Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
bezichtigen.«
    »Selbstverständlich nicht!«, gab Wave Thunder barsch zurück, dann blickte er in sein Whiskey-Glas. Kurz betrachtete er nachdenklich die klare, bernsteinfarbene Flüssigkeit, dann nahm er einen Schluck und richtete den Blick wieder auf seinen Gastgeber.
    »Also gut, Rayjhis«, sagte er. »So viel haben wir bis jetzt. Erstens …« Laut und harsch grollte der Donner, schien den Himmel selbst zu zerreißen, und Rayjhis Yowance, Graf Gray Harbor, stand vor dem offenen Fenster und blickte auf den peinlich genau gepflegten Garten seiner Stadtvilla hinab. Der Wind peitschte die Zweige und die blühenden Büsche, schlug auf die dunklen, schimmernden Blätter ein, bis sie auch ihre hellere Unterseite zeigten; die Luft selbst schien auf seiner Haut zu prickeln, und er nahm den beißenden, unverkennbaren Geruch der Blitze wahr.
    Nicht mehr lange, dachte er. Nicht mehr lange, dann bricht der Sturm los.
    Er hob das Whiskey-Glas an die Lippen und leerte es, spürte wie es heißem, honigsüßem Feuer gleich seine Kehle hinabrann, während er in die Dunkelheit hinausstarrte. Plötzlich zuckten die ersten Blitze über dem Hafen auf und erhellten die weißen Schaumkronen des sturmgepeitschten Meeres, loderten durch die Wolken wie Langhornes geflochtene Rakurai-Peitsche, tauchten die ganze Welt in fahles, gleißendes Licht, und wieder grollte der Donner, lauter denn je.
    Einige Sekunden lang blieb Gray Harbor noch am Fenster stehen, dann wandte er sich ab und blickte sich in dem bequemen, von zahlreichen Lampen erhellten Wohnzimmer um, das Wave Thunder vor etwas mehr als zwei Stunden verlassen hatte.
    Der Graf ging zu seinem Sessel hinüber, schenkte sich einen weiteren Whiskey ein und setzte sich. Ohne das zu wollen, ging er in Gedanken wieder und wieder alles durch, was Wave Thunder ihm berichtet hatte, und schmerzerfüllt schloss er die Augen.
    Das kann nicht wahr sein, dachte er. Es kann unmöglich wahr sein. Es muss eine andere Erklärung dafür geben, irgendeine andere Erklärung, ganz egal, was Seafarmer und Bynzhamyn denken mögen.
    Doch er war längst nicht mehr so überzeugt davon wie zuvor, und dieser Verlust an Überzeugung schmerzte ihn zutiefst. Es schmerzte ungleich mehr, als er es für möglich gehalten hätte, nachdem er sich so sicher gewesen war, es könne niemals eintreten.
    Nun öffnete er wieder die Augen, starrte zum Fenster hinaus und wartete auf das Prasseln der ersten Regentropfen, die das Kommen des eigentlichen Unwetters ankündigten.
    Er war bereit gewesen, jegliche Möglichkeit, sein Schwiegersohn könne schuldig sein, vollständig abzutun. Nicht nur, weil Kahlvyn ein Vetter des Königs selbst war, der in der Thronfolge nur noch hinter Haarahlds eigenen Kindern und dem designierten Regenten für seine noch minderjährigen Kinder stand, falls Haarahld und Cayleb irgendetwas zustoßen sollte. Nicht wegen der Bedeutung, die Kahlvyn für das Königreich hatte. Und auch nicht einfach nur wegen des unbestreitbaren zusätzlichen Einflusses, den Gray Harbor selbst durch die Eheschließung seiner Tochter mit dem Herzog gewonnen hatte, und nicht, weil Kahlvyn immer einer seiner standfestesten Verbündeten gewesen war – im Geheimen Staatsrat ebenso wie im Parlament.
    Nein. Er war bereit gewesen, diese Möglichkeit vollständig abzutun, weil Kahlvyn seiner Tochter Zhenyfyr immer ein zärtlicher und liebevoller Gemahl gewesen war, und ihren beiden Kindern ein aufopferungsvoller Vater. Weil er an die Stelle von Gray Harbors längst verstorbenen Sohn Charlz getreten war.
    Weil Graf Gray Harbor seinen Schwiegersohn wirklich liebte.
    Doch, so musste er sich grimmig eingestehen, wenn es hier um irgendjemand anderen gegangen wäre, hätte er die Vermutungen, die Wave Thunder geäußert hatte, als … überzeugend empfunden.
    Nicht schlüssig, nicht eindeutig!, schoss ihm durch den Kopf, geradezu aufsässig. Doch dann sackten seine Schultern wieder herab. Nicht schlüssig, nicht eindeutig, aber doch vielsagend genug, dass man sie nachverfolgen muss. Vielsagend genug, dass sie einen Einfluss darauf haben werden, wie Haarahld über ihn denkt, und auch, in welchem Ausmaß Haarahld ihm wird vertrauen können. Dieser verdammte so genannte Seijin!
    Alles, was hier vorgebracht worden war, hätte der Graf ohne Bedenken abtun können, wäre es nicht in Hairatha zum Tod der beiden Ermittler in Seafarmers Diensten gekommen … und befände sich Kahlvyn nicht in Handelsbeziehungen mit Emerald. Wie viele Adlige,

Weitere Kostenlose Bücher