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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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Hühnerpastete …«
    »Gibt es nicht auch einen Knochen … für die Hunde?«
    »Genau: osso-bucco.«
    Die allgemeine Lachsalve hätte Robín höchstselbst angesteckt, wenn in sie nicht zuletzt auch der maître eingefallen wäre. Dies brachte ihn auf: »Sehen Sie, Señor, Sie sind zum Bedienen da, nicht um sich an den Worten von irgend jemandem zu ergötzen.«
    Unter dem Verweis zusammengezuckt, entfernte sich der maître rücklings. Er wandte den Blick nicht von Op Oloop und Marietti ab, als würde er sich an den geraden Säulen ihrer Nachsicht abstützen, um nicht zu stürzen.
    Nachdem die Konversation zu ihrem anmutigen Gang zurückgefunden hatte, vergrößerte Ivar Kittilä – der seinen Nachbarn von den kärglichen Rationen erzählt hatte, die die Kinostars essen – auf Wunsch von Peñaranda seine Hörerschaft, indem er laut fortfuhr: »In Hollywood kennt jedermann den Kalorienwert der Nahrungsmittel. Ebenso wie das Streben nach dem Starruhm allen gemein ist, sind sie auch vom overweight besessen. So ist eine Manie entstanden, die schlimmer ist als die Fettleibigkeit an sich. Die Diät zwingt zu zahllosen Berechnungen und Kombinationen. Die Essensportionen werden auf der Basis von hundert Kalorien, bzw. einer Einheit, geschätzt. Hundert Kalorien entsprechen zum Beispiel einem Teelöffel Honig oder zwei Mandarinen, vier Datteln, zwanzig Spargelspitzen oder einem fünf Finger langen, zweieinhalb Finger breiten und einen viertel Finger dicken Steak.«
    »Sie waren also mit Lineal, Pipette und Waage unterwegs …«
    »Nichts da. Das sind keine Witze. Mir ist aufgefallen, daß die Argentinier im allgemeinen zum Spott neigen, es ihnen aber noch an Humor mangelt. Sie machen sich über alles und jeden lustig, langweilen sich aber gemeinsam auf nationaler Ebene … wahrhaftig eine Ungereimtheit!«
    »Treffer versenkt!«
    »Um zum Thema zurückzukommen, kurios sind die unzählbaren Rezepte des Diätbuchs für Frühstück, Mittag- und Abendessen, die, ohne die vorgeschriebenen tausendvierhundert Kalorien zu überschreiten, den Organismus mit den für sein Gleichgewicht erforderlichen Brennstoffen versorgen und ihn dabei nicht mit unnützem Fett belasten. Möchten Sie das menú von Greta Garbo und Carole Lombard kennenlernen?«
    »Papperlapapp! Ich verlange dringend nach dem menú von Op Oloop, auch wenn es dreihunderttausend Kalorien haben sollte«, knurrte der U-Boot-Kapitän.
    Der Kaviar wurde serviert.
    Der Statistiker tat sich am Störrogen gütlich. Er machte eine lustvolle Pause. Und bevor er sich über einen neuen Bissen hermachte, gefiel er sich darin, diese Worte beizutragen: »Auch wenn Sie lachen, Slatter, Ivar hat recht mit seinen Erzählungen. Ich kenne die diesbezüglichen Zahlen. Jeder fünfte Yankee ist übergewichtig. Die Fettleibigkeit ist ein Zustand der Anomalie: Drüsenstörungen, unregelmäßiger Stoffwechsel. Mehr als alle anderen haben die Versicherungsunternehmen unter dieser Krankheit zu leiden; denn da sie die Lebensdauer der Versicherten verkürzt, läßt diese Austrocknung ihres Kapitals sie abmagern. Um selbst immer fett zu bleiben, bevorzugen sie die kollektive Magerkeit und regen zur Mäßigung und zur Leibesertüchtigung an. Eine Neuheit: Auf Grundlage der Ergebnisse von zweihunderttausend klinischen Studien empfiehlt die ›Metropolitan Life Insurance‹ zunächst …«
    »Bitte keine Statistiken! Wenn wir Sie lassen, sind Sie fähig, uns die Jahresindexe der allgemeinen Ansteckung mit Filzläusen anzuführen …«
    »Bravo, bravo!«
    »Sagen Sie uns stattdessen, warum Sie vorhaben, uns mit zwanzig Gängen zum Platzen zu bringen?«
    Die ironischen Breitseiten von Sureda und Peñaranda brachten Op Oloops doktrinäre Schlußfolgerungen zum Schweigen. Ohne sich zu verteidigen, begnügte er sich daher, durch die Risse in der Lachsalve hindurch zu wiederholen: »Wie der Edelmann sagt: Sie muß man ›erst mästen, um Sie Untertan zu machen‹. Sie werden schon sehen, am Ende des Essens …«
    Ein gewichtiges Husten verschaffte sich in diesem Moment Gehör. Das gewichtige Husten des Zuhälters, das seine Absicht zu sprechen ankündigte: »Ich erachte die Theorien bezüglich des übermäßigen Gewichts und der vernünftigen Ernährung als sehr verführerisch. Doch sind sie auch sehr kompliziert, meine Herren. Ich nehme in Marseille, Barcelona, Shanghai, Paris und selbst hier zu einem freundlicheren und effizienten Behelf Zuflucht, wenn ich meinen embonpoint überschreite. Ich besuche

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