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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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einfach grills und Restaurants der Extraklasse. Denjenigen, die abnehmen wollen, kann ich versichern, daß es keine bessere Diät gibt als die von überhöhten Preisen auferlegte …«
    Die Kellner räumten die Gedecke ab. Für einen Moment wurde die heitere Geometrie des Tisches zerbrochen.
    Das Auftragen der Rollmöpse rief aufgrund der unterschiedlichen Ansichten fröhliches Geschrei hervor. Ivar, Erik und Op Oloop ließen sich die geruchsintensive Speise servieren. Alle anderen, außer Slatter, der neutral blieb, riefen nach Ersatz durch die Schildkrötensuppe.
    »Der Chef soll sich entscheiden.«
    »Der Chef soll sich entscheiden.«
    »Da mein Vater schottischer Herkunft ist«, setzte Slatter an, »stößt mich weder der Hering ab, noch ist mir die Schildkröte zuwider. Ich weiß nicht weiter.«
    »Er soll sich entscheiden! Ich ertrage diesen Gestank nicht. Ich habe immer die weise Voraussicht gepriesen, Nase und Anus an entgegengesetzte Enden zu legen, selbst bis zu der Unmöglichkeit hin, sie durch eine Verrenkung des eigenen Körpers zusammenzuführen. Dieses Gericht macht meine Lobrede zunichte. Es setzt die Infektion genau unter meine Nase. Er soll sich entscheiden!« »Hurra, Peñaranda! Und ich dachte immer, Sie wären ein furchtbar wohlerzogener Mensch …«
    »Caballeros, ich merke, daß die Meinung ›sehr geteilt« ist … wie die des Publikums bei jenem berühmten Stierkampf, bei dem einige die Mutter und andere den Vater des ungeschickten Torero verfluchten. ›Sehr geteilt‹ … Dennoch, ich muß ein Urteil fällen und ich fälle es. Man bringe mir …«
    »Heringe!«
    »Schildkröte!«
    »… Wein. Und jeder soll das essen, was ihm gefällt.«
    Der sofortige Beifall schien nach der umstandslosen Vollstreckung des Urteilspruches zu verlangen.
    Op Oloop schrie: »Maître, Wein, Wein! Was für eine Unachtsamkeit!«
    Und er errötete wie ein Backfisch, vielleicht in Erinnerung an das Postulat von Brillat-Savarin: »Wer seine Freunde empfängt und sorgt nicht persönlich für das Mahl, der verdient keine Freunde.«
    Zum Glück kam der maître, zwei Flaschen schwenkend, herbeigerannt.
    »Sehen Sie, Señor:
    1926er Wikinger Dohr.
    1925er Liebfraumilch Riesling.«
    »Perfekt. Bringen Sie die nötigen Flaschen. Aber vergessen Sie auch den Chablis nicht. Nicht alle geben den Rhein- und Moselweinen den Vorzug.«
    »Schenken Sie mir unbeschadet dessen, daß ich das flüssige Gold aus dem Burgund liebe, schon ein wenig von der ›Milch der geliebten Frau‹ ein. Der Rheinwein ist eine flüssige Liebkosung der Kehle«, gab Gastón seiner wollüstigen Vorfreude Ausdruck.
    »Für Sie auch, Señor?«
    »Nein. Chablis.«
    Der maître war im Handumdrehen zurück. Er entkorkte die Flaschen mit zeremoniellem Gehabe, und als er die ersten Tropfen in das Glas von Slatter plätschern ließ, erregte ein frisches und reifes Parfüm wie das einer frischgebadeten Braut den Geruchssinn der Gäste.
    Dann näherte er sich dem Gastgeber und präsentierte ihm diese Liste von Weinen und Likören:
    1920 Château Beychevelle, St. Julien.
    1920 Mercurey, Beaune.
    Champagne G. H. Mumm, Cordon Rouge.
    Cognac Napoléon, Pellison Père Grand Marnier.
    »Nicht schlecht, wirklich nicht. Doch ein wenig ›im Mißklang‹ mit den Speisen. Der Wein muß sich dem Essen anpassen wie die Begleitung dem Gesang. Die Auswahl muß also die dem Geist entsprechenden Noten und Rhythmen treffen, um in Harmonie mit der schweren oder leichten Beschaffenheit dessen zu erklingen, was verzehrt wird. Einem deftigen Gericht, wie dem osso-bucco, kann zum Beispiel niemals ein Mousseux entsprechen. Es fehlt übrigens noch ein Rotwein italienischer Herkunft. Bringen Sie den ehrwürdigsten Barolo, den Sie haben. Zumindest werden in diesem buntgemischten menú, bei dem das Merkmal der kollektiven Gefälligkeit vorherrscht, der behende Bordeaux und der warme Burgunder jede Lücke abdecken.«
    Alle folgten seinen Worten aufmerksam. Der Student, noch verärgert über den maître, konnte sich einen rachsüchtigen Ausbruch nicht verkneifen: »Sehr gut, Op Oloop. Alle maîtres sind gleich, wichtigtuerisch und anmaßend. Doch wenn man sie ihrer Verkleidung beraubt, sind es arme Teufel … Ich bin mir sicher, daß Ihre Lektion ihn blaß aussehen lassen wird.«
    »Nein, Señor. Ich wüßte nicht warum«, beeilte sich der Zuhälter, ihn mit würdevoll vorgestreckter Brust zu widerlegen. »Die angegebenen Weine sind exquisit und die Abstufung relativ korrekt. Selbst der

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