Online Wartet Der Tod
wegen der bei MasterCard oder bei der Polizei, aber ich bin sicher, dass es dieser Ed Becker war.«
»Und was geschah dann?«
»Nichts. Er hat die Anzeige aufgenommen und gleich dazu gesagt, dass höchstwahrscheinlich nichts dabei herauskommen wird. Er hat gesagt, die meisten dieser Betrugsfälle fallen in ein schwarzes Loch.«
Das war richtig, nur hätte Becker keinen legitimen Grund dafür vorweisen können, dass er Caroline Hunter diese Mitteilung machte. Eine Beschwerde wie ihre hätte nicht dazu geführt, dass ein Beamter sie zu Hause aufsuchte, und außerdem hatte Becker gar nicht der Betrugsabteilung angehört. Außerdem hatte Flann sämtliche NYPD-Datenbanken nach Caroline Hunters Namen durchsucht und war auf keine Anzeige wegen Kreditkartenbetrugs gestoßen. Wenn Becker bei ihr gewesen war, um mit ihr über ihren Verdacht zu sprechen, dann nicht im Auftrag des NYPD.
»Hat sie sich weiterhin beschwert, auch nachdem die Anzeige aufgenommen worden war?«
»Das weiß ich nicht. Ich bin irgendwann abgereist, und sie hat nie wieder über die Sache gesprochen. Der Mord hängt damit zusammen, oder?«
»Ich weiß es wirklich nicht, Mrs. Hunter. Aber ich versuche dahinterzukommen.«
»Würden Sie mir bitte Bescheid sagen, wenn Sie auf etwas Neues stoßen?«
»Versprochen.«
Wenn Caroline Hunter ermordet worden war, weil sie einen groß angelegten Kreditkartenbetrug gefährdet hatte, war auch klar, weshalb Tatiana und sie mit derselben Waffe erschossen worden waren. Beide hatten gestört, beide waren zum Schweigen gebracht worden. Es erklärte außerdem, warum nur sie beide erschossen worden waren – zwei Kugeln in den Hinterkopf, schnell und einfach –, während Amy Davis und Megan Quinn erstickt worden waren. Es erklärte, warum der Mord an Amy Davis so brutal gewesen war, so persönlich – in Wahrheit war er der Erste einer Reihe gewesen, nicht der Dritte. Und wenn der Mord an Amy Davis persönlich gewesen war, leuchtete auch ein, warum Peter Morse bei dem Anrufer, der ihn auf Enochs Brief in der Bibliothek hingewiesen hatte, einen südlichen Akzent wahrgenommen hatte.
Sie hatten die ganze Zeit auf zwei Muster gestarrt und nicht auf eins. Tatiana Chekova und Caroline Hunter. Amy Davis und Megan Quinn. Vier Frauen, zwei Muster. Sie würde auf jeden Fall noch einmal nach Brooklyn fahren.
37
Als sie unten im Treppenhaus stand, rief Ellie bei den Rostovs an. »Hallo, hier ist Laura Liemann vom Amerikanischen Roten Kreuz. Könnte ich bitte Vitali Rostov sprechen?«
Sowie Zoya erklärt hatte, ihr Mann sei nicht da, machte Ellie sich auf den Weg nach oben und klopfte an die Wohnungstür. Sie hörte es hinter dem Spion rascheln, aber die Tür blieb zu.
»Ich bin’s, Detective Hatcher. Ich weiß, dass Sie da sind, Zoya. Bitte machen Sie auf!«
Sie hörte mehrere Riegel zurückschnappen, und dann erschien Zoyas Gesicht in der nur einen Spalt breiten Türöffnung.
»Gehen Sie bitte.«
»Lassen Sie uns miteinander reden. Ich weiß, dass Sie Ihrem Mann gegenüber gewisse Zweifel hegen. Und dunkle Ahnungen verschwinden nicht, nur weil man sie verleugnet.«
»Vitya ist nicht perfekt, aber das, was Sie behaupten, würde er niemals tun.«
»Ich habe gar nichts behauptet, Zoya. Wenn Sie vermuten, dass er etwas mit dem Tod Ihrer Schwester zu tun hat, dann sind Sie allein darauf gekommen. Lassen Sie mich rein. Und wenn Sie damit rechnen, dass Ihr Mann bald nach Hause kommt, können wir woandershin gehen. Ich helfe Ihnen mit den Kindern.«
Schließlich machte Zoya auf. »Vitya hat Spätschicht, und Anton schläft. Wenn wir überhaupt reden müssen, dann jetzt.«
Es war still in der Wohnung, jedenfalls zu Anfang. Das Baby, Tanya, lag zufrieden in seiner Schale und produzierte brabbelnd kleine Speichelblasen. Ellie setzte sich auf das schwarze Ledersofa an der gegenüberliegenden Wand.
»Sie haben gesagt, Ihr Mann würde niemals das tun, was ich behauptet hätte – was haben Sie damit gemeint?«
Zoya zuckte die Achseln, hielt Ellies Blick aber stand. »Ich weiß nicht. Ich sehe nur, dass dauernd die Polizei vor unserer Tür steht. Da nehme ich an, Sie denken, dass Vitya etwas getan hat.«
»Könnten Ihre Vermutungen auch damit zusammenhängen, dass Sie beide Ihre Schwester mit einem FBI-Agenten gesehen haben – genau zu der Zeit, als zwei von Vityas Freunden in Bundesgefängnissen landeten?«
»Ich habe Ihnen gesagt, dass ich den Mann auf Ihrem Bild nicht kenne.«
»Ich weiß, was Sie gesagt haben,
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