Operation 9.11 - Der Wahrheit auf der Spur
Gun
(wörtlich übersetzt etwa »Die Spitzenkanone«), einer vor Pathos triefenden Geschichte über die Angehörigen einer US -Elitepilotenschule, garniert mit psychologischen Botschaften über den Vietnam-Krieg.
Der Plot:
» US -Pilot Pete ›Maverick‹ Mitchell und sein Navigator Nick ›Goose‹ Bradshaw zählen zu den Besten – und deshalb werden sie eines Tages ins kalifornische Miramar zu einem mehrwöchigen Lehrgang der ›Top Gun‹ abgestellt, eine Elite-Ausbildungseinheit für die besten Piloten.
(…) Bei einem Flugwettbewerb stürzt Maverick mit seiner Maschine ab – ›Goose‹ kommt dabei ums Leben. Maverick leidet unter Schuldgefühlen und will nicht mehr fliegen. Dann aber erzählt ihm sein Ausbilder, Commander ›Viper‹, die heroische Geschichte vom heldenhaften Tod eines Fliegers in Vietnam – Mavericks Vater.«
Bei Maverick lösen die Geschichten vom Ableben seines Vaters im vietnamesischen Dschungel einen Sinneswandel aus: »Der junge Pilot kommt wieder zur Besinnung. Er steigt ins Cockpit und beendet den ›Top Gun‹-Lehrgang. Zurück bei seiner Einheit, wird Maverick in einen mörderischen Luftkampf mit feindlichen MiG-28-Jägern verwickelt …« [312]
Der heldenhafte Tod seines Vaters auf einem anderen imperialen, mit Lügen gepflasterten Schlachtfeld der Vereinigten Staaten bringt unseren jungen Nachwuchs-Piloten wieder auf Vordermann. Kein Wunder, dass Hollywood-Mann Bruckheimer für seine Produktion schon damals die volle Unterstützung der US -Militärs genoss: »Die Dreharbeiten fanden am Originalschauplatz, der Miramar Air Base bei San Diego, statt. Der Flughafen wurde ebenso wie die Kampfflugzeuge und ein Flugzeugträger kostenlos vom Militär zur Verfügung gestellt. Um sich auf ihre Rollen vorzubereiten, durften die Schauspieler auf dem Rücksitz der Bomber mitfliegen.« [313]
Wie man sieht, verbreitete das Militär seine Botschaft von den guten amerikanischen Jungs, die einfach nur die Welt retten wollen, schon lange vor dem 11. September. Mal dienten die Epen der nachträglichen Verbrämung unappetitlicher Ereignisse der amerikanischen Geschichte, mal schienen sie künftige Ereignisse vorwegzunehmen, wie eben den 11. September 2001. Zumindest reflektierte Hollywood auf gespenstische Weise Motive des 11. September schon lange vor dem Jahr 2001.
Triumph des Killens
Motive des 11. September
Ein weiteres typisches Beispiel: Der amerikanische Präsident eint die Welt im Kampf gegen das Böse, zum Beispiel in
Air Force One
und
Independence Day.
Wer diese Schinken bislang für harmlose Unterhaltung hielt, liegt daneben. In Wirklichkeit sind sie nichts anderes als nackte Propaganda und transportieren die gefährliche Ideologie eines angeblich guten US -Präsidenten, der die Führung und Einigung der Welt übernimmt, also das, was nach dem 11. September in der »Koalition der Willigen« geschah. Das Böse sind im einen Fall »Terroristen«
(Air Force One),
im anderen Fall entmenschte »Aliens«
(Independence Day),
die verdächtig alten Teufelsdarstellungen ähneln.
Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erregte der Film
Independence Day
besonderes Aufsehen, weil erstmals symbolische Gebäude der USA zerstört wurden – unter anderem das Empire State Building in New York. Dabei sieht man genau die gleichen Rauchwolken durch die Straßenschluchten wabern wie später am 11. September 2001. Der 11. September ist in Teilen ein Remake von
Independence Day
. Zum Beispiel tritt der Filmpräsident in
Independence Day
nach dem Angriff der Aliens genau denselben Irrflug in der Präsidentenmaschine Air Force One an wie George W. Bush am 11. September. Zum Beispiel entstieg auch George W. Bush einem Militärflugzeug, um seine Rede nach dem »Sieg« über den Irak zu halten – genauso wie einst der Filmpräsident in
Independence Day.
Statt eines Aufklärungsflugzeugs sollte es eigentlich ein Kampfjet vom Typ F-18 sein – genau wie in
Independence Day
. Aber weil eine solche Landung auf einem Flugzeugträger gefährlich ist, legte der Secret Service sein Veto ein. [314]
Rätselhaft bleibt dagegen ein wichtiger Unterschied zwischen diesen beiden Inszenierungen. Denn es stellt sich die Frage, warum sich
Independence Day
damals mit der Zerstörung eines zweitrangigen Symbols, des Empire State Building, zufriedengab und ausgerechnet die höchsten Gebäude New Yorks, die Türme des World Trade Center, verschmähte. Merkwürdig, dass Roland Emmerich, der sonst vor
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