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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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darstellen. Erst jetzt sind wir es. Du hast hartnäckig darauf bestanden, dich zu verkleiden, das zu sein, was du scheinst, und nicht, was du bist. Dadurch, daß du deinem Herzen auf diese Weise Luft gemacht hast, alter Brummbär, hast du eine Ehrlichkeit an den Tag gelegt, die das tägliche Leben nicht kastriert.«
    »Bah, wenn man immer sagen würde, was man denkt …«
    »Schlimmer ist, es zu denken und nicht zu sagen, denn das steckt an und verätzt.«
    »Ich verstehe. Doch bin ich so vergiftet, daß ich, um die anderen nicht anzustecken, das Wappenschild der reinsten Prinzipien zur Schau trage …«
    »Du tust gut daran, selbstverständlich, doch nicht hier. Uns, die wir das Leben vom Bühnenhimmel aus betrachten, stößt der übertriebene Nachdruck der Dummköpfe ab. Du hast uns verdrehtes Theater vorgeführt. Gib es zu.«
    »Mensch … In Wahrheit … ja.«
    »Du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin. Du bist schlagartig in meiner Hochachtung gestiegen. Ich wußte, daß du ein schüchterner Mensch bist, also ein gefährliches, hellsichtiges Individuum, das seine Gedanken panzert. Aber du hast deine Rüstung bereits zerschlagen. Wir Schüchternen schleppen unsere Melancholie mit uns herum wie ein tragbares Grammophon. Und wenn es in der Einfriedung einer ebenso hellsichtigen Freundschaft ertönt, dann klingt sein Lied rauh und ungeschlacht. Du wirst uns deine Platten noch vorspielen … Doch lerne: Wie es der Zufall will, hat Gastón die Zweckmäßigkeit gerühmt, in nichts ein Abweichler zu sein, um aus allem Nutzen schlagen zu können …«
    »In der Tat, ich bin in nichts ein Abweichler. Und wenn die Herren mir einen Gefallen tun wollen, können Sie mit dem Ärgernis fortfahren hierzubleiben …«
    Der Kalauer sorgte für Heiterkeit.
    Die Gesichter der Gäste schmückten sich mit Lachen und Ivar Kittilä drückte die Hand des Zuhälters.
    »Pardon . Ich nehme das Gedachte zurück.«
    »Und ich das Gesagte …«
    »E viva! Tutti siamo amici.«
    Der Gastgeber klatschte mehrmals kräftig in die Hände.
    Der maître eilte herbei und verbeugte sich tief.
    »Warum sind die Champagnerkelche nicht voll?«
    »Vite, vite, Cordon Rouge Monopole!«
    »Ich bitte Sie, meine lieben Freunde, daß Sie über die Mängel dieses Dinners hinwegsehen. Diejenigen von Ihnen, die mich bei den vorherigen mit Ihrer Anwesenheit beehrt haben, kennen meine sorgfältige Überwachung der tadellosen Korrektheit von menú und Wein.«
    »Gewiß«, bestätigte der Student. »Ich habe, wenn ich mich recht entsinne, an den Feierlichkeiten der Teilabschnitte teilgenommen: siebenhundert, achthundert, neunhundert … Ohne soviel Tand und Sößchen haben wir besser gegessen. Man stelle sich nur vor, uns cocktails mit Blütenblättern zu reichen! Bei nächster Gelegenheit wird er uns Hostien mit Schlagsahne, Steaks aus Schmetterlingsflügeln und Lilienkompott anbieten.«
    »Sehen Sie, sehen Sie.«
    »Sei unbesorgt. Ich habe auch Essen gegeben. Mir ist die Wahrheit des Jesuiten bekannt: ›Zur Stunde des Essens sind die Freunde Bandwürmer, und zur Stunde der Hilfe Schnecken«.«
    »Erik!«
    »Bravo Erik!«
    Gastón Marietti streckte dem Kapitän zeremoniös die Hand hin: »Meinen Glückwunsch. Es gibt Personen mit eingefallenem Magen. Robín beweist, daß er ein eingefallenes Herz hat. Gut, daß Sie ihn in Schande haben fallen lassen!«
    »Fahren Sie nur fort. Auch Ihnen werden noch die Schuppen aus den Haaren fallen …«, drohte der Student spaßend.
    Op Oloop erhob sich. Seine Statur eines homo duplex zog die wachsame und gespannte Aufmerksamkeit aller auf sich. Der Alkohol hatte die Ohren gerötet, weshalb sie nun begierig den Balsam seiner Rede erwarteten. Er ergriff seinen bis an den Rand gefüllten Kelch und sagte mit lauter Stimme: »Auf Ihr Wohl.«
    Und trank ihn in einem Zug aus.
    Die allgemeine Erwartung wurde enttäuscht. Eine so unpassende Ernsthaftigkeit, gerade als sich erneut die Fröhlichkeit auszubreiten versprach, verwandelte ihre Neugier in einen undefinierbaren Widerwillen. Daher kämpften jene, die sich aufs Zuhören vorbereitet hatten, nun darum, selbst zu Wort zu kommen.
    Sureda, kühn wie immer, bestieg das Rednerpult als erster. Die daraufhin auf ihn niederprasselnden Sticheleien dienten ihm als Sprungbrett: »Señores, ich weiß sehr wohl, daß Freunde wie automatische Feuerzeuge genau dann nutzlos sind, wenn man sie braucht. Ich bin von klassischer Nutzlosigkeit. Wenn man mich nicht gerade für Dummheiten und

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