Operation 9.11 - Der Wahrheit auf der Spur
ausführen können«, erklärte Ehmke nach dem 11. September. [320]
Unterschiede gab es nur in der Beurteilung der Richtung, die die Interaktion zwischen Hollywood und den Terroristen des 11. September genommen haben mochte.
Auch Regie-Altmeister Robert Altman beschwerte sich, die Hollywood-Filme hätten das Muster vorgegeben, das die Terroristen kopierten: »Niemand wäre auf die Idee einer solchen Greueltat gekommen, wenn er so etwas nicht zuvor in einem Film gesehen hätte. (…) Ich glaube ganz einfach, dass wir diese Atmosphäre erzeugt haben und ihnen beigebracht haben, wie man es macht.« [321]
Inwieweit sich arabische Terroristen möglicherweise anhand von Hollywood-Produktionen schlaumachen, wissen wir nicht. Unzweifelhaft ist dagegen, dass das US -Militär intensiv mit Hollywood zusammenarbeitet. Am 9. Oktober 2001 meldete S
piegel Online:
»Keine Strategieexperten, sondern die Macher von
Die Hard
(›Stirb langsam‹) und
McGyver
sind offenbar die neuen Berater der amerikanischen Armee. Ein geheimes Treffen habe in der vergangenen Woche zwischen Militärvertretern und Filmemachern an der Universität von Südkalifornien stattgefunden, berichtet das Branchenblatt
Variety
. Unter den ›Krisenberatern‹ befanden sich angeblich die Drehbuchautoren von
Die Hard
und
McGyver
, Steven De Souza und David Engelbach, sowie Joseph Zito, Regisseur der Chuck-Norris-Filme
Delta Force One
und
Missing in Action
. In
Delta Force One
geht es um ein Flugzeug, das von palästinensischen Terroristen nach Beirut entführt wird.«
Von der Traumfabrik zur Alptraumfabrik
Die Produktion von Rechtfertigungen
Ein derartiger Erfahrungsaustausch zwischen Armee- und Filmvertretern ist laut
Variety
nichts Ungewöhnliches: »Die Unterhaltungsindustrie könne durchaus als Ratgeber für das Militär dienen, beispielsweise beim Verständnis von Handlung und Charakteren oder der Erstellung eines ›Drehbuchs‹ – so
Variety
.« [322]
So habe die Armee im Jahr 1999 zusammen mit der University of Southern California das Institute for Creative Technologies ( ICT ) gegründet. Filmemacher, Videospiel-Erfinder und Computerexperten entwickelten dort unter anderem virtuelle Simulationsprogramme für Militärübungen. Solche Simulationsprogramme sind vielseitig verwendbar. Man kann nicht nur mit ihnen üben, sondern ihre künstlichen Realitäten lassen sich via Fernsehen möglicherweise auch als Realität verkaufen.
In Wirklichkeit tauschen sich Filmemacher, Regisseure und Militärs seit Jahrzehnten intensiv aus, und so manche Hollywood-Materialschlacht ist in Wahrheit eine Materialschlacht des Militärs. Längst ist die Traumfabrik zur Alptraumfabrik geworden, die uns auf die nächsten Kriege des US -Imperiums vorbereiten soll. Vermutlich könnte man enorme prophetische Fähigkeiten hinsichtlich kommender Feldzüge der USA entwickeln, würde man die Hollywood-Schinken nur richtig deuten. Dabei verschwimmen nicht nur die Grenzen zwischen der Filmfabrik und dem Militär, sondern auch jene zwischen realen und virtuellen Kriegen. Inzwischen kann eigentlich niemand mehr wissen, welche Kriegsszenen real und welche in Studios oder modernsten Simulationseinrichtungen entstanden sind. Damit erreicht man ganz neue Ebenen der Lüge; fortan werden Bürger und Politiker zu Hause noch weniger wissen, ob der mutige Vormarsch der US -Soldaten an der jeweiligen Front real oder lediglich simuliert ist. Solche simulierten Szenen in die internationalen TV -Netzwerke einzuspeisen ist eine Kleinigkeit (siehe auch der Spielfilm
Wag the Dog
). Die Traumfabrik ist längst zur Gehirnwäsche-Maschine des Militärs geworden. Die meisten neuen Produktionen, insbesondere, wenn es sich um Action-Filme handelt, sind Feldzüge gegen unseren gesunden Menschenverstand und eine Form von Gehirnwäsche, die wir zu allem Überfluss an der Kinokasse auch noch selbst bezahlen.
Hollywood ist für die Kriegsstrategen des US -Imperiums unverzichtbar. Niemand hat so viel Erfahrung bei der Massenproduktion von Deutungen, Rechtfertigungen sowie seichten menschlichen und moralischen Motiven wie die Filmindustrie. All das sind Rohstoffe, die man in einem Krieg mindestens ebenso dringend braucht wie Bomben und Cruise Missiles, denn ohne sie lässt sich ein räuberischer Feldzug kaum in ein moralisches Unternehmen zur »Befreiung« der Bevölkerung des überfallenen Landes umwandeln, wie das etwa beim Irak versucht wurde. Übrigens ist auch das ein Verhalten, das wir aus der alten
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