Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
Vom Netzwerk:
unseren Qualen.«
    »So sei es. Eine Liebe, geheiligt durch viele Tränen und zu viel Leiden.«
    »Trachten wir folglich danach, daß das Ankertau unserer Körper allen Schicksalsschlägen widerstehe.«
    »Deine Entschlossenheit, Franziska, tröstet mich. Ich weiß, daß die Brautzeit der Schönheit des ungelesenen Werkes entspricht; die Hochzeit der Spannung, seine Seiten aufzuschlagen; die Ehe dem Erratum der Ehegatten …«
    »Sei unbesorgt. Ich bin gewiß, was mich betrifft. Meine Zuneigung ist mit Hefe aus Schmerz aufgegangen. Sie ist schon goldgebackenes und schmackhaftes Brot. Der Eigennutz, der auf Erden verbindet, trennt im Himmel. Meine Mutter hat mir das gerade erklärt. Wenn ich wieder in meinen Körper zurückkehre, werde ich Masken benutzen. Ich werde köstlich und pervers sein wie eine Nonnenhure. Ich werde mein Empfinden mit Girlanden aus Lilien und Stacheldraht einfrieden.«
    »Wie eine Nonnenhure! … Welch Übertreibung! Warum trübst du unsere heitere Gelassenheit mit menschlichen Anklängen? Die Gelassenheit ist ein Gefäß aus feinstem Kristallglas, das schwingt und herrlich klingt, wenn es von der Entrückung zweier sich liebender Seelen gefüllt wird. Doch wehe, wenn es rissig wird! Alle Herrlichkeit der Verbindung verflüchtigt sich. So unscheinbar der Sprung auch sein mag, die Harmonie wird gebrochen. Und auch wenn die äußerliche Schönheit intakt zu sein scheint, die Schwingung und der Klang sind für immer dahin.«
    »…!«
    »…«
    »Oh! Was für eine verworrene Verschlimmerung ist das? Warum hißt der wie ein Diamant facettenförmig geschliffene Stern, der uns beleuchtete, nicht mehr seinen Schweif aus Blitzen?«
    »Wegen uns. Wir haben das Denken verspottet.«
    »Und diese krankhaften Färbungen: malvenfarbig, amarantrot und grau? Und dieser fiebrige Bausch an einer gemsfarbigen Dämmerung?«
    »Wegen uns. Wir haben die Glückseligkeit befleckt.«
    »Und nun diese schimmernde kupferne Masse, die sich langsam auflöst? Und dieser Luftzug, der sich zu Nacht verdunkelt und uns, fast schon wieder Gestalt geworden, im Knochengerüst des erstarrten Zaubers gefangennimmt?«
    »Wegen uns. Wir hätten weder von unserer Route abweichen noch mit unseren Sehnsüchten die dem Fleische vorbehaltenen Sphären streifen dürfen. So geschieht es häufig. Die Liebe ist Versenken, nicht Überschäumen. Und wer ausgedörrt und durstig durch die Wüste läuft, verliert sich in der Sinnlichkeit, kaum daß er die Oase erreicht.«
    »Ich …«
    »Ja. Du und ich. In der Wüste der Liebe ist der Geschlechtsakt die Oase. Brunnen, Blume, Schlange. Brunnen, in dem die Infra-Persönlichkeit sich dem Unbewußten ergibt. Blume, die aus dem Chaos sprießt und der stärksten Vortrefflichkeit die Kräfte raubt. Schlange, die in das Gestrüpp des Instinkts eingerollt ihren Schlund an die Oberfläche des Seins reckt.«
    »Fliehen wir von hier. Suchen wir eine Landschaft von redlicher Moral.«
    »Unmöglich. Unsere Schritte kommen nicht voran. Es ist notwendig, den Schlüssel zurückzuerlangen.
    Bricht ein Bindeglied, findet die Pein
    Entlang der ganzen Kette Widerschein …«
    »Dann werden wir also weiterhin von dieser beklemmenden Halluzination heimgesucht …«
    »Wirklichkeit.«
    »… die immer erschütternder wird?«
    »Offensichtlich, haben wir doch gesündigt. Ich bestätige das in dieser unausweichlichen Bedrängnis.«
    »Könnte ich wenigstens meine Wahrnehmung verschließen!«
    »Im Gegenteil, sie wird sich verschärfen. Wir sind gierige Spiegel, wir werden alles sehen, ohne den Triumph zu genießen, uns selbst zu betrachten. Der Schmerz des Spiegels besteht in der klarsichtigen Blindheit, sich nicht selbst ansehen zu können. Stich mich nicht, Liebling!«
    »In diesem krankmachenden Laubwerk, das stechende Gifte absondert und übelriechende Leichenhallenfahlheit.«
    »Sind deine Arme Lianen oder Vipernnester?«
    »Ich weiß es nicht. Jammer nicht. Laß mich hier ausruhen. Ich sehe einen Sessel aus verchromten Rohrstäben …«
    »Schnell. Geh weg da. Siehst du nicht das schleimige Mark aus Larven, das durch sie fließt? Siehst du nicht, daß diese fächelnden Blätter die Ohren aussätziger Elefanten sind? Geh weg da.«
    »Gut, aber beiß mich nicht.«
    »Ich beiße nicht. Das sind die schattenverschlingenden Krokodile. Beobachte sie. Sie befinden sich in diesem Gehege, dessen Modernität sich zu den primitiven Schrecken der Welt gesellt. Vorsicht! Alles ist trügerisch. Verschmähe die Früchte dieser

Weitere Kostenlose Bücher