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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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der maquereaux noch eine galante Anleitung für den Gebrauch von Grünschnäbeln. Die tausend Huren, die ich physisch und erotisch verglichen habe, haben mir geeignetes Material für unzählige Analysen und Ableitungen geliefert. Auf ihrer Grundlage könnte ich Ihnen im Handumdrehen eine Nomenklatur der Rassen, Nationen und am meisten prostituierten Zonen des Planeten nennen; die Altersindexe der Verführung, Zeit der Berufsausübung und der Enttäuschungsphase der Opfer des Umschlagplatzes; die Statistiken, die sich auf den gesundheitlichen Aspekt des Problems beziehen und seine ethisch-sozialen Gefahren; den Prozentsatz der begünstigenden Faktoren: Elend, niedrige Löhne, Faulheit, schlechte Vorbilder, Luxusleben etc.; die Übersichtstafel der biologischen Ursachen: Vererbung, Erblasten, Degeneration; den durchschnittlichen Verdienst von Händlern, Kupplern und Dirnen; die unterscheidenden Merkmale zwischen der ›Meile von Buenos Aires‹ und der ›Meile von Shanghai‹; der internationale Lebensstandard der Freudenmädchen; und sogar die Vorlieben, die auf dem Markt durch die Wahl ihrer Namen und Spitznamen hervorgerufen werden.«
    »Mensch, he, Sie sind ja genial!«
    »Wirklich, außergewöhnlich!«
    »Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß er in der Lage ist, uns den Index für die universale Ansteckung mit Filzläusen zu nennen!«
    Der Chef des Amtes für Wasserversorgung hickste schon nicht mehr: »Mal sehen, könnten Sie mir den Prozentsatz an Lulus, Toscas und Margots sagen, den die argentinischen Bordelle hergeben? Ich kann mir keines ohne Hürchen mit diesen Namen vorstellen.«
    Op Oloop begann in seinem Buch herumzublättern. Er strahlte vor Wohlgefallen. Die Vertiefung in sein Handwerk versetzte ihn in eine sofortige und lebendige Euphorie, die ihn von allen Sorgen befreite. Die Komplexität seines Denkens erreichte in diesen Momenten ihren Zenit. Man sah, daß die Zahl der ergebene Freund seines Verstandes und die Methode der unverzichtbare Berater seines Bewußtseins waren. In solchen Augenblicken gab es nichts anderes mehr für ihn. Selbst die Liebe, die der feindliche Mieter seines Inneren war, verschwand!
    Diese Freude behagte Erik und Ivar nicht. Sie steckten ihre Köpfe zusammen und versenkten sich in ein verletzendes Flüstern, in dem sich Spötteleien, Gebärden und funkelnde Blitze abwechselten. Der Zuhälter, der sofort eine despektierliche Absicht gegen sich witterte, beschloß, das Gespräch zu unterbrechen. Und er sagte ohne irgendeine unschickliche Haltung, die seine Vortrefflichkeit beeinträchtigt hätte: »Mein lieber Op Oloop, Ihre Landsmänner zeigen Anzeichen der Ermüdung. Ich halte es für angebracht, Sie daraufhinzuweisen. Denn vielleicht lassen sie Sie sitzen, während Sie noch Ihre Daten durchsehen.«
    Der direkt gefahrene Angriff rief bei beiden Verwünschungen hervor.
    »Mischen Sie sich nicht in fremde Angelegenheiten ein!«
    »Sie tun sehr schlecht daran, voreilig zu urteilen!«
    »Ich mische mich weder ein, noch urteile ich voreilig – ich bestätige.«
    »Sie bestätigen was? Na los, sagen Sie es!«
    Der kurze Wortwechsel verwirrte den Statistiker. Er ließ die Zufriedenheit über Slatters Frage und die technische Zufriedenheit, sein Können zur Schau zu stellen, hinter sich. Und sich selbst hinter sich lassend, schlug sein Rücken mit hängenden Armen gegen die Stuhllehne. Das Gesicht bereits verzogen, schien er vor der Unnachgiebigkeit des Kapitäns zu kapitulieren: »Na los, sagen Sie es!«
    Gastón war perplex und sagte kein Wort.
    Es entstand eine Pause, die gewissen meteorologischen oder mentalen Phänomenen vorangeht. Diese Verdutztheit, die den Himmel von vorbeiziehenden Vögeln säubert, und den geistigen Horizont von vorbeiziehenden Gedanken. Diese Lähmung, die den Trotz der Natur oder der Menschen in einem Abschnitt des Firmaments konzentriert oder in der Dachkammer der Impulse.
    Der Zuhälter horchte in sich hinein, und ohne aufzusehen, spürte er auf seinen Wangen die Güte der freundlichen Blicke und die Krallen der Abneigung. Er hätte schreien sollen, die Meute seiner Nerven loslassen, der Raserei, die ihn erstickte, freie Bahn geben; doch er tat es nicht. Er hatte die Standhaftigkeit, sich zu überwinden, sich seinem Phlegma zu ergeben. Seine geheimen Schlußfolgerungen ließen ihn vor Scham brennen. Er prustete. Schnaubte. Und breitete seine Seele über langatmigem Keuchen aus: »Gestatten Sie mir, daß ich am Strand ruhe wie ein Schiffbrüchiger. Ich

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