Operation Arche - 1
weiterhin Mhulvayn anschaute; in seinem Blick lag mehr Bestürzung, als es Mhulvayn jemals bei ihm erlebt hatte.
»Jawohl, Mein Lord.« Mhulvayn zog es vor, Coris’ Frage zu beantworten, doch sein Blick blieb weiterhin fest auf Hektor gerichtet. »Soviel ist schon sehr viel früher an die Öffentlichkeit gelangt. Ebenso auch die Tatsache, dass er in irgendetwas verwickelt war, das eindeutig als ›Hochverrat‹ anzusehen sei, doch Wave Thunder und Haarahld hatten bemerkenswert viel Erfolg dabei, einen Großteil der Details zu verbergen – vermutlich solange, bis sie ihre eigene Untersuchung abgeschlossen hatten. Erst nachdem die Fraynceen eintraf, habe ich die ersten Gerüchte gehört, er sei nicht nur tot, sondern es sei Graf Gray Harbor persönlich gewesen, der ihn getötet habe.«
Coris’ Kiefer sank herab, und Hektor lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte die Unterarme auf die Armlehnen.
»Wie Zhaspahr gewiss in seinem letzten Bericht an Euch angemerkt hat, Mein Lord«, fuhr Mhulvayn fort, »wurde das eigentliche Attentat auf Cayleb durch das Eingreifen eines Fremden vereitelt – eines Mannes namens ›Merlin‹, der anscheinend von sich behauptet, ein Seijin zu sein. Ich bin nicht in der Lage zu entscheiden, ob er tatsächlich ein Seijin ist oder nicht, aber ganz offensichtlich ist er ein sehr gefährlicher Mann, der das Schwert geschickt zu führen weiß. Einer der Attentäter konnte gefangen genommen werden – auch hier besagen die Gerüchte, das sei diesem Merlin zu verdanken. Laut dem, was ich von meinen Kontaktleuten im Palast erfahren habe, ist der Mann, den sie in Gewahrsam genommen haben, kaum mehr als ein einfacher Soldat, und man sollte bei jemandem in seiner Position nicht erwarten, dass er Zugang zu wirklich wichtigen Informationen gehabt haben würde.
Unglücklicherweise, zumindest für Herzog Tirian, wusste dieser Mann anscheinend deutlich mehr, als jeder ihm zugetraut hätte. Wie dem auch sei: Bei seiner Vernehmung hat er irgendetwas gesagt, das Wave Thunder Anlass zu der Vermutung gegeben hat, Tirian habe in irgendeiner Weise unmittelbar mit Nahrmahn zu tun. Gray Harbor war nicht gewillt, etwas Derartiges über seinen Schwiegersohn zu glauben – ganz zu schweigen davon, dass Tirian ja auch der Vetter des Königs war –, aber die Beweislage muss doch recht erdrückend gewesen sein, wie auch immer sie nun genau ausgesehen haben mag, denn Gray Harbor hat Tirian persönlich mit diesen Anschuldigungen konfrontiert. In den meisten Versionen, die mir über die sich anschließenden Ereignisse zu Ohren gekommen sind, wollte er Tirian wohl dazu bringen, sich zu stellen und sich ganz Haarahlds Gnade zu unterwerfen – was schon eines vermuten lässt: Was auch immer sie gewusst haben, sie haben noch nicht einmal ansatzweise die Gesamtlage erfasst.
Niemand, mit dem ich gesprochen habe, war sich ganz sicher, was in dieser Nacht geschehen ist, aber Gray Harbor hat Tirians Stadtvilla aufgesucht, begleitet von seinem persönlichen Leibgardisten und eben besagtem Merlin. Als er Tirian dann zur Rede gestellt hat, ist es zu einem Kampf gekommen. Gray Harbors Leibgardist ist dabei gefallen, und ebenso zehn oder sogar fünfzehn von Tirians Männern – der größte Teil von denen wurde anscheinend wieder von diesem Merlin erschlagen –, und Gray Harbor selbst hat Tirian getötet.«
»Bei Langhorne!«, murmelte Coris und legte die Hand erst kurz ans Herz, dann an die Lippen.
»Und Sie glauben, dass diese Geschichten die Wahrheit sind?«, fragte Hektor angespannt.
»Mein Prinz, sie müssen es sein«, gab Mhulvayn nur zurück. »Es besteht kein Zweifel, dass Gray Harbor Tirian getötet hat.
Das hat der Palast selbst noch an dem Nachmittag, an dem wir in See gestochen sind, offiziell bestätigt, und der Mann war König Haarahlds Vetter – Vierter in der Thronfolge. Gray Harbor wäre zumindest seines Amtes enthoben und eingekerkert worden, solange die Fakten untersucht würden. Nichts dergleichen ist geschehen, und dieser so genannte Seijin ist immer noch ein angesehener Gast in Haarahlds Palast. Tatsächlich ist er mittlerweile sogar zu einem Mitglied der Royal Guards geworden und fungiert jetzt als Caylebs persönlicher Leibgardist, obwohl er doch in all diese Geschehnisse unmittelbar verwickelt war.«
Hektor nickte bedächtig, ganz offensichtlich dachte er angestrengt über Mhulvayns Argumentation nach. Dann neigte er den Kopf wieder zur Seite.
»Sind Sie der Ansicht, das, was Tirian
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