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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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verpflichtet, einen Zehnt von zwanzig Prozent seines Einkommens abzuliefern − jedes Jahr aufs Neue. Es gehörte zu den Aufgaben der weltlichen Regenten, diesen Zehnt einzusammeln und ihn der Kirche abzuliefern; die Kirche nutzte ihn dann für wohltätige Zwecke, für den Bau noch weiterer Kirchen und als Grundkapital für ein äußerst einträgliches Geldverleihergeschäft, bei dem sie den örtlichen Prinzen und dem Adel genau diese Gelder wieder zur Verfügung stellten – zu einem Wucherzins. Und natürlich finanzierte sie auf diese Weise das Leben in ungeheurem Reichtum und Luxus, das sie ihren ranghöchsten Geistlichen zugestand.
    Es war eine geradezu grotesk kopflastige Struktur, und der Absolutismus der Macht, den die Kirche innehatte, wurde nur noch durch den eigenen Glauben an die Rechtmäßigkeit dieser Macht übertroffen. Nimue verabscheute das alles.
    Und doch, dessen ungeachtet, war ein kleiner Teil von ihr versucht, sich einfach nur zurückzuhalten und überhaupt nichts zu tun. Das einzige Ziel von ›Operation Arche‹ war es gewesen, der Menschheit eine Zuflucht zu bieten, in der es keine High-Tech-Spuren geben konnte, die das Interesse der Gbaba-Aufklärerschiffe auf sich würden ziehen können, und bislang schien dieses größenwahnsinnige Hirngespinst, das Langhorne da ersonnen hatte, tatsächlich genau das zu bieten. Doch ein anderer Teil in Nimues Innersten war zugleich entsetzt und empört über diesen gewaltigen Schwindel, diesen ungeheuerlichen Betrug, der dort an den Safeholdianern verübt wurde. Und vielleicht noch mehr darüber, dass das, was ihre SNARCs bislang gemeldet hatten, Nimue vermuten ließ, dass diese Fassade allmählich zu bröckeln begann.
    Es sieht nicht so aus, als würde jemand das theologische Grundkonzept in Frage stellen – noch nicht, dachte sie. Aber das Bevölkerungswachstum ist viel zu groß, und die Kirche hat auch erkannt, wie viel Wahrheit in dem alten Sprichwort liegt, Macht würde korrumpieren. Ich wünschte, ich könnte die SNARCs in das Innere des Tempels selbst einschleusen, aber auch ohne die ist es doch offensichtlich, dass dieser ›Rat der Vikare‹ so korrupt und so selbstsüchtig ist wie jede aus der Menschheitsgeschichte bekannte Diktatur. Und selbst wenn er sich dessen nicht bewusst ist, muss es doch außerhalb dieses Rates genügend Leute geben, die bemerken, wie sehr hier gegen die allgemeinen Interessen entschieden und gehandelt wird.
    Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein einheimischer Martin Luther oder Jan Hus auftritt und Reformen verlangt, und sobald die zentrale Matrix erst einmal ins Wanken gerät, wer weiß schon, in welche Richtung sich dann alles entwickelt? Jegliche Reformation auf Safehold wird unglaublich heftig und unschön werden, angesichts dieser Allgegenwart der Kirche und ihres Monopols auf die weltliche Macht. Und diese Leute hier glauben absolut und unumstößlich daran, dass die Erzengel immer noch irgendwo dort draußen sind und über sie wachen. Die Gläubigen werden erwarten, dass der ›Erzengel Langhorne‹ und seine Gefährten wieder zurückkehren, um der Kirche zur Seite zu stehen – oder eben den Reformern. Und wenn das nicht geschieht, dann wird früher oder später irgendjemand behaupten, sie hätten sowieso nie existiert, allen ›Beweisen‹ zum Trotz, und dass diese ganze Religion seit fast eintausend örtlichen Jahren nichts als eine einzige, gewaltige Lüge ist. Und wenn das geschieht …
    Nimue erschauerte – eine rein psychosomatische Reaktion, das wusste sie selbst –, und ihre Miene wurde noch verschlossener.

August, im Jahr Gottes 890

.I.
    Stadt Tellesberg, und das Harith- Vorgebirge, in der Nähe von Rothar,
    Königreich Charis Euer Hoheit, ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee ist«, sagte Lieutenant Falkhan. »Tatsächlich halte ich es sogar für eine sehr schlechte Idee.«
    Kronprinz Cayleb schaute den Kommandanten seiner Leibgarde an und hob schweigend eine Augenbraue. Das war eine Mimik, die er von seinem Vater abgeschaut hatte, und Cayleb hatte sie in letzter Zeit eifrig geübt. Bedauerlicherweise schien sie nicht ganz die gleiche Wirkung zu haben, wenn Cayleb sie einsetzte.
    »Ist ja gut und schön, mir diesen Blick zuzuwerfen«, gab Falkhan zurück. »Ihr seid schließlich nicht derjenige, der Seiner Majestät wird erklären müssen, was mit seinem Erben geschehen ist, wenn doch ein Unglück geschieht. Und bei dem Glück, das mir normalerweise beschieden ist, wird genau das geschehen,

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