Op Oloop
wir nicht. Sei stark. Dieses Regiment erigierter Penisse dient dazu, Hexereien und Verzauberungen aufzulösen. Ehrerbietung seinem schmissigen Kommandanten, dessen umsichtiges Wirken gegen Schaden und böse Blicke sprichwörtlich ist. Dort drüben – bereite dich vor – liegt das Anwesen von Osiris, voller ithyphallischer Malereien und Amulette. Das Ambiente ist orgastisch. Riechst du nicht den erdrückenden Nardengeruch?«
»Ja.«
»Das sind die Samenflüsse, die in seiner Einfriedung entspringen und die Einöden der Welt befruchten …«
»Ich kann nicht mehr … Ich ersticke …«
»Nur Mut, Franziska! Hier gibt es eine erbauliche Wegkehre. Betrachte den Shiva-Kult. Ein vor Wollust verrenkter Tanz. Das Ritual zeigt eine heilige Obszönität. Symbole!«
»Glücklich atme ich auf. Welch schlammige Wolkenbrüche! Was für haarsträubende Himmel! Ich erstickte an einer Beklemmung, einer fast irrsinnigen Beklemmung.«
»Dennoch verändert der Himmel sich nicht. Wir sind es, die wir uns verändern. Unsere Verderbtheit, unsere Ideen, unsere Besudelungen färben ihn. Wir müssen uns hinter dem unschuldigen Glauben verschanzen, der die Seelen ohne irgendeine Absicht verbindet und aufeinander abstimmt. Der Himmel ist immer ein umgestülptes Glas, unter dem wir gefangen sind. Die einzige Ausflucht besteht darin, in Lichtstrahlen eingefüllt das Kristall zu durchqueren.«
»In Lichtstrahlen! Was gelten zwei Lichtstrahlen in Landschaften, krank vor lauter Mysterium?«
»Das Licht wird unser eigenes Labyrinth erhellen. Wir werden aus uns selbst heraustreten. Und mit diesem Schlüssel aus Licht werden wir an den goldenen Stränden landen, an denen die nährenden Kräfte des Gleichgewichts und der Tugend ruhen.«
»Beeil dich, wenn das so ist. Du bist ein allzu redseliger Dragoman. Verlier keine Zeit.«
»Zeit verlieren … Merkst du nicht, daß sich die Zeit nach unserem Belieben anordnet, daß sie schrumpft, wächst und gedeiht? Die Liebe ist der Samen, der die Ewigkeit befruchtet. Wichtig ist, das zu hüten, was uns unvergänglich machen wird: unsere Liebe. Man muß lieben!«
»Man muß lieben! Natürlich weiß ich das … Doch warum lächelt mir dieser mit Weinranken und Rosen bekränzte Alte zu?«
»Er lächelt immer. Das ist Anakreon. Er war es, der sagte: ›Man muß lieben.‹ Doch sieh genau hin. Hinter ihm geben Sappho und Sokrates ihm Kontra. Sie beschwatzen Jünglinge und Jungfern. Höre, wie sie seinen Spieß umdrehen.«
»Ja. Man muß lieben; aber auf unsere Weise …‹«
»Shocking!«
»Biegen wir hier ab. Die Luft wird feiner, bemerkst du es? Warum erschreckst du nun? Ah! Keine Angst. Das sind die Athleten, die den Olympier begleiten. Alle nackt, glänzend vom Schweiß des Stadions und den ägyptischen Salben. Die Geschlechtlichkeit wird in den Epen versteckt und in den Triumphen zum Erstrahlen gebracht. Die Luft wird feiner, bemerkst du es? Es ist unser Geist, der Hauch unseres Geistes.«
»Halleluja! Aber was ist das?«
»Ekle dich nicht. Sei entgegenkommend. Nimm die Opfergabe an, die dir Euripides und Aristophanes – endlich zu Freunden geworden – machen.«
»Noch mehr Phallismus …«
»Das sind die phallusförmigen Törtchen, die bei den Thesmophorien zu Ehren Demeters verteilt wurden. Unterdrück deinen Ärger. Du siehst, das Panorama wird schon weiter und erhebt sich in blauen Dimensionen, so groß wie unser Verlangen. Doch, was sehe ich? O Unglück! O Unglück! Sie verfluchen uns und richten ihre Fäuste auf uns, den Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger hervorgesteckt. Deine Zurückweisung hat sie beleidigt. Wir haben ihre Verachtung hervorgerufen. Die Faustverwünschung kündet Unheil an. Ich fürchte einen Hinterhalt.«
»Wie schade. Ich erspähte in der Ferne schon einen frischen Quellgrund, überhäuft mit … Oh!«
»Oh!«
»Noch einmal dieser Fleischwedel mit mißgestalteten Blüten und schändlichen Aromen. Noch einmal die Bedrängnis einer Realität voller Entartungen. Wohin gehst du, Liebling? Tritt nicht in diese mit den Hinterbacken loser Frauenzimmer behängte Halle ein. Sie scheint köstlich mollig und durchsichtig zu sein, doch verbirgt sie fürchterliche Fallen. Ich habe sie neugierig ausgespäht. Nun werde ich dich durch diese Höllen führen. Wir lassen die vaginalförmigen Grotten hinter uns, in denen in glitschiger Feuchtheit sämtliche Krankheiten aufkochen. Komm. Schließ die Augen und sei festen Willens. Wir werden die schwierige Zone durchqueren.
Weitere Kostenlose Bücher