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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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unerwartete Wendung, die die Angelegenheit nahm. Die von ihnen vorgesehene tatkräftige Maßnahme, Op Oloop zu entfernen, wurde unmöglich gemacht.
    »Was für eine Widerwärtigkeit!«
    »Und jetzt das! … Was für ein Fluch lastet bloß auf mir?«
    »Nun gut, Ruhe bitte!« setzte Van Saal an. »Es handelt sich um einen psychischen Konflikt, dem man mit Umsicht begegnen muß. Kopflosigkeit führt zu nichts. Franziska ist vom Leiden Op Oloops verhext. Die Ansteckungskraft ist so groß, daß die Ungereimtheiten seines Deliriums nun aus ihrem Mund kommen. Ich bitte Sie, ich bitte Sie inständig, seien Sie behutsam!«
    Im Landesinneren gibt es Völker, die sehnsüchtig einen Zugang zum Meer suchen. Die von der rhythmischen Weite des Ozeans und der féerie von Nächten mit doppelter Sternenmenge träumen. Es gibt von dicken Seelenschichten umhüllte Menschen, die sich in der gleichen Verfassung befinden, geistige Inlandsnaturen, die einen Zugang zur Liebe ersehnen; denn für sie ist die Liebe der große Ozean der Glückseligkeit. Dieser Zugang zum Meer, dieser trait d'union, ist immer das Fleisch.
    Franziska hatte einen Vorgeschmack auf seine Wonne bekommen. Mit jedem Kuß, mit jedem Kontakt ihrer Hände floß das Blut wie magnetisiert in ihre Lippen und Finger, während ihnen der Kompaß des Herzens mit kräftigen Schlägen den genauen Kurs wies. Franziska war ihrem Gefühl treu. Und vor ihrem Vater sprach sie: »Papa, ich gehe mit Op Oloop fort. Das ist der unausweichliche Befehl des Schicksals.«
    Sie sagte nichts weiter als diese Worte. Doch die darin liegende Absicht und Charakterstärke setzten ihren Lauf über die Ohren hinaus fort, bis hin zum Bewußtsein Quintin Hoerées und derjenigen, die ihn umringten.
    »Fortgehen! Fortgehen! Weißt du, was du da machst, Tochter?«
    »Ja. Absolut. Niemand kann uns zurückhalten«, bestätigte der Verlobte.
    Und er packte sie, zierlich und folgsam wie einen von seinem Arm hängenden Stock, und marschierte in Richtung der Haustür los. Alle traten ihm in den Weg.
    »Einen Moment!«
    »Was denkt er sich? Daß er uns niederwalzen kann?«
    »Aber, mein Freund! Was fällt dir bloß ein?«
    »Ist Franziska etwa nicht zweiundzwanzig Jahre, drei Tage und fünf Stunden alt? … Ist sie etwa nicht Herrin ihres Willens? … Haben wir uns etwa nicht verlobt? … Ist die Brautzeit etwa nicht einer Ehe auf Probe gleichzusetzen, ebenso wie die Scheidung einen legalen Ehebruch bedeutet? … Ist etwa …«
    Das Geräusch eines gewaltigen Stockhiebs war zu hören.
    Zugleich, als sei es von der Schlagbahn zum Zischen gebrachte Luft, erscholl ein Schrei aus tiefster Seele.
    Op Oloop und Franziska stürzten fast simultan niedergestreckt dahin: der eine von einem ansehnlichen Schlag hinter das linke Ohr, die andere von der Feigheit des Angriffs.
    Der Konsul von Finnland, noch mit dem Stock in der Hand und mit knirschenden Zähnen, schien an seiner Entrüstung zu kauen. Er dachte nicht daran, Hilfe zu leisten, und brummelte konfuse Verwünschungen vor sich hin: »… In meinem Haus … Den werd' ich lehren … Eine Unverschämtheit …«
    Niemand außer Van Saal schenkte ihm Aufmerksamkeit. Die durch das ungestüme Vorgehen des Konsuls zum Ausdruck gebrachte Geringschätzung war so groß – gerade nachdem er Umsicht angemahnt hatte –, daß dieser Angriff ihn besonders beschämte. Schweigsam, düster und ein entschiedenes Vorgehen gegen den Aggressor ausbrütend, kümmerte er sich ohne ein Wort zu sagen um die Niedergestreckten. Er hob Franziskas Körper hoch und legte ihn auf einen Diwan. Richtete den Op Oloops – an Hüfte und Knien rechtwinklig abgeknickt –, indem er ihn auf dem Teppich bettete und ihm ein Flauschkissen unter den Kopf legte. Nachdem er behutsam die Wunde ausgewaschen und die Kleidung sorgfältig zurechtgezogen hatte, wandte er sich mit wutentbranntem Gesicht dem Konsul zu: »Kanaille!« stieß er hervor. »Du solltest dich schämen!«
    Und er verpaßte ihm eine saftige Ohrfeige.
    Dabei blieb es.
    Der Konsul, abwechselnd rot und totenbleich, versuchte sich zu rechtfertigen, konnte es aber nicht. Eingeschüchtert verdrückte er sich ins Innere des Arbeitszimmers.
    Wenn man dich auf die linke Wange schlägt, dann halte auch die rechte hin … Er war kein Christ. Die Resignation angesichts der Beleidigung ist ein scheußlicher Masochismus. Den er nicht teilte. Aus eben diesem Grund wußte er die Dublette zu vermeiden. Wenn man die Ehrverletzung nicht zurückzahlen kann, zum

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