Operation Arche - 1
Merlin an und verzog das Gesicht zu etwas, das fast schon ein Lächeln war.
»Ihr habt zweifellos recht, dass wir im Augenblick jeden Vorteil gebrauchen können, den wir nur zu erringen vermögen« sagte er dann, und er klang im Ganzen jetzt deutlich weniger zurückhaltend. »Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass ich das Gefühl habe, wir würden schon seit so langer Zeit versuchen, uns Kraken mit einfachen Holzstaken vom Leibe zu halten, dass es mir schwer fällt zu glauben, eine derartig wertvolle Hilfe könne uns unvermittelt einfach so in den Schoß fallen.«
»Das verstehe ich.« Einige Augenblicke lang schaute Merlin ihn nur schweigend an, dann richtete er den Blick wieder auf Wave Thunder. »Das verstehe ich«, wiederholte er, »und weil ich das tue, habe ich mich bislang gescheut, einen Namen Ihnen gegenüber zu erwähnen.«
»Tatsächlich?« Gray Harbor kniff die Augen zusammen, und Wave Thunder legte die Stirn in Falten.
»Es gibt noch einen weiteren Spion auf sehr hoher Ebene«, fuhr Merlin langsam fort. »Er steht hoch genug, als dass ich ursprünglich nicht beabsichtigt hatte, ihn überhaupt zu erwähnen, bis Sie die Möglichkeit hatten, die Zuverlässigkeit sämtlicher anderen Informationen, die ich Ihnen habe zukommen lassen, eigenhändig zu überprüfen.«
»Wo? Von wem sprechen Sie?« Gray Harbor beugte sich vor, und jetzt klang in seiner Stimme wieder offenes Misstrauen mit.
»Mein Lord, wenn ich das ausspreche, wird Ihnen das immensen Kummer bereiten.«
»Das zu entscheiden, obliegt immer noch mir, Seijin Merlin«, gab der Graf mit der harten Stimme des Ersten Ratgebers dieses Königreiches scharf zurück.
»Also gut, Mein Lord.« Merlin neigte den Kopf in einer kleine Geste der Anerkennung; es war eindeutig keine Unterwerfung. »Ich fürchte, Herzog Tirian ist möglicherweise nicht der Mann, für den Sie ihn halten.«
Ruckartig lehnte Gray Harbor sich zurück. Einen Augenblick lang stand reines Entsetzen in seinem Gesicht zu lesen. Dann verfinsterte sich seine Miene zornig.
»Wie könnt Ihr es wagen, so etwas zu sagen?!«, fragte er mit rauer Stimme.
»Ich wage viele Dinge, Mein Lord«, gab Merlin unumwunden zurück, und seine Miene blieb so unnachgiebig wie zuvor. »Und ich sage die Wahrheit. Ich habe gesagt, es werde Ihnen Kummer bereiten.«
»Das zumindest war tatsächlich die Wahrheit«, fauchte Gray Harbor. »Bei dem Rest hingegen bezweifle ich das doch sehr!«
»Rayjhis …«, hob jetzt Wave Thunder an, doch Gray Harbor schnitt ihm mit einer scharfen, kurzen Handbewegung das Wort ab, ohne dabei den Blick auch nur eine Sekunde lang von Merlin abzuwenden.
»Als der König uns angewiesen hat, mit Euch zusammenzuarbeiten, hat er, davon bin ich doch sehr überzeugt, nicht eine Sekunde lang in Erwägung gezogen, Ihr könntet behaupten, sein eigener Vetter sei ein Verräter.«
»Ich bin mir sicher, dass er das nicht getan hat«, pflichtete Merlin ihm bei. »Und auch Ihr Zorn überrascht mich nicht, Mein Lord. Schließlich kennen Sie den Herzog bereits, seit er ein kleiner Junge war. Ihre Tochter ist mit ihm vermählt. Und natürlich ist er Vierter in der Thronfolge von Charis und war stets ein zuverlässiger Beistand König Haarahlds, sowohl im Geheimen Staatsrat als auch im Parlament. Mich hingegen kennen Sie seit weniger als zwei Stunden. Es hätte mich überrascht, wenn Sie bereit gewesen wären, ohne jeden Beleg meinem Wort zu vertrauen, ein Mann, den Sie so lange kennen, dem sie so lange vertrauen, sei ein Verräter. Bedauerlicherweise ändert das nichts an der Wahrheit.«
»Wahrheit?!«, zischte Gray Harbor. »Darum geht es also! Wer hat Euch hierher geschickt, um den Herzog in Misskredit zu bringen?«
»Niemand hat mich geschickt, nur mein eigener, freier Wille«, erwiderte Merlin. »Und ich habe nicht die Absicht, irgendjemanden in Misskredit zu bringen, außer diejenigen, die sich durch ihr eigenes Handeln bereits selbst in Misskredit gebracht haben.«
»Ich will keine weiteren Lügen mehr hören! Ich werde nicht …«
»Rayjhis!« Wave Thunder wirkte äußerst unglücklich, doch jetzt sprach er mit einer derartigen Schärfe, dass Gray Harbor ihn gegen seinen Willen doch anschaute. Der Erste Ratgeber bedachte ihn mit einem finsteren Blick, doch Wave Thunder schüttelte nur den Kopf.
»Rayjhis«, sagte er erneut, und jetzt klang seine Stimme wieder deutlich normaler. »Ich denke, wir sollten uns anhören, was er zu sagen hat.«
»Was?!« Ungläubig starrte Gray
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