Operation 9.11 - Der Wahrheit auf der Spur

Angriffe seien nicht nur schon jahrelang in Strategiepapieren, sondern auch in den Hollywood-Studios vorweggenommen worden. In
Armageddon
, ebenfalls produziert von
Pearl Harbor
-Produzent Bruckheimer, rettet die NASA die Welt vor einem heranrasenden Asteroiden – ausgerechnet gemeinsam mit einem Ölbohrteam. Zusammen mit der NASA hecken die Ölbohrer einen Plan aus, wie im All ein Loch in den Gesteinsbrocken zu bohren sei und wie man diesen anschließend mit einer Atombombe sprengen könnte. Nicht nur die USA , die NASA und Ölbohrer sind etwas Gutes, lernen wir dabei, sondern auch Atombomben.
    Zuvor, im Jahr 1997, hatte sich Bruckheimer schon durch die Fernsehserie
Soldier of Fortune
hervorgetan, ein Titel, den man wohl am besten mit »Glücksritter« ins Deutsche übersetzen kann. Der Titel ist indes keine Erfindung von Bruckheimer, sondern steht in den USA für eine ultrarechte Szene von Söldnern, Waffennarren und Militaristen, deren Fachblatt den Namen
Soldier of Fortune
trägt. Die gleichnamige Serie handelt von einer Sondereinheit aus uramerikanischen Helden, die für die US -Regierung weltweit die Kastanien aus dem Feuer holen. Im Film lautet der offizielle Name der Sondereinheit »Special Operations Force«, so dass auf diese Weise auch gleich Sympathien für die real existierenden »Special Operations Forces« der USA geschaffen werden.
    Auch die Plots von
Soldiers of Fortune
stellen die geradezu unglaublichen seherischen Qualitäten ihrer Autoren unter Beweis: »Der erste Auftrag führt die fünfköpfige Hightech-Truppe in den Irak, wo vier amerikanische Kriegsgefangene auf ihre Befreiung warten. Als UN -Beobachter getarnt, schleusen sich die Schattenkrieger in das Land am Golf ein. Mit Hilfe eines irakischen Kontaktmannes finden sie den Ort, an dem die Amerikaner gefangen gehalten werden.« [308]
    Im April 2003 wurde dieses plumpe Hollywood-Drehbuch Realität, als ein Greifkommando der realen »Special Operations Forces« die 19 Jahre alte US -Soldatin Jessica Lynch aus irakischer Kriegsgefangenschaft befreite, in die sie am 23. März 2003 geraten war. Eine Heldentat, welche die US -Militärs angesichts schwindender Unterstützung für den Irak-Krieg sehr gut gebrauchen konnten. Die Heimkehr der Jessica Lynch wurde ganz groß über die Medien vermarktet, die Besetzung der Rolle war mit einer hübschen, schlanken Blondine optimal. Die USA badeten in Eigenlob und Heldenverehrung. Es dauerte auch nicht lange, da kündigte der Fernsehsender NBC an, die Schmalzgeschichte verfilmen zu wollen. Doch die Wahrheit scheint prosaischer zu sein als die Träume der Filmproduzenten: Irakische Ärzte wunderten sich über die amerikanische Saga von der gefährlichen Befreiung der Soldatin aus einem Krankenhaus. Es seien gar keine irakischen Kämpfer mehr da gewesen, die man hätte überwältigen müssen, sagten sie. Die US -Soldaten hätten sich nicht wie strahlende Retter, sondern eher wie Elefanten im Porzellanladen benommen. Statt irakischen Kriegern hätten sie Ärzten und Patienten des Krankenhauses, darunter eine gelähmte Frau, Handschellen angelegt. Die Einzigen, die Angst und Schrecken verbreitet hätten, seien die Amerikaner gewesen, hieß es. Jessica Lynch sei in dem Krankenhaus keineswegs bedroht gewesen, sondern durch die dortige Behandlung gerettet worden. Ohne diese Therapie hätten die »Helden« der US -Armee die Frau gar nicht »retten« können. [309]
    Ein anderer Plot aus
Soldiers of Fortune
: »Mit Hilfe von Milliarden gefälschter Dollars versucht der Iran, den Weltwirtschaftskreislauf zu manipulieren. Hergestellt werden die Blüten in einer Geheimdruckerei des Landes, die Major Shepherd und seine Leute finden und zerstören sollen.« [310]
    Auch Nordkorea, der dritte Fixpunkt in George W. Bushs »Achse des Bösen«, fehlte in der Serie nicht:
    »Matt und Margo werden beauftragt, einen Repräsentanten der UNO zu beschützen. Als sie ihn jedoch auf seiner Reise nach Nordkorea begleiten, geraten sie prompt in einen Hinterhalt und werden entführt. Nordkoreanische Soldaten klagen sie der Spionage an und stellen sie vor Gericht. Gerade noch rechtzeitig erfahren die restlichen SOF -Teammitglieder von der Verhandlung und machen sich auf, die beiden zu befreien.« [311]
    So wurde bereits viele Jahre vor der offiziellen Verkündung der »Achse des Bösen« in Hollywood-Filmen Stimmung gegen die betroffenen Länder gemacht. Den Durchbruch schaffte Bruckheimer übrigens 1986 mit dem Helden-Epos
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