Op Oloop
hörte, und ihm auf seinem side-car bis zu dem Anwesen gefolgt war, in dem er sich nun befand.
Alle blieben starr stehen, ohne zu antworten.
»Antworten Sie, Señores. Wohnt hier der Konsul von Finnland oder wohnt er hier nicht?«
Sie bejahten.
»Also dann … warum schweigen Sie? Doktor Daniel Orús hat gerade auf der Wache angerufen, da hier ein Verbrechen verübt worden sein soll. Lassen Sie sehen, wo ist der Verletzte?«
Piet Van Saal, der vorhatte, sich auf die Suche nach Op Oloop zu begeben, ergriff das Wort: »Hier, Señor Kommissar …«
»Inspektor. Danke«, unterbrach der ihn lächelnd in der Überzeugung, daß sie ihn nun zu dem Verletzten führen würden.
»Hier, Señor Inspektor, ist keinerlei Verbrechen begangen worden. Ein Freund des Hauses hat sich hinter dem linken Ohr verletzt, als er auf dem Parkett ausgerutscht ist und sich an der ersten Treppenstufe den Kopf geschlagen hat.«
»Lüge!« schrie Franziska aus vollem Hals und elektrisierte damit die Szene.
Gereizt von dem quid pro quo und von dieser Enthüllung angelockt, trat der Inspektor dem Freund Op Oloops entgegen: »Sehen Sie, Señor, heben Sie sich diese Ausreden für das Ermittlungsverfahren auf. Doktor Orús hat ganz klar gesagt, daß es sich um einen ansehnlichen Knüppelhieb handelte. Wo ist der Verletzte?«
Die Situation wurde peinlich. Keinem war danach zumute, etwas zu sagen. Van Saal war vom Widerruf Franziskas in die Enge getrieben; Quintin Hoerée damit beschäftigt, seine Tochter in seinen Armen zu bändigen; der Konsul perplex angesichts der Perspektive eines Nachspiels, das seine Karriere beeinträchtigen könnte.
»Wer ist der Hausherr? Kommen Sie zur Sache«, wies der Inspektor sie autoritär zurecht.
Der Konsul trat fast zitternd vor, machte eine einschmeichelnde Gebärde und erklärte: »Ich bin der Konsul von Finnland. Mein Schwager und ich gaben gerade eine Verlobungsfeier. Möchten Sie einen Blick in den Speisesaal werfen, um sich zu vergewissern, daß wir noch nicht zu Mittag gegessen haben? Op Oloop, der Verlobte dieser jungen Dame, kam verspätet, krank. Er begann immer merkwürdigeres Zeug zu reden, Verrücktheiten mit einem Wort.«
»Verrücktheiten? Gestatten Sie mir, daß ich Sie unterbreche. Ein großgewachsener Mann, in Braun gekleidet, mit Hut …«
»Ja. Sie kennen ihn?«
»Hören Sie selbst, Señor: Auf der Avenida Callao war das Auto, in dem er herkam, in einen Auffahrunfall verwickelt. Ich griff ein. Als ich ihn fragte, ob er gesehen habe, wie sich der Vorfall zugetragen habe, antwortete er mir ungefähr so: ›Nicht im geringsten. Ich habe an Francisca gedacht …‹ Ich erinnere mich nicht an den Nachnamen.«
»Hoerée.«
»Das war es! Nun gut. Da er nichts weiter als diese Idiotie wiederholte …«
»Der Idiot sind Sie!« fletschte Franziska rasend vor Zorn in einem dramatischen Aufruhr aus fliegenden Armen, der die Seide ihres Nachthemdes flattern ließ.
»Bitte schenken Sie ihr keine Beachtung! Sie ist ebenfalls krank.«
»… folgte ich ihm aus einem Vorgefühl heraus bis hierher. Dann sah ich das Wappen des Konsulats und forschte nicht weiter.«
»Wenn Sie ihn nur festgenommen hätten! Den Rest hat ihnen der Señor hier schon erzählt. Es bleibt nur noch hinzuzufügen, daß Op Oloop dieses Haus verlassen hat.«
»Lüge! LÜGE! LÜGE! Sie haben ihn umgebracht! SIE HABEN IHN UMGEBRACHT! SIE HABEN …«
Sie konnte nicht aussprechen. Der Vater hielt ihr den Mund zu, hob sie mit Gewalt hoch und trug sie die Treppe hinauf in ihr Schlafgemach.
Darauf folgte einer jener bitteren Momente, in denen man schwitzt und keucht, in denen man für Aufklärung sorgen will und es nicht kann, gerade deswegen, weil die körperliche Beklemmung den Verstand erstickt und die Verwirrung das Mißtrauen verstärkt.
Nachdem er seine Unruhe gezügelt hatte, fuhr der Hausherr fort: »Señor Inspektor, erlauben Sie mir, daß ich einen guten Freund anrufe: den Chef des Protokolls. Ich brauche eine Bestätigung durch seine Person. Die geistige Verwirrung meiner Nichte hat die Angelegenheit kompliziert.«
»Tun Sie es.«
»Danke schön. Kommen Sie mit mir. Ich möchte, daß Sie alles mit anhören. Ich bin kein Betrüger, sondern ein anständiger Mann, der sein Land ehrenvoll vertritt.«
Piet Van Saal lächelte schwach …
Der Wachtmeister drückte sich währenddessen verstohlen durch die ganze hall. Er steckte seine Nase in alle Ecken, überprüfte Mobiliar und Teppiche. Dabei bemerkte er einige
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