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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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Poesie: Rosenblüten.«
    Erik Joensun erreichte mit langen Schritten das erste Glas. Er näherte seine Nase dem geschliffenen Rand und atmete tief ein.
    »Wundervoll. Vortrefflich.«
    Und trank. Die Rosenblüten verklebten seine Kehle. Er hustete vor Ekel, und während er sie ausspuckte, spie er eine Schmährede hervor.
    »Puh! Schon immer habe ich die Poesie gehaßt.«
    »Dennoch, sie ist der Nektar des Lebens.«
    »Ah ja?« nölte Peñaranda und entriß ihm das Glas.
    Und während er ihm die mit den Fingern herausgefischten Blüten reichte, schüttete er den durch Gelächter und Spötteleien noch schmackhafter gewordenen Inhalt herunter.
    Die lärmende Fröhlichkeit setzte sich tumultös fort, ohne den Damm irgendeiner Beschränkung. Nur die übrigen Gäste beäugten soviel Heiterkeit und Jovialität mit Mißgunst. Op Oloop, stets gemäßigt und ausgeglichen, atmete aus seiner Ecke den freundschaftlichen Radau wie Räucherwerk ein.
    Das Gespräch drehte sich nun um die Vortrefflichkeit der klassischen Magenbitter – vertreten von Gastón Marietti – und die geschmackliche Überlegenheit der modernen cocktails – vertreten von Cipriano Slatter.
    »Wenn Sie die Melodie eines Haymarket oder eines Bronx kennenlernen und im orchestralen Gemisch des Canadian Club das Lachen des Cherry Brandy oder die Schelmerei des Maraschino ausmachen, wenn Sie auf Ihrem Gaumen die verschmitzte Flüssigkeit des Gin-fizz oder die einsame Rauheit des Whisky-sour wahrnehmen, dann, Gastón, werden Sie die Schönheit der neuen Trinkkunst erkennen.«
    »Ich teile Ihre Meinung nicht«, schaltete sich Ivar Kittilä ein. »An die von der Prohibition auferlegte Enthaltsamkeit gewöhnt, vertragen meine Abwehrkräfte derartige Feuerwerke nicht. Denn es sind Feuerwerke …«
    »Sie haben also das Prohibitions-Gesetz erfüllt. Armer Mensch!«
    »Hören Sie selbst. Ich habe in New York und Los Angeles alle nur denkbaren speakeasies besucht. Doch in einem Punkt respektierte ich die puritanische Moral. Ich weiß, daß das Unangenehme für den Mund immer gut für den Magen ist.«
    »Ich danke Ihnen für die Zustimmung zu meiner These, doch ich weise sie zurück. Wenn man Ihre Auffassung ein wenig ausweitet, müßte man Abfälle verzehren, um dem Magen zu gefallen, in einem Wort: Scheiße essen, bevor man sie macht. Nein, mein verehrter Herr. Die Lehre der magenfreundlichen Getränke liegt im Tonus des Bitteren. Daher Fernet, Coca-Cola, Weine mit Chinarinde, Underberg …«
    »Drecksbrühen! Arzneimittel!«
    »Wer trinkt dieses Zeug heutzutage noch?«
    »Genau jene, die die cocktails erfinden … Kein barman, der bei vollem Bewußtsein ist, schluckt die Gebräue, die er fabriziert. Sie stecken noch in den Kinderschuhen der Trinkerei. Sie trinken Namen und was sie Ihnen sagen, nicht Liköre und das, was Ihnen gut täte.«
    Der Ober verteilte gleichzeitig eine neue Runde Gläser. Gastón Marietti nahm das seine. Bereit, aus der entdeckten Inkonsequenz Nutzen zu ziehen, um den Chef des Amtes für Wasserversorgung zu unterstützen, bemerkte Robín Sureda daraufhin: »Verdammt, Sie sind mir einer! Gehen Sie mit gutem Beispiel voran.«
    Ein stolzes Lächeln trat auf das Gesicht des Zuhälters.
    »Ich gehe nicht voran … Ich gebe keine Beispiele … Dafür bin ich zu ehrlich. Ich akzeptiere bei dieser Gelegenheit die cocktails aus zwei Gründen: um auf das Wohl von Op Oloop zu trinken und um die in ihrem Gemisch verwendeten authentischen und kontrollierten Getränke zu ehren. Denn im Vertrauen gesagt, cocktails sind fast immer eine Mischung aus Fälschungen. Beobachten Sie die Geheimnistuerei der barmen und ihre anonymen Flakon- und Flaschenbatterien. Alles aus Korbflaschen, Señores! Nehmen Sie es als Grundsatz, daß nur das Beste, schwer Erhältliche nicht verfälscht wird. Sie werden es noch sehen: Wenn ich etwas bestelle, wird immer eine Flasche von diesem etwas vor mir geöffnet … Die Rechtmäßigkeit liegt im Scharfsinn des connaisseur.«
    Op Oloop nahm den Toast mit einem verborgenen, plötzlich aufgetretenen Unbehagen entgegen. Er hatte den ganzen Tag lang nichts gegessen. Seit dem türkischen Bad bis zu diesem Augenblick hatte sich alles, absolut alles, gegen sein körperliches Wohlbefinden und seine Seelenruhe verschworen: man kann sagen, gegen das chemisch-emotionale Gleichgewicht seines Temperaments und gegen das psychophysische Gleichgewicht seines Organismus. Der Alkohol begann ihm nun zu Kopf zu steigen und durchtränkte ihn mit einer

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