Op Oloop
Schwierig deshalb, weil sie mit den Brüsten nordischer Jungfrauen und den Schenkeln mannbarer Mestizinnen gepflastert ist. Eine schlüpfrige Zone voller Sinnlichkeit. Halt dich an mir fest.«
»Ich gleite aus, Franzi …«
»Gib nicht nach, Op Oloop. Leg mehr Gleichgültigkeit denn je in deine Vortrefflichkeit …«
»Es ist nur so, daß mir Empfindungen widerfahren, die den Hör- und Tastsinn einlullen …«
»Denk daran. Der Tastsinn ist die Sprache des Fleisches. Belebt es sich, genießt es; fällt es zusammen, weint es. Das Blut ist sein Geist, ein Geist, der sich selten guter Gesundheit erfreut, fast immer wird er von Stigmata gequält. Mein Freund, verabscheue das Blut.«
»Oh, cherie ! Deine Argumente lindern die Qual meiner Seele und erquicken mich dadurch. Aber ich kann nicht … ich gleite aus …«
»Werde nicht zu einem Schiffbrüchigen des Willens!«
»Welche Sinnenlust, im Laster zu ertrinken!«
»Ich verstehe, daß alle Laster angenehm sind. Doch auf, auf! Ich kann nicht glauben, daß du den Versuchungen von Sirenen, Dämoninnen und Zentaurinnen nachgibst und meine Ehre beleidigst, die, da sie auch deine Ehre ist, einem Keuschheitsgürtel gleicht. Auf, auf! Genau so. Sehr gut, diese Geste eines von Befriedigungen übersättigten dandy ! Bravo! Wende nun den Kopf und verschließe dich. Wir passieren unreine Marktplätze. Kupplerinnen und Zuhälter – die eine vertikale Vulva anstelle eines Mundes haben – preisen ihre Ware in Tausenden von Sprachen und Verheißungen an … Kohorten von Huren – Brüste bis zur Schulter und Hinterbacken wie Rucksäcke – stellen ihre Mistgrube wie aufgeplatzte Feldflaschen aus … Zum Glück ist schon nichts weiter zu sehen als eine zweigeschlechtige Rotte …«
»Zum Glück. Der Ekel empört mich, und die Empörung kräftigt mich. Mein Herz flattert schon zart.«
»Mich verwirrt die Turbulenz deines Herzens. Im Käfig deiner Rippen ist es ein Singvogel. Welche düsteren Vorhaben befehligen seinen Flugantrieb in diesem körperlosen Zustand?«
»Sie sind nicht düster. Sie sind durchsichtig. Das Herz ist die Dunkelkammer, in der die Triebe entwickelt werden. Es ist ganz natürlich! Ich habe mein Leben lang in einem unfehlbaren System voller Kontinuität und Unterwerfung gelebt. Diese Lüfte … Diese Stimulanzen … Die Freiheit weckt die Neigung zur Freizügigkeit.«
»Deine Ehrlichkeit verpflichtet mich. Die Probe war hart, doch sie hat mich zufriedengestellt und überzeugt.«
»Ich kann ein Gleiches sagen. Auch du hast die Odyssee mit wundervoller Natürlichkeit überstanden. Die Schwere und die Verunglimpfung, der Zorn und die Nachsicht, die von der Wegstrecke hervorgerufen wurden, überzeugen mich, daß im Urwüchsigen deines Wesens Gefühle glänzen, die mit den meinen harmonieren. Denn im Verständnis der Liebe gibt es unvollkommene und vollkommene Symphonien. Unvollkommene Symphonien sind jene, die mit betrügerischen Träumen die Seelen von zwei dem Geschmack am Leben verbundenen Menschen verweben. Vollkommene Symphonien, die aus menschlichem Material Seelen komponieren, die dem Tod zuvorkommen. So die unsere. Ohne aus der Welt herauszutreten, vom keuschesten Ideal zusammengebracht, haben wir im ewigen Exil gelebt, um die esoterischen Schrecken zu studieren, die den Zustand der Liebe prüfen. Wir haben widerstanden. Und wenn sich die von uns ausgesandten Schwingungen vereinen, als feine noch nicht vergeistigte Stimmchen, rauhes unbewußtes Murmeln oder zarte hypnotische Stimmlagen, baden wir uns, einer im anderen versenkt, in einer fast posthumen Euphorie, da sie zu unbeschreiblich ist, um irdisch zu sein.«
»Welch Wonne!«
»Jetzt, Franziska, bleibt uns nur noch, uns auf dem Licht auszustrecken, das wir ausstrahlen. In diesen hellen Panoramen auszuruhen, die sich wie Blumen im frischen morgendlichen Lufthauch öffnen. Und den Frieden zu trinken, den uns diese Täler – zwei verzauberten Zwerglein wohlgesonnene Riesen – im Flußbett ihrer verschränkten Hände darbieten.«
»Welch Wonne! In diesem Frieden fühle ich, daß meine Blüte mit alter Inbrunst Wurzeln schlägt und stelle fest, daß meine Freude sich in eine neue Kindheit ergibt.«
»Mir geht es ebenso. Das ist unsere Herrlichkeit! Wenn die Liebe sich im vollkommenen Reifezustand befindet, ist sie zugleich Kind und Greis. Dann erreicht sie ihren Höhepunkt. Das Glück wird seinem Vorgeschmack gerecht. Und die doppelte Tiefe der Zeit verschmilzt in dem Trost, das Schicksal
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