Operation Arche - 1
Gespräch über diese Truppenverstärkung – und auch die Gründe dafür – höchste Sicherheitsvorkehrungen walten lassen. Doch keine dieser Vorkehrungen berücksichtigte SNARCs und deren Möglichkeit, mehrfach einsetzbare Parasiten-Spione abzusetzen.
»Mich haben Visionen von Cayleb ereilt«, fuhr Merlin fort. »Nicht nur in Gesprächen mit Euch, sondern auch bei der Jagd, mit seinem Schwertmeister, sogar beim Studieren seiner Bücher.« Merlin lächelte sanft und schüttelte darüber den Kopf. »Und ich habe gesehen, wie er mit Euch im Rat gesessen hat, und an Bord eines Schiffes.
Und ebenso wie mich jene Visionen ereilt haben, habe ich auch Euer Volk gesehen. Ich habe Cayleb gegenüber gesagt, das, was ich gesehen habe, führe zu einer äußerst guten Meinung meinerseits über Euch, Euer Majestät, und dem ist auch so. In aller Ehrlichkeit, und ohne damit Euer Wohlwollen erheischen zu wollen, haben mich noch keine Visionen eines anderen Königs auf Safehold ereilt, der so sehr dem Ideal nahe kommt, das die Kirche fordert. Ihr seid nicht perfekt. Ihr seid es sogar, wenn Ihr mir verzeihen wollt, ganz und gar nicht. Doch zugleich seid Ihr Euch dessen bewusst, und Ihr habt – was vielleicht sogar noch wichtiger ist – Euren Erben gelehrt, sich dessen ebenfalls bewusst zu sein. Diese Eigenschaften, dieses Verantwortungsbewusstsein, sind zu selten und für mich zu wertvoll, um sie achtlos abzutun. Ich glaube, der Grund dafür, dass ich gesehen habe, was die Visionen mir zeigten, war, dass ich hierher kommen sollte, um Euch meine Dienste anzubieten, Euch mit allem, was mir zur Verfügung steht, zu Diensten zu sein, um dieses Königreich zu bewahren und auch die Tradition des Pflichtbewusstseins, das seine Monarchen stets zu bedenken bemüht waren und sind.«
»Ein Lob der Lobenswerten ist stets besonders willkommen«, sagte Haarahld, nachdem er erneut lange nachdenklich geschwiegen hatte. »Ich hoffe allerdings, Ihr werdet mir nachsehen, wenn ich darauf hinweise, dass die Grenze zwischen ›Lob‹ und ›Schmeichelei‹ nur allzu oft verschwimmt.«
»Vor allem, wenn derjenige, der das Lob vorbringt, eigene Wünsche hat«, stimmte Merlin zu. »Und, um ehrlich zu sein, Euer Majestät, ich habe einen eigenen Wunsch.« Haarahld kniff die Augen zusammen, und Merlin lächelte. »Ich habe den Wunsch zu erleben, dass Charis all das wird, was es werden kann.«
»All das, was es werden kann«, wiederholte Haarahld. »Warum gerade Charis? Selbst wenn alles, was Ihr über meine guten Eigenschaften gesagt habt, tatsächlich der Wahrheit entspräche, stellt sich immer noch die Frage, warum Ihr gerade dieses Königreich ausgewählt habt. Das kann nicht daran liegen, dass Ihr Euch meinem Reich in irgendeiner Weise verbunden fühlt, denn das Einzige, was man gewiss mit Sicherheit über Euch sagen kann, ist, dass Ihr kein Charisianer seid. Wenn Ihr mir also vergeben wollt, Seijin Merlin, es muss Euch um irgendetwas gehen, was Ihr von Charis erhofft. Ihr verfolgt irgendein eigenes Ziel. Und auch wenn ich Euch zutiefst dankbar dafür bin, meinen Sohn gerettet zu haben, und auch wenn nur einem Narren würde entgehen können, welchen Wert ein Ratgeber hätte, der das sieht, was Ihr zu sehen scheint, könnte doch kein König, der seine Krone zurecht trägt, die Dienste eines solchen Ratgebers in Anspruch nehmen, ohne sich sicher sein zu können, dass das, was dieser Ratgeber erreichen will, dem entspricht, was eben jener König erreichen will.«
In seinem Sessel lehnte sich Merlin nun zurück und schaute den Monarchen von Charis nachdenklich an, dann nickte er. Haarahld VII. war exakt so realistisch, wie Merlin das erwartet hatte, doch unter seiner harten Oberfläche lag immense Ehrlichkeit. Das war ein Mann, der sehr wohl zu Täuschungen in der Lage war, er kannte sich mit Lug und Trug aus, konnte dabei auch mit den gefährlichsten Gegnern mithalten, doch das war nicht die Vorgehensweise, die er bevorzugte.
Natürlich blieb es noch abzuwarten, ob Bischof Maikel ähnlich realistisch und hart war. Üblicherweise wäre Merlin nicht gerade sehr optimistisch gewesen, was einen Bischof der Kirche des Verheißenen betraf, doch Maikel war alles andere als typisch für diesen Menschenschlag.
Zum einen war der Beichtvater des Königs selbst Charisianer. So weit Merlin das bislang hatte ermitteln können, hatte der Bischof das Königreich noch nie im Leben verlassen, außer für seine eigene Pilgerreise zum Tempel, und er war der
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