ich vollends auf, und das Mädchen war verschwunden. Das ist alles, was ich weiß.«
    Der Händler war weder entsetzt noch verwundert, denn wie wir bereits erwähnten, war er an manche Dinge gewöhnt, an die ein anderer nicht gewöhnt ist. Selbst die erhabene Gegenwart des Todes flößte ihm keine Ehrfurcht ein. Er hatte den Tod schon oft gesehen – geschäftlich, er kannte ihn gut. Der Tod war ihm ein unangenehmer Kunde, der ihm sein Geschäft böswillig verdarb. Also fluchte er nur, das Mädchen hätte nichts getaugt, er hätte teuflisches Pech, und daß er, wenn das so weiterginge, an dem ganzen Transport nicht einen Cent verdienen werde. Kurz gesagt, er fühlte sich entschieden betrogen; aber es ließ sich nicht ändern. Die Frau war in ein Reich geflüchtet, das keinen Flüchtling je herausgibt. Also setzte sich der Händler mit seinem kleinen Kontobuch mißvergnügt hin und trug die verlorene Summe unter der Überschrift ›Verluste‹ ein.

13. Kapitel
    Das Quäkerdorf
    Jetzt eröffnet sich eine ruhige Szene. Eine große, geräumige, sauber gestrichene Küche mit gelbem, glänzendem und glattem Fußboden, auf dem kein Stäubchen liegt; ein schmucker, gutgeschwärzter Küchenherd; Reihen blinkender Töpfe, die dem Appetit herrliche Dinge verheißen; glänzend grüne Holzstühle, alt und fest; ein kleiner, strohgeflochtener Schaukelstuhl mit einem Kissen, aus lauter Wollresten in den verschiedensten Farben säuberlich zusammengesetzt, und ein ebensolcher, nur größer, mütterlicher und alt, dessen weite Lehnen einladend wirken, unterstützt von der freundlichen Aufforderung seiner Federkissen – ein richtiger, behaglicher, tröstlicher alter Stuhl, in dem es sich bequemer ausruhen läßt als in einem Dutzend feiner Plüsch- und Brokatgestelle, die eure Salons bevölkern. Und in diesem Stuhl, sich sanft auf und ab schaukelnd, eine feine Handarbeit im Schoß, saß unsere gute Freundin Eliza. Ja, sie war es, blasser und dünner geworden als in ihrem Heim in Kentucky, im Schatten ihrer langen Wimpern lagerte ein stiller Schmerz, der sich auch in den Umrissen ihres sanften Mundes abzeichnete. Es war deutlich zu sehen, wie in der Zucht des Schmerzes ihr mädchenhaftes Herz gewachsen und gefestigt war. Als sie jetzt die dunklen Augen aufschlug, um den lustigen Sprüngen des kleinen Harry zu folgen, der wie ein bunter Schmetterling über den Boden hüpfte, spiegelte sich darin eine ruhige und tiefe Entschlußkraft, die ihr in ihren früheren und glücklicheren Tagen völlig fremd gewesen war. Ihr zur Seite saß eine Frau mit einer blanken Zinnschüssel im Schoß, in der sie sorgfältig getrocknete Pfirsiche sortierte. Sie mochte fünfundfünfzig oder sechzig Jahre alt sein, aber ihr Gesicht gehörte zu denen, welche die Zeit nur verschönern und erleuchten kann. Das schneeweiße Spitzenhäubchen, nach schlichtem Quäkerschnitt gefertigt, das einfache, weiße Musselintuch, das hübsch gefaltet über ihrer Brust lag, das naturfarbene Kleid verrieten sofort, zu welcher Gemeinschaft sie gehörte. Ihr Gesicht war rund und rosig, von einer gesunden, samtenen Weichheit, die an einen Pfirsich gemahnte. Ihr Haar, vom Alter leicht versilbert, war glatt aus einer hohen, ruhigen Stirn zurückgebürstet, auf welche die Zeit nur dieses eine eingegraben hatte: Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen; darunter leuchtete ein großes Paar klarer, aufrichtiger, liebevoller, brauner Augen; man brauchte nur hineinzusehen, um zu wissen, daß man auf den Grund eines Herzens blickte, wie es in keiner Frau besser und wahrer schlagen konnte. Von schönen jungen Mädchen wird so viel gesagt und gesungen, warum spricht niemand von der Schönheit alter Frauen? Wer sich hierfür erwärmen will, mag getrost zu Rachel Halliday gehen, wie sie dasitzt in ihrem kleinen Schaukelstuhl. Dieser Stuhl hatte eine besondere Art, zu quietschen und zu knarren – vielleicht hatte er sich in seiner Jugend erkältet oder litt jetzt an Asthma, oder war mit seinen Nerven nicht ganz in Ordnung; aber während Rachel sanft darin auf und ab schaukelte, gab der

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