Online Wartet Der Tod
verzeihen können?«
Zoya atmete ein paar Mal heftig ein in dem Versuch, weitere Tränen zurückzuhalten, und begann dann doch zu schluchzen. Das Baby zog die Brauen zusammen. Seine Sitzschale hörte auf zu wippen. Ellie sagte sich, dass sie mit dieser Frau kein Mitleid haben sollte. Falls jemals irgendwer – irgendwer – Jess etwas antun sollte, wusste sie genau, auf wessen Seite sie stand.
»Tatiana hat Agent Dixon erzählt, dass es zwischen den Freunden Ihres Mannes und FirstDate eine Verbindung gab. Wie sieht diese Verbindung aus? Sie wissen jetzt, warum Ihre Schwester ermordet worden ist, aber die Angehörigen der anderen drei Frauen sind nach wie vor ahnungslos. Wenn Sie mir sagen, wie FirstDate da mit drinhängt, könnte ich diesen Leuten eine Erklärung liefern – und Sie könnte ich vielleicht aus allem heraushalten.«
Zoya schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Es ist, wie ich Ihnen gesagt habe: Ich weiß nichts. Er erzählt mir nichts. Ich bin seine Frau. Ich bin die Mutter seiner Kinder. Bei uns ist es anders als bei den amerikanischen Paaren, die man immer im Fernsehen sieht – wo die Leute dauernd miteinander reden und einander alles anvertrauen. Er geht zur Arbeit. Er trifft sich mit seinen Freunden. Ich stelle keine Fragen, und er erzählt mir nichts.«
Zoya benutzte dieses Gespräch nur, um sich weiter in die Rolle des ahnungslosen Opfers zu flüchten. Das ertrug Ellie nicht. »Ich hoffe, Sie können mit den Entscheidungen, die Sie treffen, leben, Zoya.«
»Ich war bei Zoya. Am Ende hat sie zugegeben, dass ihr Mann Becker kannte.« Ellie hatte Charlie Dixon auf dem Weg zur U-Bahn-Station angerufen, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. »Und Barbara Hunter sagt, ihre Tochter hat ihre neue MasterCard nur ein einziges Mal benutzt, und dann hat jemand das Konto unrechtmäßig belastet. In Texas. Wollen Sie raten, wofür sie die Karte benutzt hat?«
»FirstDate.«
»Treffer.«
» So war FirstDate also beteiligt«, sagte Dixon. »Ich habe immer gedacht, es geht um Geldwäsche. Wenn scheinbar saubere Leute wie Stern mit solchem Abschaum kungeln, wie Tatiana ihn kannte, heißt das, dass sie Rauschgift nehmen oder verkaufen oder Geld waschen. Und Stern ist mir nie wie ein Junkie vorgekommen.«
»Aber ein Dieb könnte er ohne Weiteres sein. Sie haben doch gesagt, er lebt über seine Verhältnisse. Er hat Zugang zu einem nicht abreißenden Strom von Kreditkartennummern. Die gibt er an Rostov und seine Kumpane weiter, und im Gegenzug kriegt er etwas vom Kuchen ab. Tatiana hat Rostov wahrscheinlich über FirstDate reden hören, wollte ihn aber nicht direkt anzählen, um ihrer Schwester nicht zu schaden.«
»Und dann hat Rostov sie mit mir gesehen und gewusst, dass etwas schiefläuft.«
»Bevor er ihn angegriffen hat, ist Rostov meinem Bruder bis zum ›Vibrations‹ gefolgt. Genauso kann er Ihnen bis zum FBI-Gebäude gefolgt sein.«
Es folgte ein kurzes Schweigen. Ellie spürte förmlich, wie Dixon sich am Riemen riss, um nicht jetzt schon zusammenzubrechen – und das würde er unweigerlich, wenn er sich seine Rolle bei dem Mord an Tatiana klarmachte. »Dann hat Rostov also Tatiana ermordet, weil sie mit uns kooperiert hat, und dann hat er zur Vorsicht auch noch Caroline Hunter ermordet? Oder meinen Sie, Becker war der Schütze?«
»Als Tatiana ermordet wurde, war Becker im Dienst«, sagte sie. »Ich glaube, Rostov hat geschossen, und Becker hat es so gedreht, dass er den Einsatz am Tatort übernehmen konnte. Das würde bedeuten, dass Rostov wahrscheinlich auch auf Caroline Hunter geschossen hat. Becker hat in der Zeitung davon gelesen und sich gedacht, dass das kein einfacher Raubüberfall war. Ungefähr einen Monat nach Carolines Tod hat er das Boot übernommen. Wetten, das war der Lohn für sein Schweigen?«
»Ich will sehen, was ich über den Vorbesitzer in Erfahrung bringen kann. Vielleicht finden wir eine Verbindung zwischen ihm und Rostov.«
»Danke.«
»Aber wenn Tatiana und Hunter ermordet worden sind, damit ein Ring von Betrügern nicht auffliegt, was ist dann mit den beiden anderen FirstDate-Morden?«
Vier Frauen. Zwei Muster. »Das weiß ich noch nicht, aber genau diese Frage werde ich Mark Stern stellen.«
Drei Tage lang, während derer zahllose Medienleute vergebens nach undichten Stellen im NYPD forschten, war Peter Morse der einzige Reporter weit und breit, der mit Bestimmtheit wusste, dass der Mord/Selbstmord auf City Island mit
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