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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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reglementieren.«
    »Bravo, Robín! Ihre Daten begeistern mich!« brach Op Oloop heraus. »Sie stimmen mit meiner persönlichen These überein. Die Prostitution ist Hemmungslosigkeit, nicht Verbrechen. Als solche, als eine Bewegung, die die Seele entspannt, kann sie geläutert und durch einen Objektwechsel der erotischen Neigung selbst in eine Kraft verwandelt werden, die die immer verbreitetere sexuelle Apathie zügelt und umkehrt. Unsere Organisation der Liebe ist furchtbar schlecht. Die Griechen strukturierten das sexuelle Leben der Bürger in drei parallellaufende Kategorien. Sie hatten die Ehefrau im Gynaeceum, für die Fortpflanzung; die Hetäre im Symposion, für die geistigen Ergehungen; und die Dicteriade im Bordell, für die Verlustierung der Triebe. Ich glaube an die Dreiphasen-Liebe. Die gegenwärtige Herangehensweise an das Problem ist lachhaft. Die Prostitution verdient als eine Facette die Untersuchung ihrer inneren und äußeren Ursachen sowie Respekt für ihre soziale Bedeutung. Die Sowjets befinden sich durch und durch auf dem Irrweg in ihrem Verlangen, sie unterdrücken zu wollen. Was folglich angemessen wäre, ist, die Huren auf den rechten Weg zurückzubringen, bis hin zu ihrer Weihung durch die Mutterschaft. Die Verachtung der Vagina wird durch das Gebären aufgehoben. Nie habe ich Mütter gesehen, die mehr auf die Seelenreinheit ihrer Kinder bedacht gewesen wären, als die, die Prostituierte waren.«
    »Ein Hoch! Dann werden wir ›Hurensohn‹ rufen können, ohne daß man uns das Gesicht einschlägt … Hoooch! Hick.« Der Luftfahrtkommissar war entrüstet. »Ihre Heterodoxie verwundert mich, Op Oloop.« »Heterodoxie? … Uterodoxie!« »Was für eine Schande!«
    »Ich wüßte nicht warum, Erik. Das heutige Datum ist für mich ein großer Tag. Ich gedenke just einer fast tausendfachen Erfahrung rund um die Liebe. Vom siebten August neunzehnhundertvierundzwanzig an, an dem ich meinen Fuß auf amerikanischen Boden setzte, bis zum heutigen Tage habe ich regelmäßigen, systematischen Kontakt – zweimal pro Woche: mittwochs und sonntags – mit Aphrodite Pandemos, der volkstümlichen Venus, Bordellschwester, Straßenschwalbe oder Illegalen, gepflegt. Ich sage fast tausendfache Erfahrung, weil …«
    »Auf den Punkt, auf den Punkt.«
    »… es neunhundertneunundneunzig sind …«
    »Wie bitte! Du möchtest also andeuten, daß diese Einladung:
     
    ›Hochwohlgeborener Ivar: Ich werde Dir zutiefst verbunden sein für die Dienste, die Du meinem Geist durch Deine Anwesenheit an der Tafel erweisen wirst, die ich heute abend um 21.30 Uhr im Grill del Plaza decken zu lassen gedenke.‹
     
    nichts geringerem unterliegt, als deine neunhundertneunundneunzig ›Schäferstündchen‹ zu feiern?«
    »…!«
    »…!«
    »Nein: die tausend. Heute nacht bin ich dran …«
    »Ein schöner Anlaß!«
    »Das nenne ich eine Schamlosigkeit!«
    »Jawohl, schön und rühmlich. Die menschliche Natur zwingt uns unsägliche Verpflichtungen auf, die man bei der Strafe, in psychomoralische Fehler zu verfallen, beachten muß. Unser hormoneller Hintergrund gibt sich weder mit Dogmen noch mit Ratschlägen zufrieden. Er verlangt danach, zu lieben. Und man muß ihn zufriedenstellen; denn die Liebe ist wie ein Geschwür, das man künstlich öffnen und erhalten muß, um die Geschwüre der Seele durch die Drainage der Körpersäfte zu heilen. In diesem Sinne habe ich niemals auf den heiligen Paulus gehört, wenn er predigt: ›Bonum est homini mulierem non tangere‹ - ›es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren«. Vor die Wahl gestellt zwischen dem konvertierten Juden von Tarsus, der das Maklergeschäft des Christentums im mare nostrum übernahm, und irgendeinem modernen Weisen: Kretschmer, Jung, Pende, die allerorten die Psalmen der Wissenschaft verbreiten, ziehe ich dem Erstgenannten alle übrigen vor. Daher habe ich, dem Apostel entgegenhandelnd, so viele Frauen berührt, wie ich nur konnte …«
    »Neunhundertneunundneunzig! Eine vortreffliche Heldentat!«
    »Es kommt darauf an. Die Heldentat läge in der Überwindung des Überdrusses. Die unbefriedigte Libido ist von lebhafter Vorstellungskraft. Sie offenbart sich in Träumen, die an den Koran denken lassen, mit offenherzigen Huris oder in fleischlosen Koiten mit reizenden Sukkuben. Im Gegensatz dazu bereitet der methodisch gestillte Durst die Unterdrückung des Durstes vor. Die überdrüssige Funktion wird mechanisiert. Und unterbrochen. Ich habe das selbst

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