Operation Arche - 1
praktisch als Rückversicherung, jemanden mit einem Messer ganz in die Nähe von Tirian hat einschleusen können.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht.« Hektor klang, als gestehe er diese Möglichkeit gegen seinen eigenen Willen ein, doch dann zuckte er mit den Schultern und schüttelte verärgert den Kopf.
»Aber selbst, wenn wir davon einmal ausgehen, dann wäre jegliche ›Rückversicherung‹ doch ganz offensichtlich gescheitert, oder nicht? Und nach dem zu urteilen, was Mhulvayn hier berichtet hat, sieht es doch ganz so aus, als würde Haarahld jetzt genau so reagieren, wie ich das auch erwartet hätte. Dieser schwachköpfige Attentatsversuch muss Nahrmahn fast zehn Jahre Arbeit gekostet haben, in denen er sein eigenes Netzwerk in Charis aufgebaut hat! Ganz zu schweigen davon, wie es sich auf unsere eigenen Bemühungen auswirkt! Und ich fürchte, diese Möglichkeit, die Mhulvayn da angesprochen hat − dass die tatsächlich die Identität einiger seiner Agenten kennen und Wave Thunder sich einfach dazu entschlossen hat, sie an Ort und Stelle zu belassen und genauestens zu beobachten, jetzt, wo ihr Meister doch um sein Leben rennen müsste –, muss äußerst ernst genommen werden.«
Kurz blickte er wieder aus dem Fenster, dann ging er zu seinem Sessel zurück und setzte sich wieder.
»Und«, fuhr er dann noch grimmiger fort, »wenn Haarahld diesen unmittelbaren Angriff auf die Monarchie als ›kriegerische Handlung‹ ansieht, dann lässt er es vielleicht nicht mit Nahrmahns Spionen bewenden.«
»Haltet Ihr das wirklich für möglich, Sire?«
»Ich weiß es nicht.« Unruhig trommelte Hektor mit den Fingerspitzen auf den Tisch. »Jeder weiß, dass er Cayleb und seine anderen Kinder abgöttisch liebt. Ganz offensichtlich nimmt er diese ganze Situation nicht auf die leichte Schulter – das zeigt sein bisheriges Verhalten ja schon überdeutlich. Und wenn er genügend stichhaltige Beweise hat und in diesem Attentat tatsächlich eine ›kriegerische Handlung‹ sieht, dann ist es sehr gut möglich, dass Nahrmahn plötzlich miterleben muss, wie die Charisian Navy in die Eraystor Bay hereingesegelt kommt. Und dann werden wir uns entscheiden müssen, ob wir diesem Schwachkopf unsere Unterstützung anbieten – womit wir, ganz nebenbei bemerkt, uns in gewisser Weise dieses Attentats selbst mitschuldig machten, zumindest ›nach begangener Tat‹, wie es so schön heißt –, oder ob wir einfach hinnehmen, dass ein ziemlich gewaltiger Brocken unseres eigenen großen Plans uns einfach unter den Füßen wegbricht.«
Coris dachte über die Worte seines Prinzen nach, die Hand über die Augen gelegt.
»Ich denke, Sire«, sagte er schließlich, »dass, wenn Haarahld tatsächlich militärisch eingreifen wollte, er das bereits getan hätte. Charis verfügt über genügend jederzeit einsatzbereite Galeeren, um Nahrmahns Flotte an einem einzigen Nachmittag völlig aufzureiben, ganz ohne unsere Hilfe, und Haarahld würde Nahrmahn gewiss nicht die Zeit lassen, uns an seine Bündnisse mit uns zu erinnern.«
»Vielleicht ja, vielleicht nein«, gab Hektor zurück. »Haarahld muss selbst etwas vorsichtig vorgehen, wissen Sie. Er ist weder in Zion noch im Tempel sonderlich beliebt, und das weiß er auch genau. Abgesehen davon weiß doch jeder, dass Nahrmahn – und ich natürlich auch – Mahntayl in Hanth gegen Breygart unterstützt hat. Es gibt im Tempel so manche, zum Beispiel Clyntahn und der Rest der Vierer-Gruppe, die jegliches Vorgehen gegen Nahrmahn als Racheakt genau deswegen ansehen würden. Also ist es unwahrscheinlich, dass Haarahld irgendwelche Angriffe startet, ohne zunächst äußerst stichhaltige Beweismittel zusammenzutragen, die sein Handeln in jeglicher Hinsicht rechtfertigen.«
Coris nickte.
»Damit mögt Ihr sehr wohl recht haben, Sire. Wenn dem so ist, wie gehen wir dann weiter vor?«
»Wir werden deutlich erklären, dass wir in jeder Hinsicht unschuldig sind, wenn Haarahld versucht, uns in gleich welcher Weise mit Nahrmahns Angriff in Verbindung zu bringen.« Hektor lächelte dünn. »Und ausnahmsweise werden wir dabei sogar ganz die Wahrheit sagen. Das ist doch wirklich mal eine ganz neue Erfahrung! Und ich denke, wir sollten zahlreiche unserer einflussreicheren Adeligen zu einer persönlichen Besprechung einladen … ohne das Nahrmahn gegenüber zu erwähnen. Ich muss absolut sicher gehen können, dass die verstehen, was wir hier tun – oder zumindest genau das verstehen, was sie darüber wissen
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