Online Wartet Der Tod
McIlroys Ermittlungen gegen einen Serienmörder zusammenhing. Zu seiner eigenen Überraschung war es ihm überhaupt nicht schwergefallen, diese Information zurückzuhalten. Selbst dem Reporter in ihm war klar, dass es einfach nicht ging, sein Wissen über Ellies persönliche Umstände auszuschlachten. Das Mindeste war, dass sie beide sich diesbezüglich zuerst auf ein paar Grundregeln einigten.
In gewisser Weise waren die vergangenen Tage eine Art Urlaub von der Welt dort draußen gewesen. Ellie und er hatten einander kennengelernt, ohne dabei auch nur ein Wort über den Fall zu wechseln. Damit – darauf hatten sie sich geeinigt – wollten sie warten, bis das Police Department ein offizielles Statement abgegeben hatte. Das war nun geschehen.
Als der Stellvertretende Polizeipräsident bei der Pressekonferenz am Morgen verkündet hatte, Ed Becker sei der FirstDate-Mörder gewesen, hatten die Journalistenkollegen mit Entsetzen reagiert – so, als hätten sie zu hören bekommen, dass der Dalai Lama regelmäßig Pornos konsumierte. Mental hatte Peter einen ziemlichen Vorsprung, denn er hatte sich schon länger mit den Fakten befassen können, aber bislang hatte er sich noch nicht gestattet, mit dem Schreiben anzufangen.
Um die technischen Aspekte des Falls wirklich zu verstehen, brauchte er Unterstützung. Ein schwer zu erklärender Bestandteil der Ermittlungsarbeit war zum Beispiel das Ausfindig-Machen der Orte, von denen aus der Mörder jeweils ins Internet gegangen war. Er hatte schon ein paar Anläufe gemacht, darüber zu schreiben, war sich aber nicht sicher, ob er die Sache wirklich richtig dargestellt hatte.
Er versuchte, seinen vertrauten Gewährsmann in Computerfragen zu erreichen, aber der Glückliche war in Cabo San Lucas. Dann fiel ihm der Mann ein, von dem Ellie bei ihrem Abendessen im »Half King« gesprochen hatte. Die Visitenkarte steckte noch in seiner Brieftasche. Er konnte nur hoffen, dass Jason Upton die Zeit hatte, ihm einen Internet-Grundkurs zu geben. Ironie des Schicksals: So half Ellie ihm am Ende doch noch, diese Geschichte zu schreiben, obwohl sie seit Freitagabend verabredungsgemäß nicht mehr darüber gesprochen hatten.
Er hatte seit ihrer morgendlichen Unterredung mit dem hohen Tier nichts von ihr gehört. Jetzt hatte er einen guten Vorwand, sie anzurufen: Er würde ihr erzählen, dass er vorhabe, ihren Bekannten um Rat zu fragen. Er versuchte es auf dem Handy, aber da schaltete sich sofort die Mailbox ein.
Hallo, ich bin’s. Sorry, war das zu vertraulich? Ich bin es, Peter Morse von der Daily Post . Ich war eben auf der Pressekonferenz des Stellvertretenden Polizeipräsidenten. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, Dich dort zu sehen – ich hoffe, es ist gut gelaufen heute Morgen. Danke übrigens noch mal für den Tipp mit Jason Upton. Den werde ich um Hilfe bitten bei dieser Sache mit dem Computer-Lokalisieren. So oder so werde ich hart arbeiten, wie der Präsident sagen würde, damit ich die Geschichte bis zur Deadline fertigkriege. Und danach würde ich Dich wahnsinnig gern sehen. Ruf mich an, ja? Tschüs.
Ellie betrat die FirstDate-Lobby und hielt die Tür noch einen Moment für zwei Frauen auf, die den Bereich gerade mit Kartons unter dem Arm verließen. Eine sah aus, als hätte sie geweint. Die andere machte eher den Eindruck, als würde sie gern jedem, der ihr begegnete – und mochte er noch so freundlich sein –, eine verpassen.
Auch Christine Conboy, die hinter ihrem Empfangsschreibtisch saß, wirkte niedergeschlagen. »Hallo«, murmelte sie, als sie Ellie erkannte.
»Was ist denn hier los?«, fragte Ellie.
»Entlassungen. Unser Server ist zusammengebrochen unter dem Ansturm der Leute, die sich einloggen, um ihre Mitgliedschaft zu kündigen.« Sie senkte die Stimme. »Mir tut Stern nicht leid. Das ist Karma – die gerechte Strafe dafür, dass er Sie so hat auflaufen lassen. Wirklich traurig, was Ihrem Partner passiert ist.«
Ellie nickte dankbar. Christine blickte zu Sterns Büro hinüber. »Das ist nicht richtig. Statt die Verluste auszugleichen, reicht er sie weiter an die Angestellten, die keinerlei Sicherheit haben. Die Leute hier hangeln sich immer nur von einem Gehalt zum nächsten. Wenn sie ihren Job verlieren, stehen sie vor dem Nichts.«
»Gleich Leute zu feuern kommt mir übertrieben vor«, sagte Ellie. »Die Panik legt sich doch bestimmt bald wieder.«
»Na ja, der Chef hat uns vor ein paar Stunden auf einem kurzfristig einberufenen Meeting
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