Operation Arche - 1
müssen. Und ich möchte Tohmas hier wissen, sodass ich ihm geradewegs in die Augen schauen kann.«
»Sire?« Erstaunt hob Coris die Augenbrauen. »Denkt Ihr, Tohmas denkt darüber nach, sich Nahrmahn anzudienen?«
»Nein«, gab Hektor bedächtig zurück. »Das nicht. Aber es sollte mich nicht sonderlich überraschen, wenn Nahrmahn nicht versuchen würde, ihn genau davon zu überzeugen. Es wäre ganz Nahrmahns Stil, meine Autorität hier im Bund schwächen zu wollen, um seine eigene Verhandlungsbasis zu stärken. Und ich glaube nicht, dass Tohmas dumm genug wäre, darauf hereinzufallen, aber ich muss mir dennoch absolut sicher sein können.«
»Und wenn Nahrmahn erfährt, dass Sie beide einander getroffen haben, Sire? Und dass er nicht eingeladen wurde, einen Abgesandten zu diesen Besprechungen zu schicken?«
»Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn er das erführe.« Jetzt war Hektors Lächeln kalt, und seine Augen wirkten sehr düster. »Erstens ist Tohmas einer der ranghöchsten Adeligen im gesamten Bund, und Emerald gehört zum Bund noch nicht einmal dazu. Nahrmahn hat einfach nicht das Recht, sich zu uns an den Tisch zu setzen, solange wir ihn nicht ausdrücklich dazu einladen. Und zweitens wäre es mir eine große Freude, diesen Narren ein wenig ins Schwitzen zu bringen. Außerdem …« – Hektor schnaubte – »… kann er, angesichts der Tatsache, dass er selbst in diesen Attentatsversuch verwickelt ist, kaum darauf hoffen, die Seiten zu wechseln und uns an Haarahld zu verraten, selbst wenn wir seine Gefühle tatsächlich verletzen sollten, oder nicht?«
»Wohl eher nicht«, gab Coris zu und lächelte nun ebenfalls dünn.
»In der Zwischenzeit sollten wir uns wahrscheinlich überlegen, welche Schritte wir werden einleiten können, um den Druck auf Charis zu erhöhen, solange Haarahld immer noch dadurch abgelenkt ist, sich ganz auf Emerald zu konzentrieren. Und natürlich«, setzte der Prinz ein wenig verbittert hinzu, »müssen wir selbst auch immer in Bewegung bleiben, solange wir uns von dem Schaden erholen, den Nahrmahns kleines Fiasko unserer eigenen Organisation in Tellesberg zugefügt hat.«
»An welche Art Schritte hattet Ihr gedacht, Sire?«
»Ich weiß nicht, ob wir so viele Gelegenheiten zum offenen Handeln haben werden«, gab Hektor zu, »und selbst wenn, würde ich es vielleicht doch vorziehen, vorerst darauf zu verzichten. Schließlich war es ja Nahrmahns dringendes Bedürfnis, hier ›offen zu handeln‹, was uns diesen ganzen Schlamassel erst eingebrockt hat! Aber mir ist der Gedanke gekommen, wir sollten auf jeden Fall umgehend Schritte einleiten, unseren Einfluss auf den Rat der Vikare zu steigern.«
»Das ist riskant, Sire«, warnte Coris ihn. Hektors Augen blitzten, doch er nahm die Skepsis des Grafen deutlich ruhiger auf, als die meisten seiner Höflinge das erwartet hätten.
»Das weiß ich auch«, gab er nach einigen Sekunden des Nachdenkens zu. »Aber ich denke, dass es für Haarahld noch deutlich riskanter ist als für uns selbst. Er hat immer noch diese verdammte Hochschule am Hals. Wenn wir ein wenig Glück haben, können wir vielleicht die Vierer-Gruppe davon überzeugen, ihm daraus einen Henkersstrick zu drehen.«
Coris nickte, doch die Geste drückte deutlich mehr ›Akzeptanz‹ aus als ›Zustimmung‹, und Hektor wusste auch warum. Corisande war vom Tempel noch weiter entfernt als Charis, und das gleiche unweigerliche Misstrauen, das die Kirche stets Charis gegenüber hegte, wirkte sich ebenso auf Corisande aus. Doch Hektor hatte sorgsam darauf geachtet, wirklich nicht das Geringste zu tun, was in irgendeiner Weise diesem Misstrauen Vorschub leisten könnte, während Haarahlds offene Unterstützung dieser ›Königlichen Hochschule‹, die sein Vater ins Leben gerufen hatte, und auch seine ebenso offene Umsetzung der Sozialpolitik, die dereinst Haarahlds Urgroßvater eingeleitet hatte, sich auf die Kirche in exakt umgekehrter Weise auswirkten. Und gemeinsam hatten Hektor und Nahrmahn ungleich mehr Gold an ungleich mehr Diener des Tempels verteilt als Haarahld. Dennoch war Coris der Vorstellung gegenüber, die ›Tempel-Karte‹ auszuspielen, in jeder Hinsicht deutlich weniger geneigt, als das für seinen Prinzen galt.
»Und wie denkt Ihr über diesen ›Merlin‹, den Mhulvayn erwähnt hat, Sire?«, erkundigte sich der Graf nun, und Hektor lächelte kurz darüber, dass es dem Grafen so geschickt und taktvoll gelungen war, das Thema zu wechseln.
»Im
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