Online Wartet Der Tod
sie anhand ballistischer Untersuchungsergebnisse eine Frau namens Tatiana Chekova als mögliches Opfer in dieser Serie eingestuft hatten, war Dixon hellhörig geworden, denn der Mann, der ihn auf FirstDate hingewiesen hatte, war auch Russe gewesen. Und als er erfahren hatte, dass der Schwager von Tatiana Chekova Vitali Rostov hieß – Vitya sei eine Kurzform von Vitali, erklärte Dixon –, hatten die Dinge ihren Lauf genommen.
Dixon berichtete, er sei Vitali Rostov gefolgt, soweit seine anderen Aufgaben das zugelassen hätten. Er habe Rostov in einem Internet-Café mit einem Mann gesehen, der ihm aus seinen früheren Nachforschungen über FirstDate bekannt gewesen sei: Jason Upton, ehemaliger Programmierer der Firma.
»Und wo war dieses Café?«, fragte Eckels.
Mayfield warf Eckels einen unwilligen Blick zu, doch Dixon antwortete anstandslos. Er nannte eine Adresse in Midtown – eines der drei Internet-Cafés, die Upton für seine Enoch-Aktivitäten bei FirstDate genutzt hatte.
»Jedenfalls habe ich Upton von meinen früheren Nachforschungen her erkannt. Und mir ist klar geworden, dass er für das, was zwischen Rostov und der Firma lief, die Schlüsselperson sein musste. An dem Punkt habe ich Mark Stern um Mithilfe gebeten.«
Ellie wusste, dass Stern diesen Teil der offiziellen Geschichte bestätigen würde. Bevor sie sich an jenem Tag auf den Weg zu Peter Morses Wohnung gemacht hatte, war sie mit Stern in seinem Büro seinen Part durchgegangen. Er hatte Wort gehalten und sich flexibel gezeigt.
»Stern hat mir von der Auseinandersetzung zwischen Mr. Upton und ihm berichtet. Und ihm ist aufgegangen, dass Upton in der Lage war, sich Zugang zu den Kreditkartendaten der FirstDate-Kunden zu verschaffen. Ich habe weiterhin Vitali Rostov im Auge behalten in der Hoffnung, einen konkreten Austausch – Geld gegen Daten – beobachten zu können. So bin ich vergangene Woche in der Wohnung von Peter Morse gelandet. Ich habe gesehen, wie Rostov in das Haus ging. Und als kurz danach Detective Hatcher kam und ebenfalls in dem Haus verschwand, wusste ich, dass ich eingreifen musste.«
»Wie sind Sie in die Wohnung hineingekommen?«, fragte Eckels. »Die Haustür ist mit einem Nummerncode gesichert.«
»Wir hatten Glück«, antwortete Dixon. »Nachdem Hatcher ins Haus gegangen war, ist die Tür nicht ganz zugefallen. Ich konnte sie einfach aufdrücken.«
Ellie hörte sich an, wie Dixon all die Geständnisse zusammenfasste, die Upton gemacht hatte, während Rostov sie mit der Waffe in Schach hielt. Von hier an kam die offizielle Version der Wahrheit ziemlich nahe.
Genauso, wie sie wusste, dass es nicht richtig war, Upton den Tod zu wünschen, wusste sie, dass es nicht richtig war, zu lügen und Dixon und Stern auch noch dazu angestiftet zu haben. Aber wenn sie wollten, dass Upton bestraft wurde, blieb ihnen nichts anderes übrig. Ein kritischer Geist mochte das eine oder andere Detail der offiziellen Version, die Dixon hier präsentierte, in Zweifel ziehen, aber Ellie wusste, dass die Mächtigen am Ende jede halbwegs glaubwürdige Lüge als Wahrheit akzeptieren würden. Auch sie wollten ihn nicht davonkommen lassen. Und solange das der Fall war, hatte Ellie keine schlaflosen Nächte.
Sie schaltete sich innerlich zu dem Zeitpunkt wieder ein, als Dixon ein braunes Kuvert mit einem Poststempel aus New Iberia auf den Konferenztisch legte. Dieses Päckchen würde ihm helfen, die verschiedenen Puzzleteile zusammenzufügen. Es war ungefähr zu der Zeit mit der Post gekommen, als die Kevlar-Weste Ellie das Leben gerettet hatte. Sie hatte es bei ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus zu Hause vorgefunden. Es enthielt etliche vergilbte Fotos von Jungen und Mädchen unterschiedlichen Alters. Auf jedem hatte ein von alter Hand zittrig beschrifteter Post-it-Zettel geklebt. Zu einem der Fotos hatte Helen Benoit geschrieben: Der dritte Junge von links, Jasper, hat sich für Computer interessiert. Er konnte richtig gemein sein. Selbst als junger Teenager hatte Jasper schon fast so ausgesehen wie Jason Upton.
Außerdem hatte das Päckchen Kopien sämtlicher Pflegschaftsverträge enthalten, die Helen Benoit mit der Sozialbehörde von Louisiana geschlossen hatte. Gleichzeitig mit Edmond Bertrand hatte sie Jasper Dupre in Pflege gehabt, geboren am 16. 10. 1976. Das war auch das Geburtsdatum von Jason Upton. Und von jenem Edmond Bertrand, der sechs Jahre zuvor in Boston festgenommen worden war.
Jason Upton hatte gelogen, was seine
Weitere Kostenlose Bücher