Operation Arche - 1
kann, muss ich gewisse Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
»Selbstverständlich, Mein Prinz.«
»Gut«, wiederholte Hektor und winkte kurz mit der rechten Hand. Respektvoll verneigte sich der Gardist vor Mhulvayn und hielt ihm die Tür auf, und Mhulvayn trat aus dem Audienzgemach in den dahinter liegenden Flur und spürte äußerst behutsamen Optimismus in sich aufsteigen. »Wie denken Sie darüber?«, fragte Prinz Hektor und blickte zu Graf Coris hinüber, sobald sich die Tür hinter Mhulvayn und dem Captain der Garde geschlossen hatte.
»Ich denke, uns liegt keine unabhängige Information vor, die auch nur ein einziges Wort dessen, was er hier berichtet hat, würde bestätigen können, Sire«, erwiderte Coris nach kurzem Nachdenken.
»Also denken Sie, dass er lügt?«
»Das habe ich nicht gesagt, Sire«, gab der Graf ruhig und selbstsicher zurück; es war ein Auftreten, das völlig im Gegensatz zu dem stand, wie er sich sonst, in Gegenwart anderer, Hektar gegenüber verhielt. »Ich habe lediglich gesagt, dass wir keinerlei unabhängige Bestätigungen dafür haben, und dem ist auch so. Es ist gewiss möglich, dass er tatsächlich lügt – die Vorstellung, seine gesamte Information sei zusammengebrochen, bloß weil irgendwelche unglücklichen Umstände eingetreten sind, die niemand hätte vorhersehen oder verhindern können, ist schließlich auf jeden Fall dazu geeignet, ihm den Hals zu retten –, aber ich bin mir nicht sicher, dass er tatsächlich lügt. Andererseits bin ich einfach nicht bereit, ohne jeden Zweifel davon auszugehen, dass er nicht lügt. Und selbst wenn er das, was er da berichtet, tatsächlich für die Wahrheit hält, würde das immer noch nicht bedeuten, dass seine Analyse der Lage tatsächlich zutreffend ist.«
»Ich denke«, sagte Hektor nach langem, nachdenklichem Schweigen, »dass ich ihm tatsächlich glaube. Wir haben für die Arbeit in Tellesberg keine Narren ausgewählt, und nur ein Narr würde eine derartig wilde Geschichte herbeiphantasieren – schließlich müsste er ja wissen, dass wir es früher oder später doch herausfinden, wenn er uns angelogen hat. Und ich vermute, dass seine Theorie, was dort geschehen ist, im Grunde durchaus richtig sein kann.«
Der Prinz schob seinen Sessel zurück und erhob sich, dann durchquerte er das Gemach und trat ans Fenster. Es war sehr breit und lag in einer dicken Mauer aus hitzeabweisendem Stein, und nun stand es offen, damit jeder Luftzug dieses Gemach würde erreichen können, denn Manchyr, die Hauptstadt von Corisande, lag dem Äquator noch näher als Tellesberg, und die Mittagssonne stand glühend heiß am Himmel. Nun lehnte sich der Prinz aus dem Fenster, blickte auf das bunte, tropische Blütenmeer seines Palastgartens hinab und lauschte dem Gezwitscher der Singvögel, die er sich in der Voliere des Palastes hielt.
»Nahrmahn ist ein Narr«, sagte er leise und so sachlich, dass er die meisten Menschen damit hätte täuschen können, aber gewiss nicht Phylyp Ahzgood. »Tohmas ist, Langhorne weiß, kein Genie, aber er ist zu vernünftig, um es sich mit mir verscherzen zu wollen, und er ist wahrlich kein Schwachkopf. Nahrmahn andererseits kann genau das äußerst überzeugend vorspiegeln. Das haben wir schon immer gewusst. Aber man muss mit dem Werkzeug arbeiten, das einem zur Verfügung steht, und ich muss bedauerlicherweise gestehen, dass ich nie begriffen habe, wie schwachköpfig er doch ist.«
»Wir wussten bereits, dass seine Leute in diesen Attentatsversuch verwickelt waren, Sire«, merkte Coris an, und Hektor nickte, ohne den Blick von seinem Garten abzuwenden.
»Das wohl. Aber dass er sich mit Tirian eingelassen hat, war unglaublich dumm. Letztendlich mussten die beiden sich doch gegenseitig an die Gurgel gehen, und dass er sich dazu hat beschwatzen lassen, Cayleb ermorden zu wollen …!«
Schließlich drehte sich der Prinz wieder zu Coris herum, schüttelte den Kopf und spannte die Kiefermuskulatur so fest an, dass man ihm den Zorn deutlich ansah.
»Wäre dieser Versuch erfolgreich gewesen, dann hätte das nur bedeutet, dass Tirian ihm noch früher in den Rücken gefallen wäre. Sogar Nahrmahn hätte das bewusst sein müssen!«
»Ich gebe zu, dass Nahrmahn nicht gerade der Hellste ist, Sire. Doch gleichzeitig hat er auch eine gewisse Skrupellosigkeit an den Tag gelegt, was ›Werkzeuge‹ anging, denen er in irgendeiner Weise verpflichtet gewesen wäre. Es sollte mich nicht sonderlich überraschen zu entdecken, dass er,
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