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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Studierzimmers; in schweren Wellen prasselte der Regen gegen die kleinen Rauten der Scheiben und rann daran hinab. »Bei diesem Wetter?«
    »Jawohl, Euer Durchlaucht.« Marhys Wyllyms war schon seit fast sechzehn Jahren in Tirians Diensten. Seine Miene wirkte fast heiter, doch Tirian sah an seinem Blick, dass irgendetwas nicht stimmte, und richtete sich in seinem Sessel auf.
    »Und wer ist dieser ›Besuch‹?«, fragte er dann.
    »Es ist Graf Gray Harbor, Euer Durchlaucht.«
    »Was?!« Gegen seinen Willen gelang es Tirian doch nicht, sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen, und Wyllyms verneigte sich ein wenig.
    »Der Graf persönlich?«, fragte Tirian nach, und wieder verneigte Wyllyms sich. »Hat er …«
    Tirian sprach nicht weiter. Nichts, was er sich vorstellen könnte, mochte seinen Schwiegervater dazu bewegen, sich in einer Nacht wie dieser hier hinauszubegeben. Und gewiss nicht, ohne zumindest vorher anzudeuten, dass er ihm einen Besuch abstatten werde! Und das bedeutete, es musste sich um einen ernstlichen Notfall handeln, doch der Graf hatte ganz offensichtlich – und das war ja auch nicht verwunderlich – Wyllyms gegenüber die Natur dieses Notfalls nicht erläutert.
    »Der Graf«, sagte der Haushofmeister nach einer kurzen Pause, »ist mit der Kutsche angereist, Euer Durchlaucht. Nur ein einziger Leibgardist begleitet ihn. Ich habe sie in die Bibliothek gebeten und ihnen Erfrischungen angeboten, bevor ich Euch von der Anwesenheit Eurer Gäste in Kenntnis gesetzt habe. Er hat das Angebot einer Erfrischung im Übrigen abgelehnt.«
    Wieder hob Tirian eine Augenbraue, dieses Mal ernstlich beunruhigt. Es war nun wahrlich nicht angemessen, dass der Erste Ratgeber von Charis in Begleitung nur eines einzigen Gardisten reiste, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit – und schon gar nicht in einer derartigen Nacht! Er wollte schon etwas sagen, doch dann zwang er sich innezuhalten und zuerst kurz nachzudenken.
    »Also gut, Marhys«, sagte er dann nach kurzem Schweigen. »Ich werde sofort zu ihm gehen.« Er blieb noch lange genug an seinem Schreibtisch sitzen, um hastig einige Notizen auf ein Blatt Papier zu schreiben, dann faltete er es zusammen und reichte es Wyllyms. »Ich kann mir nicht vorstellen, was den Grafen dazu bewegen könnte, bei diesem Wetter hierher zu reisen, aber ich bin mir sicher, dass er nicht grundlos aufgebrochen ist. Lass seine Kutsche und seinen Kutscher in die Stallungen bringen. Ich weiß nicht, wie lange der Graf bleiben wird – über Nacht, wenn ich ihn überreden kann, nicht wieder hinaus in diesen Sturm zu gehen –, aber sorg zumindest dafür, dass seine Pferde und seine Kutschen nicht im Regen warten müssen, so lange er hier ist.«
    »Selbstverständlich, Euer Durchlaucht.«
    »Und nachdem du das angeordnet hast, bringst du diese Nachricht bitte persönlich zu Captain Zhahnsyn.«
    Frahnk Zhahnsyn war der Kommandant von Tirians Leibgarde, der einzige seiner ranghöheren Untergebenen, der sogar noch länger als Wyllyms in seinen Diensten stand.
    »Selbstverständlich, Euer Durchlaucht«, murmelte der Haushofmeister erneut und zog sich auf eine Handbewegung seines Herzogs hin aus dem Studierzimmer zurück.
    Tirian blieb noch einen Augenblick sitzen und starrte blicklos das regengepeitschte Fenster an. Dann holte er tief Luft, erhob sich und verließ ebenfalls den Raum. »Vater!«, sagte Tirian, als er forschen Schrittes die Bibliothek betrat.
    In Tellesberg fiel die Temperatur so gut wie nie unter den Gefrierpunkt, doch es konnte schon recht frisch werden, vor allem im Winter; und in einer Nacht, in der ein solches Wetter herrschte, war es tatsächlich kühl genug, ein Feuer zu entzünden. Natürlich kam das gleichermaßen der emotionalen Befindlichkeit zugute, wie es die eigentliche, körperliche Kälte vertrieb, und nun stand Graf Gray Harbor vor dem Kamin und streckte die Hände den prasselnden Flammen entgegen.
    Die Bibliothek war deutlich größer als Tirians Studierzimmer. Tatsächlich hätte Tirian, hätte Wyllym die Gäste nicht schon in diesen Raum gebeten, ein deutlich kleineres, vertraulicheres Gemach gewählt. Dieser gewaltige Raum war Teil eines Anbaus dieser Stadtvilla, den Tirians Großvater mütterlicherseits, selbst des Lesens fast unkundig, seinerzeit seiner Tochter zum Hochzeitsgeschenk gemacht hatte. Der alte Mann hatte keine Kosten und Mühen gescheut, seinem geliebten ältesten Kind die beeindruckendste Bibliothek von ganz Tellesberg zu schenken, und er

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