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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hatte auch darauf bestanden, die dafür entsprechend angemessenen Räumlichkeiten zu finanzieren.
    In das Kuppeldach dieses gewaltigen Saales waren Oberlichter aus zahllosen kleinen Glasscheiben eingelassen. Sie bildeten einen großen Kreis um den steinernen Rauchabzug des von allen Seiten zugänglichen offenen Kamins, so dass man an den zahlreichen Lesepulten im Herzen der Bibliothek jederzeit natürliches Sonnenlicht hatte. Jetzt prasselte ein sintflutartiger Regen auf das dicke Glas herab, ein endloser Wasserfall, während immer weiter der Donner grollte, und erneut zuckten Blitze über den Himmel und tauchten die Bibliothek in gleißendes, fahles Licht, als komme der Zorn Schuelers selbst über die Welt. Der Graf blickte auf, als sein Schwiegersohn nun die Bibliothek betrat.
    Tirian war entsetzt, als er Gray Harbors Gesichtsausdruck sah. Die Miene des Grafen wirkte verhärmt, als habe er eine unendlich schwere Last zu tragen, und in seinem Blick war reiner Schmerz zu lesen. Zügig ging der Herzog zu ihm hinüber, streckte ihm beide Arme entgegen, und seine eigene Besorgnis nahm noch weiter zu, als er nahe genug herangekommen war, um den Atem seines Schwiegervaters zu riechen.
    »Vater«, sagte er, deutlich sanfter, und legte ihm die Hand auf die zierlichen Schultern, »was ist denn? Was bringt dich in so einer Nacht hierher?«
    Kurz reckte er das Kinn den regenüberströmten Oberlichtern entgegen, und seine Beunruhigung stieg weiter an, als er bemerkte, wie das Regenwasser an dem völlig durchnässten Pferdeschwanz des Grafen herabrann. War sein Schwiegervater etwa in einen derartigen Sturm hinausgelaufen, ohne auch nur an eine Kopfbedeckung zu denken?
    »Ich …«, setzte der Graf an, dann hielt er inne, blickte zu seinem Schwiegersohn auf und bemerkte erneut die immense Familienähnlichkeit mit König Haarahld. Cayleb fand er in Tirians Gesicht nicht so deutlich wieder, doch der Herzog hätte wirklich beinahe ein etwas gealtertes Spiegelbild Seiner Majestät selbst sein können.
    »Was denn?«, fragte Tirian sanft, und sein Blick verriet Besorgnis und Zuneigung gleichermaßen. Diese Besorgnis, dachte Gray Harbor, diese Zuneigung, mussten doch echt sein! Er konnte sich doch nicht so sehr täuschen! Und doch … und doch …
    »Sag es mir«, forderte der Herzog ihn jetzt mit leiser Stimme auf und führte den Grafen gleichzeitig vom Kamin fort und zu einem ledergepolsterten Sessel hinüber. Dort brachte er ihn sanft dazu, Platz zu nehmen, und im gleichen Augenblick klopfte auch schon Marhys Wyllyms sanft gegen die Tür der Bibliothek und brachte ein silbernes Tablett herein, auf dem zwei Gläser und eine Flasche des besten Harchong-Brandy standen, die der Herzog zu bieten hatte.
    Den Brandy hatte Tirian nicht verlangt, doch nun nickte er zustimmend, als der Haushofmeister das Tablett auf einem kleinen Beistelltisch neben dem Sessel des Grafen absetzte und sich dann ebenso geräuschlos zurückzog, wie er hereingekommen war.
    Der Herzog zog den Korken aus der Brandy-Flasche und schenkte in beide Gläser ein, sodass der offensichtlich etwas verwirrte Graf sich ein wenig sammeln konnte. Dann reichte er eines der Gläser dem Grafen, nahm selbst das andere und setzte sich in einen Sessel, der dem anderen genau gegenüberstand.
    »Vater«, sagte er dann mit fester Stimme, als Gray Harbor das Glas entgegengenommen hatte. Der Graf hielt es einfach nur fest, er nippte nicht einmal daran, und Tirian sprach mit der gleichen, festen Stimme weiter. »Bei diesem Wetter bist du ganz offensichtlich nicht nur aus einer Laune heraus hierher gekommen. Also erzähl mir doch, was dich hierher führt! Sag mir, was ich tun kann, um dir zu helfen!«
    Zu Tirians großem Erstaunen, füllten sich die Augen seines Schwiegervaters plötzlich mit Tränen.
    »Ich hätte nicht hierher kommen sollen«, sagte Gray Harbor schließlich, und seine Stimme klang rau, seine Worte so undeutlich, dass sie kaum noch verständlich waren. Offensichtlich, das begriff Tirian jetzt, hatte sein Schwiegervater sogar noch deutlich mehr getrunken, als der Herzog zunächst vermutet hatte.
    »Ich hätte nicht hierher kommen sollen«, wiederholte der Graf. »Aber ich musste einfach. Ich musste einfach, Kahlvyn!«
    »Warum, Vater? Was ist denn geschehen?«
    »Kahlvyn, du hast dich … mit Leuten eingelassen, denen du besser aus dem Weg gegangen wärest«, erklärte Gray Harbor jetzt. Tirians Augen verengten sich zu Schlitzen, und der Graf schüttelte den Kopf. »Ich

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