Operation Arche - 1
…« – wieder berührte er das eingestickte Symbol seines Ordens auf der Brust seines Habits – »… derer Ihr bedürft.«
Hätte Merlin aus Fleisch und Blut bestanden, so hätte er jetzt erleichtert ausgeatmet. Doch dem war nun einmal nicht so. Also blieb er nur sitzen und wartete, während Haarahld seinem Beichtvater tief in die Augen blickte. Dann richtete der König seine Aufmerksamkeit erneut auf Merlin.
»Und wie würdet Ihr Charis dienen?«, fragte er den Fremden aufmerksam.
»Mit meinen Visionen, so wie sie mich ereilen. Mit meinem Schwert, wenn ich es muss. Und mit meinem Verstand, wie man es mir gestattet«, erwiderte Merlin schlicht. »So bin ich mir beispielsweise sicher, dass Ihr den Attentäter vernommen habt, den wir lebendig haben einfangen können.«
»Den Ihr lebendig habt einfangen können«, korrigierte Haarahld ihn, und Merlin zuckte leichthin mit den Schultern.
»Das vielleicht, Euer Majestät. Aber da mich keine Vision seiner Vernehmung ereilt hat – wie ich bereits sagte, sehe ich vieles, aber nicht alles –, weiß ich nicht, wer ihn geschickt hat.«
Hahlmahn und die beiden Wachen beugten sich ein wenig vor; ihr Blick wirkte sehr ernst. Nachdenklich schürzte Bischof Maikel die Lippen, und Merlins Lächeln war geradezu eisig.
»Ich weiß, es muss sehr verführerisch sein, Hektor von Corisande dafür verantwortlich zu machen«, fuhr er fort, »doch in diesem Falle wäre das ein Fehler. Die Männer, die versucht haben, Prinz Cayleb zu ermorden, waren Söldner, Desnairianer, die Prinz Nahrmahn angeheuert hat, zusammen mit … gewissen anderen, doch Prinz Hektor wurde, so weit ich das weiß, nicht einmal dazu konsultiert.
Das bedeutet natürlich nicht, dass er nicht möglicherweise in andere, eigene Verschwörungen verwickelt ist. Tatsächlich ist sein Einwand gegen Eure eigene Ermordung, Euer Majestät, oder auch die von Cayleb, die Folge einer rein taktischen Überlegung, nicht etwa persönliche Skrupel. Nach allem, was er seinen engsten Ratgebern und Dienern gegenüber geäußert hat, und was ich von den Briefen gelesen habe, die er an Nahrmahn schickt, ist er einfach nur der Ansicht, ein solcher Attentatsversuch habe wenig Aussicht auf Erfolg. Und ich denke, er fürchtet sich auch davor, wie Euer Königreich reagieren würde, wäre ein solcher Versuch doch erfolgreich. Ihm steht nicht der Sinn danach, Euch im Kampf Schiff gegen Schiff gegenüberzutreten, zumindest noch nicht, und er glaubt, wenn Cayleb getötet würde und Ihr wäret der Ansicht, Corisande stecke dahinter, dann würde ihm genau das bevorstehen. Deswegen zieht er es vor, Eure Stärke auf See zu untergraben, um Euch zu schwächen, bis er einen deutlich konventionelleren Schlag gegen Euch wird führen können. Ihr habt einmal gesagt, er sei eine Sandmade, keine Peitschenechse, als Ihr mit Cayleb über ihn gesprochen habt, und ich bin der Ansicht, das sei eine sehr passende Beschreibung gewesen. Doch in diesem Fall denkt die Sandmade in deutlich … konventionelleren Bahnen als ihre Verbündeten.«
Haarahlds Blick war zunehmend aufmerksam geworden, je länger er Merlins Ausführungen lauschte. Jetzt lehnte er sich in seinem Sessel wieder zurück, und seine Miene wirkte zutiefst erstaunt.
»Seijin Merlin«, sagte er, »als ich Euch zu dieser Audienz eingeladen habe, hatte ich, ganz ehrlich gesprochen, nicht erwartet, Euch Glauben schenken zu können. Ich wollte es nur zu gerne, was allein schon einer der Gründe war, warum ich entschlossen war, es nicht zu tun. Doch die besten Spione der Welt hätten Euch niemals all das berichten können, was Ihr mir gerade erzählt habt, und jedes einzelne Wort war völlig richtig, so weit meine eigenen Informationsquellen das bestätigen können. Ich weiß, dass jemand, der das gesagt hat, was Ihr gerade eben hier ausgesprochen habt, sofort verstehen wird, dass es trotz all dessen Eure Aufrichtigkeit und Vertrauenswürdigkeit noch zu überprüfen gilt. Ich persönlich, als einfacher Mensch – als Haarahld Ahrmahk – würde Euch jetzt bereits vertrauen. Aber als König Haarahld von Charis kann ich keinem Menschen das Vertrauen schenken, dass ich Euch würde schenken müssen, wollte ich Eure Dienste in Anspruch nehmen, bis besagter Mensch sich als über jeden Zweifel erhaben erwiesen hätte.«
»Euer Majestät«, erwiderte Merlin mit leiser Stimme, »Ihr seid ein König. Es ist Eure Pflicht, niemals zu vergessen, dass Menschen nur allzu oft lügen. Dass sie zu betrügen
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