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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ranghöchste geborene Charisianer in der gesamten erzbischöflichen Hierarchie. Dass Haarahld vor zehn Jahren beschlossen hatte, Maikel Staynair solle sowohl der Bischof von Tellesberg sein als auch sein Beichtvater, war bei dem Vorgänger von Erzbischof Erayk nicht gut angekommen. Doch Haarahld hatte hartnäckig auf seinem Vorrecht beharrt, den Geistlichen auf dem erzbischöflichen Stuhl der Hauptstadt selbst zu benennen, und im Laufe der Jahre war Maikel ein Mitglied des innersten Kreises der Ratgeber des Königs geworden.
    Das mochte sich als sehr günstig erweisen … oder als sogar äußerst ungünstig.
    »Euer Majestät«, sagte Merlin schließlich, »warum hat Euer Urgroßvater in Charis die Leibeigenschaft vollständig abgeschafft?«
    Haarahld legte die Stirn in Falten, als überrasche ihn diese Frage. Dann zuckte er mit den Schultern.
    »Weil er glaubte, das sei das, was Gott von uns wünsche.«
    »Aber in Emerald gibt es nach wie vor die Leibeigenschaft«, merkte Merlin an, »und auch in Tarot, in Corisande und in Chisholm. In Harchong ist das Leben eines Leibeigenen nicht viel besser als das der wilden Tiere. Tatsächlich behandeln sie dort sogar ihre Zugtiere besser als ihre Leibeigenen, weil die Tiere ungleich teurer sind, und in Desnairia und Trellheim wird offene Sklaverei betrieben. Selbst in den Tempel-Landen …« – jetzt schaute er vom König zu Bischof Maikel hinüber, und in seinem Blick lag der Hauch einer Herausforderung – »… sind die Menschen an die großen Ländereien der Kirche gebunden, auch wenn sie nicht als ›Leibeigene‹ bezeichnet werden. Doch hier gibt es dergleichen nicht. Warum nicht? Ihr sagt, das ist nicht das, was Gott von uns wünscht, aber warum glaubt Ihr das?«
    »Die Heilige Schrift lehrt, dass Gott jeden ›Adam‹ und jede ›Eva‹ im gleichen Augenblick erschaffen hat, in der gleichen Umsetzung Seines Willens durch den Erzengel Langhorne«, gab Haarahld zurück. »Er hat nicht zuerst die Könige erschaffen, oder die Adligen, oder die reichen Händler. Er hat den Odem des Lebens jedem einzelnen Mann und jeder einzelnen Frau in die Nase geblasen. Gewiss bedeutet das, dass alle Männer und alle Frauen Brüder und Schwestern sind. Wir mögen vielleicht nicht alle in den gleichen Stand hineingeboren sein, nicht in dieser späteren, weniger perfekten Welt. Einige von uns sind nun König, und einige werden in den Adelsstand hineingeboren, oder in den Reichtum, oder in alle drei Vorzüge zusammen. Doch jene, die in bescheidenere Verhältnisse hineingeboren wurden, sind dennoch immer noch unsere Brüder und Schwestern. Wenn Gott die Menschen so sieht, dann müssen wir es ihm gleichtun, und wenn das alles wirklich so stimmt, dann sind Menschen kein Vieh, keine Schafe, keine Pferde und keine Drachen. Sie sind nichts, was man besitzen sollte.«
    Jetzt blickte er Merlin fast finster an, und Merlin zuckte die Achseln.
    »Und würdet Ihr dem zustimmen, Bischof Maikel?«, fragte er leise.
    »Sehr wohl.«
    Die Stimme des Geistlichen war tief und kräftig, sowohl der Predigt als auch dem Gebet sehr angemessen, und in seinen Augen lag ein deutlicher Glanz. Sie wirkten nicht ganz so hart wie die Augen Haarahlds, doch auch in diesem Blick lag keinerlei Scheu, und wieder nickte Merlin bedächtig. Dann schaute er erneut zum König dieses Reiches hinüber.
    »Andere Regenten scheinen nicht Eurer Ansicht zu sein, Euer Majestät«, merkte er an. »Selbst die Kirche scheint das anders zu sehen, zumindest, wenn man ihr Verhalten in ihren eigenen Landen zugrunde legt. Aber Ihr glaubt es. Und das, Euer Majestät, ist mein Ziel, genau das Ziel, das ich verfolge. Ich glaube die gleichen Dinge wie Ihr, und ich sehe kein anderes, einflussreiches Königreich, das sie in die Tat umsetzt. Ich respektiere Euch, und in vielerlei Hinsicht bewundere ich Euch. Aber meine wahre Treue?« Erneut zuckte er die Achseln. »Diese Treue gilt nicht Euch, nicht Cayleb, sondern der Zukunft. Ich werde Euch benutzen, wenn mir das möglich ist, Euer Majestät. Mit Eurer Hilfe werde ich den Tag erleben, an dem kein Mensch mehr einen anderen besitzt, an dem kein Mensch mehr denkt, jemand, der unter seinem eigenen Stande geboren ist, sei Vieh oder dergleichen.«
    Zornig funkelte Hahlmahn ihn an, doch Haarahld nickte nur langsam und mit äußerst nachdenklicher Miene.
    »Und das ist der wahre Grund, warum mir daran gelegen ist, dass Charis nicht nur weiter überlebt, sondern immer weiter erblüht«, fuhr Merlin fort.

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