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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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»Nicht, weil ich gewaltige Reiche so sehr lieben würde, und nicht, weil ich Reichtum ersehne, oder weil ich militärische Stärke mit der wahren Stärke eines Königreiches verwechseln würde. Aber auch wenn es mir nicht gegeben sein mag, die Zukunft zu sehen, so weiß ich doch, welche Zukunft ich gerne sehen würde. Ich glaube zu wissen, welche Werte, welche Gesetze, welche Art der Monarchie Gott sich wünscht. Und zu diesem Zeitpunkt, Euer Majestät, stellt Charis die beste Hoffnung für eben jene Zukunft dar, die zu erwachsen ich mir wünschen würde. Genau deswegen habe ich von Anfang an gesagt, ich sei nicht nach Charis gekommen, um tatsächlich Euch zu Diensten zu sein, sondern eben Charis. Dem ganzen Konzept von Charis, der Zukunft dieses Reiches.«
    Leise trommelte Haarahld mit den Fingerspitzen der rechten Hand auf die Armlehne seines Sessels, dann schaute er zu Bischof Maikel hinüber.
    »Maikel?«, fragte er leise.
    »Sire«, erwiderte der Bischof ohne jegliches Zögern, »ich habe an nichts von dem, was dieser Mann gesagt hat, etwas auszusetzen. Ich kenne Eure Hoffnungen und Eure Wünsche. Und ich weiß, was Ihr am meisten fürchtet.« Erneut strich er über das Szepter auf seiner Brust, anscheinend völlig unbewusst, und seine Nasenflügel bebten. »Wenn Ihr gestattet, Sire?«
    Haarahld nickte, und der Bischof richtete den Blick wieder auf Merlin.
    »Ich bin noch nie einem echten Seijin begegnet«, sagte er. »Einmal habe ich einen Mann getroffen, der ein Seijin zu sein behauptete, doch in Wahrheit war er lediglich ein Scharlatan.«
    »Eure Eminenz«, ergriff Merlin das Wort, nachdem der Bischof schwieg, »Ich habe nicht behauptet, ein Seijin zu sein; ich nehme für mich lediglich in Anspruch, einige der Fähigkeiten erworben zu erworben, die den Seijin zugeschrieben werden.«
    »Dieser feine Unterschied war mir nicht entgangen«, merkte Maikel mit einem kleinen Lächeln an. »Tatsächlich habe ich, so wenig ich auch würde behaupten wollen, es als Theologe meinen geschätzten Kollegen im Tempel gleichtun zu können, mich an schon so mancher theologischen Debatte beteiligt. Und, das mag eine Konsequenz dessen sein, mir sind mehrere Dinge aufgefallen, die Ihr nicht gesagt habt.«
    »Tatsächlich?« Merlins Miene blieb nach wie vor so höflich aufmerksam, wie er das beabsichtigt hatte, doch innerlich schrillten zahllose Alarmglocken, als der Bischof ihn mehrere Sekunden lang nur schweigend anschaute.
    »Laut den vielen Geschichten, die ich gelesen habe, als ich noch jünger war«, hob Maikel schließlich an, »wird ein wahrer Seijin oft erst im Nachhinein als solcher erkannt: anhand der Taten, die er vollbracht hat. Andere mögen ihm diesen Titel zusprechen, doch er selbst nimmt ihn nur selten für sich in Anspruch. Das Wesen dieser ›Visionen‹, die Ihr erwähnt habt, wird jedoch vielen als hinreichender Beweis erscheinen, dass, was auch immer Ihr in Wirklichkeit sein mögt, Ihr zumindest kein gewöhnlicher Sterblicher seid. Also können wir uns vielleicht darauf einigen, dass ›Seijin‹ tatsächlich der beste Begriff ist, dessen wir uns bedienen können – zumindest vorerst –, um Euch als das zu beschreiben, was Ihr wirklich seid.
    Aber nachdem wir uns darauf geeinigt haben: Was haben wir von Euch und Euren Zielen zu halten? Das, und Ihr werdet mir sicherlich beipflichten, ist die entscheidende Frage. Und meine Antwort auf diese Frage lautet, dass die Heilige Schrift lehrt, die wahre Natur eines jedes Mannes werde sich in seinem Handeln zeigen. Es ist bedeutungslos, ob jener Mann ein König ist, ein Händler, ein Seijin oder ein Bauer; letztendlich vermag er nicht zu verbergen, was er in Wahrheit ist, wofür er in Wahrheit steht und eintritt. Bislang habt Ihr Cayleb das Leben gerettet. Ob Gott Euch nun zu genau diesem Behufe zu uns geschickt hat oder nicht, vermag ich nicht zu sagen. Aber meines Erachtens ist das nicht das Handeln jemandes, der im Dienste der Finsternis steht.«
    Der Bischof blickte seinen Monarchen an und neigte in einer sonderbar förmlichen Geste den Kopf.
    »Euer Majestät«, fuhr er dann fort, »ich spüre keinerlei Arglist bei diesem Manne. Ich mag mich selbstverständlich täuschen – anders als der Großvikar oder der Kanzler bin ich doch nur ein bescheidener, unbelesener Provinz-Bischof. Doch mein Rat an Euch lautet, ihm zuzuhören. Ich weiß, welche Dunkelheit sich auf uns herabsenkt. Vielleicht sind dieser Mann und die Dienste, die er Euch anbietet, genau die Lampe

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