Operation 9.11 - Der Wahrheit auf der Spur
Sowjetunion bestens kennen. Auch die Sowjetunion hat niemals einen anderen Staat überfallen, sondern wurde stets »zu Hilfe gerufen«. Die Filmindustrie, da können wir ganz sicher sein, ist mit ihren für das jeweilige Ereignis maßgeschneiderten Dramen in der Lage, jeden, aber auch wirklich jeden Raubzug in einen Akt der Menschlichkeit umzudeuten. Und genau deshalb sollten wir aufhören, solche Filme mit Unterhaltung zu verwechseln. Denn am Ende werden möglicherweise wir das andere und das Fremde sein, das mit triefendem Pathos ausgemerzt wird. Erst auf der Leinwand, dann in der Realität.
Es werde Licht
Biblische Szenen im World Trade Center
New York, 11. September 2001, 8.46 Uhr. An einer Straßenkreuzung in Manhattan dreht der Dokumentarfilmer Jules Naudet eine Episode für seinen Film über die New Yorker Feuerwehr. Da hört er über sich ein Geräusch. Er schwenkt die Kamera nicht nach oben, sondern um etwa 180 Grad nach hinten und macht die Aufnahme seines Lebens: den Einschlag von American-Airlines-Flug 11 in den Nordturm des World Trade Center. Auch die Dokumentationen nach dem 11. September dienen zur emotionalen und moralischen Überhöhung der »Helden«. Wäre es nicht »Zufall« gewesen, der Film hätte einfach gedreht werden müssen, um nach der Katastrophe überlebensgroße Helden zu schaffen. Die unangreifbare Aura dieser Helden umgibt den 11. September wie ein undurchdringlicher Schleier, der jede Nachfrage als Blasphemie erscheinen lässt. Die Helden werden zu derart einschüchternder Größe aufgeblasen, dass jeder Kritiker einfach verstummen muss. Solche Helden werden überall an den entscheidenden Punkten plaziert, wo es nach dem 11. September eigentlich sehr viel zu fragen gäbe. Dort sitzen sie wie Geister und bewachen die Wahrheit gegen ungebetene Eindringlinge: Sie sitzen in den Flugzeugen und werden lebendig durch die zahlreichen Telefonanrufe, die sie angeblich von Bord tätigen konnten. Sie sitzen im Pentagon und versuchen, nach dem angeblichen Einschlag des Airliners dem Tod so viele Opfer wie möglich zu entreißen. Die Führer der Nation werden zu Helden, etwa dann, wenn man im Pentagon den Verteidigungsminister höchstpersönlich neben einer Trage mit einem Verletzten herlaufen sieht. Und sie befinden sich auch im World Trade Center, wo sie Geschichten von biblischer Kraft erleben, die kleinliche Skeptiker ganz einfach verstummen lassen müssen:
»Ich sehe es Auge in Auge, es kommt direkt auf mich zu. Ich weiß nicht warum, aber ich schreie: ›Herrgott, das ist zu viel für mich, hilf mir!‹ Und da macht das Flugzeug eine kleine Kurve. Später sah ich die Nachrichten und versuchte, es zu verstehen. Es war, als hätte Gott das Flugzeug von mir weggeschoben«, berichtet der Schwarze Stanley Prainmath in der Fernsehdokumentation »Der Tag des Terrors – Anschlag aus heiterem Himmel«, in Deutschland am 30. August 2002 um 21.45 Uhr in der ARD ausgestrahlt.
Schon der Titel dieser Fernsehdokumentation ist nackte Propaganda, denn dass dieser Anschlag eben nicht aus heiterem Himmel kam, sondern dass die US -Dienste zumindest zahlreiche Hinweise darauf hatten, gehört inzwischen zum Allgemeinwissen im Hinblick auf den 11. September. Die Fernsehdokumentation gehörte zur emotionalen Aufarbeitung der Anschläge.
Überhaupt fällt auf, dass die Medien die Geschehnisse kaum kriminalistisch oder logisch aufarbeiteten, sondern vor allem emotional. Sie zeigten bärtige und vermummte Terroristen und weinende Opfer, die eindrucksvolle Erlebnisse erzählten – Geschichten, die allzu oft nach Drehbuch rochen, wie zum Beispiel die eben genannte TV -Dokumentation. Letztere erzählte unter anderem die Abenteuer eines Schwarzen und eines Weißen, die im Inferno des World Trade Center zueinanderfanden: »Ich wusste nicht«, berichtete Stanley Prainmath, »dass das Flugzeug explodiert war, dass das Gebäude in Flammen stand, ich wusste gar nichts, und als ich rufe: ›Gott, schick mir jemanden!‹, sehe ich ein Licht …«
Bezeichnend: Der Schwarze sitzt in Finsternis und Verdammnis, und der Weiße bringt das Licht. Als dieser spricht, ist es, als hätte sich der begnadete Philip Marlowe, Ich-Erzähler in Raymond Chandlers Detektivromanen, in das todgeweihte World Trade Center verirrt:
»Der Lichtstrahl meiner Taschenlampe schnitt durch den schwarzen Rauch wie ein Autoscheinwerfer auf einer Landstraße bei Nacht. Sonst sah ich nichts. Seine Stimme führte mich: ›Hier rüber, nach
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